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Online-ZeitungPapstbesuch - Ethos und Recht |
23.09.2011 |
Papstbesuch - Ethos und Recht
Das katholische Kirchenoberhaupt, Papst Bendikt XVI. auf Deutschlandbesuch und es hagelt Proteste! Was lief bei diesem Deutschlandbesuch schief?!
Zweimal hat der Pontifex Benedikt XVI. bislang sein Heimatland Deutschland besucht. Im Jahr 2005 wurde er beim Weltjugendtag in Köln gefeiert, drei Jahre später in Regensburg aufgrund eines daneben gegangenen islamischen Zitates medial ausgebuht. Deshalb erwartete ganz Deutschland die Ankunft des Papstes mit großer Spannung. Verantwortlich dafür waren vor allem zwei heiße Termine, die Josef Ratzinger wahrgenommen hat. Einerseits die Zusammenkunft mit den evangelischen Christen in Erfurt, andererseits die Rede im Bundestag. Ersteres ließ nicht wirklich viel erwarten, nachdem die katholische Kirche nach wie vor aufgrund ihres Selbstverständnisses nicht im Ökumenischem Rat vertreten ist und so mancher Priester Schlimmes befürchten muss, wenn er ohne ausdrückliche Genehmigung seines Bischofs eine ökumenische Messe abhält. Konzentrieren wir uns also auf den Auftritt des Papstes vor den Politikern in Berlin.
"Wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen!" (Papst Benedikt XVI.). In seiner viel befürchteten Rede nahm der Pontifex allerdings nicht den Zeigestab zur Hand, um die Bundesregierung bei aktuellen Ereignissen zu belehren. Zumindest nicht direkt. Wer sich was zwischen den Zeilen gedacht hat, der hat zumindest zugehört. Ob dies ein Anfang ist, muss sich noch zeigen. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche hat sich vielmehr auf den Ethos, die Moral der Politiker bezogen. Er hat versucht, sie wieder dorthin zurückzuholen, wo sie hingehören: "Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen." Natürlich soll dabei der Erfolg auch ausgekostet werden, doch sollte er nicht zum Maßstab aller Dinge werden. Die Macht dürfe nicht gegen das Recht gehen. Hier hat Benedikt XVI. auch den Vergleich mit dem Nationalsozialismus nicht gescheut: Der Staat wurde zum Instrument der Rechtszerstörung! Es war also ein Appell an die Politiker, zum "positivistischen Konzept der Natur und Vernunft" zurückzukehren! Soweit der erste Teil der Rede. Im zweiten holte das katholische Kirchenoberhaupt dann zum Rundumschlag aus: Europa dürfe nicht aufgrund der Bestrebungen weiter Kreise gegenüber der anderen Kulturen in den Status der Kulturlosigkeit gerückt werden! Daneben begrüße er die ökologischen Bewegungen, die nach frischer Luft geschrien und dadurch aufgezeigt haben, dass etwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt! Genau diese Inhalte wurden im Vorfeld der Bundestagsrede von Papst Benedikt XVI. befürchtet.
Der Artikel 140 des Grundgesetzes regelt den Standpunkt der Kirche in Deutschland. Dabei ist die Trennung zwischen Staat und Kirche durchaus erwünscht und im Art. 136 (1) WRV verfassungsrechtlich niedergeschrieben. Hier kam es zuletzt zu heftigen Diskussionen, ob denn das Oberhaupt einer Weltreligion vor dieser rechtsstaatlichen Institution zu Wort kommen sollte. Der Papst trat als Papst, nicht als Josef Ratzinger, Oberhaupt des eigenständigen Staates Vatikanstadt, auf! Damit wurden Religion und staatspolitische Ansichten vermischt. Ein Umstand, den sehr viele Abgeordnete nicht goutierten und der Rede aus Protest fernblieben. Ob es hierbei nun Sinn macht, die dadurch freigewordenen 100 Sitzplätze im Podium durch ehemalige Bundestagsabgeordnete zu füllen, sei dahingestellt. Dadurch wurde der Protest der fehlenden Abgeordneten zumindest nicht offenkundig sichtbar. Sicherlich würde auch die Rede des Dalai Lama vor den Volksvertretern für solche Diskussionen verantwortlich sein - von den außenpolitischen Protesten Chinas mal gänzlich abgesehen.
"Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen."
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