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Online-ZeitungWie stark bewegt sich die Rocker-Szene in Deutschland? |
28.11.2012 |
Forsetzung: Forever Angel!
Wie stark bewegt sich die Rocker-Szene in Deutschland?
Juni wurden rund um das Brandenburger Tor und dessen größeren Umkreis mit zirka 1000 Polizisten und Verstärkung durch die GSG 9 Großaktionen durchgeführt - Wohnungen, Clubhäuser und Arbeitsplätze durchsucht, sieben Haftbefehle vollstreckt. Dabei mussten die Beamten in einem Fall in Hennigsdorf gar feststellen, dass der Präsident eines Vereins ein ehemaliger Kollege war. Kurz zuvor wurde die Hauptstadtgruppe der Hells Angels verboten. Deren Mitglieder, aber auch "Members" der eigentlich verfeindeten Bandidos sind zu den Brandenburger Rockern übergelaufen. In Deutschland sind bereits 15 "Motorcycle Clubs" verboten worden, darunter auch die Mongols sowie zahlreiche Ortsgruppen der Hells Angels und Bandidos. Immer wieder versuchen die Behörden ein bundesweit geltendes Verbot durchzusetzen. Dafür müssten allerdings Vergehen nach dem § 129 StGB (Bildung krimineller Vereinigungen) nachgewiesen werden, was bislang nicht möglich war. Nach Angaben der Ermittler scheint somit nichts mehr übrig geblieben, was im Rocker-Kultfilm "Easy Rider" von Peter Fonda und Dennis Hopper ausgelebt wird: Freiheitsliebende Outlaws auf ihren tollen Maschinen! Außen hart, innen mit weichem Kern. Die Rocker-Kultur ist eigentlich eine Protestbewegung. Sie entwickelte sich ursprünglich aus Kriegsveteranen, nach dem Einsatz heimgekehrten Soldaten, die sich auf der Suche |
nach fortwährender Kameradschaft und Zusammenhalt zu solchen Randgruppen zusammengeschlossen haben. Innerhalb eines so manchen Clubs werden die Mitglieder auch häufig mit "Bruder" angesprochen. Heute hingegen sind die Clubs streng hierarchisch aufgebaut und teilweise militärisch organisiert. Den Clubregeln ("Standards") hat sich jedes Mitglied bedingungslos zu unterwerfen. Die Experten sprechen hierbei vom "Rockerparadoxon": einerseits die nie enden wollende Freiheitsliebe, andererseits die Unterordnung in die engen Zwänge der MCs. Allerorts finden sich Unterstützer und Sympathisanten – bis hinein in Polizeikreise. Gebietsansprüche werden erhoben, eine Grenzmissachtung zieht meist die blutige Vergeltung mit sich. Auch das simple Durchfahren eines solchen beanspruchten Gebietes durch das Mitglied einer anderen Gang zieht den unehrenhaften Verlust der Kutte mitsamt des Colours mit sich. Unehrenhaft deshalb, weil beides als unantastbar gilt und sich jedes Mitglied jahrelang schinden lassen musste, bis es wirklich dazugehörte: Vom "Hangaround" über den "Prospect" bis hin zum "Member". Erst dann gelten solche Ehrenformeln wie "Dein Bruder hat nicht immer recht, doch ist er immer Dein Bruder!", "Einmal Freeway - immer Freeway" oder "Gott vergibt, die Outlaws nie!" (Ulrich Stock)
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Info-Box:
Die weltweit bekannteste Rockervereinigung sind die Hells Angels. Sie wurden 1973 auch in Deutschland gegründet und umfassen dort rund 51 Charter.
Die Bandidos gibt es seit 1999 in deutschen Landen. 71 Chapter sind der Polizei bekannt.
Die Outlaws entstanden durch die Umbenennung der ("schwarzen") Ghost Riders im Jahr 2001. Ihre Homepage nennt 50 Chapters.
Der einzige Rockerverein mit deutschen Wurzeln ist der Gremium MC, der 1972 in Mannheim gegründet wurde. Er umfasst 70 Chapter und ist der mitgliederstärkste Club.
Kleinere MCs, wie die "Bones", die "Nomads" und die "Destroyers" aus München gingen als Charter in den großen Vereinen auf ("patchover").
Bildquelle: Manuel Gäck / pixelio.de
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