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Online-ZeitungAlles Pferd, oder was? |
20.02.2013 |
Fortsetzung: Die Reversibilität der Kulinarik: Alles Pferd, oder was?
Da bekommt "Ein Fiaker-Gulasch, bitte!" eine komplett andere Bedeutung!
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) spricht von einer eindeutigen Täuschung der Verbraucher und fordert nun eine schnellst mögliche Aufklärung. Zudem soll im Rahmen eines nationalen Aktionsplanes die ausführliche Herkunftskennzeichnung der Bestandteile auf den Verpackungen angegeben sein. Diesen Schritt lehnte die Ministerin noch vor zwei Jahren ab - wird aber inzwischen auch durch die EU-Kommission auf seine Machbarkeit hin geprüft! Daneben soll eine Art Frühwarnsystem installiert werden. Produktionsvolumen und Warenströme - bis ins Detail kontrolliert. Wurde eine solche Maßnahme nicht schon beim Eier-Dioxin-Skandal thematisiert? Die Verbraucherminister verhandelten in ihrer dieswöchigen Krisensitzung über einen Schulterschlusses zwischen Bund und Länder für die Umsetzung eines solchen Warnsystems. Außerdem ging es um die Konsequenzen des Fleischskandals. "Die Verbraucher haben Anspruch auf größtmögliche Transparenz...!", so Aigner. Apropos - bei Untersuchungen von Döner wurde neben Pferde- auch Schweinefleisch festgestellt. Gläubige Moslems dürfen jedoch Schweinefleisch nicht essen.
Ein Schnellwarnsystem besteht bereits mit dem "Rapid Alert System for Food and Feed" (RASFF) in Luxemburg. Hier werden Verdachtsmomente bei Lebens- und Futtermittel erfasst und an die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union weitergegeben. Nach Angaben der RASFF sind rund 144 Tonnen falsch deklarierter Produkte nach Deutschland gelangt. Alleine durch ein Unternehmen aus Luxemburg wurden bis zu 2,8 Mio. Portionen ausgeliefert, durch den Mutterbetrieb in Frankreich gar 4,8 Mio. - u.a. auch nach Deutschland. Zudem stießen die Kontrolleure bei einem Hersteller aus Liechtenstein und einer heimischen Firma aus dem brandenburgischen Neuruppin auf Pferde-DNA.
Europaweit haben inzwischen nationale Polizei und Justiz aber auch die EU-Behörde Europol erste Ermittlungen aufgenommen. Ein Ende des Skandals ist derzeit noch nicht abzusehen - die Probenuntersuchungen sollen Ende März abgeschlossen sein. Derweil werden immer mehr Produkte aus dem Sortiment der Supermärkte verschwinden. So hat etwa auch die Firma SGS darauf hingewiesen, dass Pferdefleisch in der Eigenmarke einer großen Supermarktkette, die durch SGS beliefert wird, nicht ausgeschlossen werden könne. Im Portfolio von SGS findet sich u.a. auch die Produktlinie "Schuhbecks Genießer Service", hochwertige Produkte mit der Lizenz von Sternekoch Alfons Schuhbeck, der Pferdefleisch in diesen, von ihm lizensierten Produkten jedoch ausschließt! Auch beim größten Lebensmittelhersteller der Welt, Nestlé in der Schweiz schrillten bereits die Alarmglocken. In Umfragen betonen zudem immer mehr Verbraucher, auf die Verwendung derartiger Speisen oder gar auf Fleisch vorübergehend zu verzichten. Eine ganze Branche macht sich somit selbst kaputt!!!
Das Bundesverbraucherministerium hat eine Hotline eingerichtet. Besorgte Konsumenten können sich unter 0228/24 25 26 27 (Mo-Do 08.00-18.00 Uhr) informieren oder eine Mail an info@verbraucherlotse.de senden. Produkte, die bereits aus dem Sortiment des Händlers entfernt wurden, können dort zurückgegeben werden, der Kaufpreis wird erstattet. Verbraucherschützer empfehlen, vom Verzehr solcher verdächtig erscheinenden Fertig- und Tiefkühlprodukte vorerst Abstand zu nehmen.
PS: Der "Fiaker-Gulasch" ist eine Alt-Wiener-Spezialität. Wadschinken vom Rind und Sacherwürstel (lange Wiener Würstchen) mit Saft (Sauce) und Semmelknödeln! Ein Pferd hat - trotz des Namens - hier nichts zu suchen!
(Ulrich Stock)
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