US-Sparkurs | 01.02.2012 |
TAM-NEWS
(Bildquelle: Pixelio/Schnoooki, Matthias Balzer)
US-Sparkurs
Neben der Streichung betrifft der Sparkurs auch die Neubeschaffung. So werden Bestellungen erstmal auf Eis gelegt (etwa bei der Lockheed F-35 - einem Mehrzweckkampfflugzeug oder bei U-Booten der Virgina-Klasse) bzw. wieder zurückgezogen (dem Funksystem Joint Tactical Radio System).
Auch strategisch hat sich einiges geändert: Der US-amerikanische Feldstecher ist in Richtung asiatisch-pazifischer Raum (Nordkorea) sowie dem Nahen Osten (Iran) gerichtet. Dadurch werden auf Kosten der Army (der Landstreitkräfte) die Air Force und die Navy aufgewertet. Alleine beim Fussvolk (Infanterie) sollen bis 2017 bis zu 80.000 Soldaten ausgemustert werden. Dies trifft auch die US-Basen in Europa. Zwei schwere der insgesamt vier Brigaden werden Schmalhans-Küchenmeister zum Opfer fallen (schwere Brigaden sind Panzerbrigaden mit Artillerieverstärkung). Nach ersten Andeutungen könnten in Deutschland die Standorte Baumholder in der Pfalz (170. Infanteriebrigade) und Grafenwöhr in Bayern (172. Infanteriebrigade) davon betroffen sein. Dies sind zumindest 7.000 Mann - hinzu kommen deren Familien. In den Regionen schrillen bereits die Alarmglocken! Dadurch bricht ein kompletter Wirtschaftsfaktor weg. Die beiden Brigaden in Vilseck in der Oberpfalz und im italienischen Vicenza werden vorerst nicht betroffen sein. Auch die Mannstärke der Marine wird um etwa 20.200 auf dann 182.000 verringert.
Verteidigungsminister Leon Panetta ist seit dem 01. Juli 2011 im Amt - er hat Robert Gates abgelöst. Von 1994 bis 1997 übte er unter Präsident Bill Clinton die Funktion des Stabschefs des Weissen Hauses aus. Zuletzt war er erster Agent des US-Geheimdienstes CIA. In einem Brandbrief an die beiden
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republikanischen Mitglieder im Verteidigungsausschuss John McCain und Lindsey Graham warnt Panetta vorwurfsvoll vor den drastischen Ausgabenkürzungen. In den nächsten zehn Jahren sollen 1 Billion US-Dollar gekürzt werden. Dies entspricht einer Etatkürzung von 20 %. Damit müssten nicht nur zahlreiche Rüstungs- und Baupläne über den Haufen geschmissen, sondern auch ziviles Personal abgebaut werden. Panetta spricht von 20 % der Angestellten. Die Zahl der Kriegschiffe würde auf den Stand von 1915 sinken, jene der Bodentruppen auf jenen des Jahres 1940. Die Luftwaffe wäre noch nie so klein gewesen wie nach den Kürzungen.
Doch klopft der Kalifornier wohl an die falsche Tür. Nach dem Beinahe-Staats-Bankrott im August letzten Jahres wurde eine Superkommission eingesetzt, die Einsparpotential in der Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar in den kommenden zehn Jahren ausfindig machen soll. Misslingt dieses Vorhaben, so werden völlig automatisch 1,2 Billionen gekürzt, die Hälfte davon bei den Streitkräften. Antreibende Kraft bei dieser Entscheidung waren die Republikaner! Nun dürfte es also mehr als interessant werden, wie dies alles im Wahlkampf um die Präsidentschaft vermarktet wird. Ausserdem: Werden Rüstungsvorhaben schubladisiert, betrifft dies auch sehr viele Wählerstimmen in den Wahlkreisen der Senatoren und Kongressabgeordneten, die dadurch ihren Job verlieren könnten!
Ulrich Stock
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