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Online-ZeitungRatings - das Schreckgespenst der Gegenwart |
18.01.2012 |
Etwas diffiziler präsentiert sich die Lage in Frankreich, der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Zone. Wenn auch der französische Finanzminister Francois Baroin vorerst meinte, dass es nicht die Rating-Agenturen sind, die die Politik des Elysee-Palastes diktieren, so gerät Präsident Nicolas Sarkozy zunehmend in die Bredouille. Drei Monate vor den Wahlen nutzt die politische Opposition die unerwartete Hilfe, um damit an Boden zu gewinnen. Der Kandidat der Sozialisten (PS), Francois Hollande, erklärt beispielsweise die Politik seines Kontrahenten als gescheitert. Sarkozy habe das Triple-A zur Basis seiner Legislaturperiode auserwählt. Durch die Herabstufung sei er jetzt nicht mehr glaubwürdig. Ähnlich argumentieren auch die Grünen sowie die Rechtsextremen. Sarkozy selbst schwimmen derzeit wahrhaft die Felle davon. Bester Beweis dafür ist die Absage des Treffens mit Angela Merkel und Mario Monti (Italien), das für diese Woche vorgesehen war. Doch am meisten ärgert die Franzosen wohl, dass Deutschland die Bestwertung beibehielt. Die beiden Staaten agieren nun in unterschiedlichen Spielklassen - bislang undenkbar für den Nationalstolz unserer westlichen Nachbarn! Dadurch könnte aus dem Europäischen Rettungsduo Merkozy nurmehr eine Ich-AG oder wie in diesem Falle ein "Eine-Frau-Betrieb" werden: Die europäische Alleinherrscherin Angela Merkel wäre geboren! Auch in Europa lässt die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen nurmehr ab einer gewissen Bewertung als Sicherheit zu. Dass allerdings auch die scheinbar über jeden Fehler erhabenen Prüfer nur Menschen sind, |
ergaben die sehr guten Bewertungen der US-Investmentbank Lehman Brothers, die im Herbst 2008 den Bach runter ging und damit die weltweite Finanzkrise auslöste. Auch wenn Deutschland seine Triple-A-Bewertung vorerst hat halten können, geht es nun aufgrund der letzten Entwicklungen an's Eingemachte: Die Bundesrepublik hat bislang im Euro-Rettungs-Fonds für rund 40 % der Garantiesumme gebürgt - dies sind 211 Milliarden Euro. Durch die Abwertung Frankreichs und Österreichs könnte diese Bürgschaft auf rund 75 % ansteigen! Alleine die Abwertung Frankreichs ließ den EFSF um 80 Milliarden auf nunmehr 360 Milliarden schrumpfen. Der EFSF nimmt Kapital am Markt auf um damit Staaten in Not helfen zu können. Wird dieser nun schlechter bewertet, fallen höhere Zinsen an, die das komplette Kartenhaus zum Einsturz bringen könnten. Dies aber hat Berlin bereits wohlwissend zur Kenntnis genommen und es abgelehnt, einen höheren Beitrag zu leisten. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will nun auch den Einfluss dieser Rating-Agenturen einschränken, indem etwa Großinvestoren (wie Versicherungen) nicht mehr gesetzlich dazu verpflichtet werden, ihr Geld nur in Bestbewertungen zu investieren! Ähnlich - wenn auch nicht erwartet - die Reaktion aus China. So schreibt die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua: "Jetzt wo die Krise leichte Anzeichen eines Abebbens zeigt, belastet die umfassende Herabstufung von S&P einmal mehr die Märkte und drückt auf die Zuversicht der Investoren!" Der Wirtschaftsriese steht nun vor der Entscheidung, andere Anlagemöglichkeiten für seine Billionen an Devisenguthaben zu finden. Staatsanleihen werden zunehmend riskanter.
Ulrich Stock |
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