Jeder Mensch, der durch den Missbrauch legaler oder illegaler Drogen stirbt, ist ein Toter zu viel! Dabei zeigt der diese Woche in Berlin und Lissabon veröffentlichte Jahresbericht der deutschen (DBDD) und europäischen (EBDD) Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht leider keine Neuigkeiten auf. Der Drogenkonsum bleibt stabil! Jahr für Jahr fallen europaweit geschätzte 10-20.000 Menschen ihrer Drogensucht zum Opfer; 2010 waren es in Deutschland 1.237. Die Todesspirale ist dabei zumeist dieselbe. Versuchen - Abhängigkeit - Armut - Kriminalität - Goldener Schuss. Nach Schätzungen leben in Deutschland zwischen 30-60.000 Kinder, deren Eltern abhängig von illegalen Drogen sind. Addiert man die Alkoholiker-Famlien hinzu, so ergibt dies die erschreckende Zahl von bis zu 2,65 Millionen Kinder - jedes 5. deutsche Kind ist somit betroffen! Die meisten davon wachsen in Armut und sozialer Ausgrenzung auf. Sehr hoch ist die Zahl jener, die in weiterer Folge ins kriminelle Milieu abgleiten. Auch hier: Ein Teufelskreis! |
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Steigend! Der Vertrieb läuft zumeist über das Internet. Europaweit sind 600 solcher Online-Shops aufgedeckt worden - in deutschen Landen waren es 26. Dabei zielen an sich harmlose Ausdrücke wie "Badesalz" oder "Kräutermischung" auf die Zielgruppe. Durch den Hinweis "Nicht für den menschlichen Konsum geeignet!" sichern sich die Anbieter rechtlich ab. Wird ein Portal dicht gemacht, folgen zwei andere nach. Bei diesen "Legal Highs" wird die Gesetzgebung immer hinterher hinken, sind sich auch die Experten einig. Wird eine neue Substanz gefunden und verboten, ist sie nicht selten bereits aus der Szene wieder verschwunden oder in einer geringfügig anderen Zusammensetzung erhältlich. Alleine in diesem Jahr wurden 39 solcher "Legal Highs" entdeckt - 2011 könnte ein Rekordjahr werden. Die grösste Gefahr besteht darin, dass deren gesundheitliche Folgewirkungen grossteils gar nicht bekannt sind - auch in Kombination mit anderen legalen und illegalen Drogen. Deshalb forderte EBDD-Direktor Wolfgang Götz bei der Präsentation des Jahresberichtes in Lissabon eine Neuordnung der europäischen Drogenpolitik. Die Linke hat gar auf ihrem Parteitag in Erfurt die Legalisierung aller Drogen im Zuge einer rationalen und humanen Drogenpolitik in das Parteiprogramm aufgenommen. Demnach soll der Verkauf aber nur fachlich qualifizierten Stellen, wie etwa den Apotheken, vorenthalten |
bleiben. Über eine Beratungspflicht von Käufern und Verkäufern ist man sich noch uneins. Hierdurch könne dem Schwarzmarkt entgegengewirkt werden, wo sehr häufig unreine Suchtmittel kursieren. Dem allerdings widerspricht eine Studie der Universität Bristol zur Gefahr von süchtig machenden Substanzen. David Nutt und sein Team erstellten ein Drogenranking. Demnach sind Heroin und Kokain nach wie vor die gefährlichsten Suchtmittel. Doch bereits auf Platz 3 finden sich die Barbiturate, gefolgt von Methadon und Alkohol. |
TAM-News |
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Online-Zeitung |
Drogenbericht 2011 |
17-jährigen).
Bessere Zahlen gibt es beim blauen Dunst. Immer mehr Deutsche verzichten auf den Griff zur Zigarette - nurmehr 30 % rauchen regelmässig. Auch bei den Jugendlichen hat sich die Zahl der Raucher in den letzten neun Jahren praktisch halbiert. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 13 %.
Erfasst wurde in dem Jahresbericht übrigens auch die Abhängigkeit vom Glückspiel - hier gelten nicht weniger als 600.000 Menschen als geschädigt. Mit 560.000 Personen allerdings entwickelt sich das Internet zu jenem Suchtbereich, mit den höchsten Steigerungsraten.
(Ulrich Stock)
16.11.2011
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