TAM-News |
||
Online-ZeitungCastor-Transport |
25.11.2011 |
Am 22. Februar 1977 verkündete der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, dass das Wendland, der äußerste Nordosten Niedersachsens, als bestmögliche Variante aus dem Auswahlverfahren für ein atomares Endlager hervorgegangen ist. Bereits am 12. März desselben Jahres kam es zu einer Großkundgebung vorort, an welcher rund 20.000 Menschen teilnahmen. Es folgten ein Traktorenzug nach Hannover und eine Demo mit über 100.000 Personen. Die Ratsherren der Gemeinde Gorleben schließlich gaben - obwohl sie sich zuvor dagegen ausgesprochen hatten - den Plänen grünes Licht. In dem ehemaligen Gorleben-Rambower-Salzstock soll der stark strahlende Atomabfall ab dem Jahr 2030 endgelagert werden. Immer wieder jedoch warnen Experten davor: Die Geologie sei nicht sicher genug! In diesem Bereich etwa fehlen mehrere hundert Meter dicke, oligozäne Tonschichten, die üblicherweise für solche Lager als Schutzschild favorisiert werden (schützendes Deckgebirge). Dieses Gebirge wurde durch eiszeitliche Gletscher abgetragen. Deshalb fordert das Bundesamt für Strahlenschutz eine Mehrbarrieren-Lösung. Auch brach ein Teil des bis in das Bundesland Brandenburg reichenden Salzbergwerks beim Ausbau beinahe zusammen. Zudem tritt immer wieder Wasser ein. Und außerdem spaltet sich Salz durch die Bestrahlung in Natrium und Chlorgas auf. Gemeinsam mit Wärmequellen kann dies zu einer nicht mehr kontrollierbaren Kette von Explosionen führen (Prof. Den Hartog - Universität Groningen). Bündnis 90/Die Grünen erklären nun, dass ein entsprechender Untersuchungsausschuss des Bundestages zweifelsfrei nachgewiesen habe, dass der Standort eine rein politische Entscheidung war - eine Vereinbarung sozusagen zwischen der SPD-Bundesregierung unter Helmut Schmid und der CDU-Landesregierung Niedersachsens unter Ernst Albrecht. Ein Auswahlverfahren nach wissenschaftlichen Kriterien soll nie stattgefunden haben. Die schwarz-gelbe Regierungskoalition hingegen weist dies zurück. Zu den behördlichen Begehungen des Salzstockes in den 90er Jahren soll deshalb auch die damalige Bundesumweltministerin und heutige Kanzlerin Angela Merkel durch den Ausschuss befragt werden. |
|
Der erste Castor-Transport nach Gorleben fand 1984 statt. Zu den bisher veröffentlichten Lagermengen von 29.000 Kubikmeter "heißen Castor-Atommülls" könnten nach Angabe des Bundesumweltministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hin noch weitere 105.500 Kubikmeter sog. "vernachlässigbar wärmeentwickelnde radioaktive Abfälle" hinzukommen - etwa abgereichertes Uran (Frankfurter Rundschau vom 05.10.2011). Derzeit erfolgt die Zwischenlagerung oberirdisch in Gorleben, damit sich der Müll abkühlen kann. La Hague wäre also somit abgeschlossen! Doch wer etwa glauben sollte, dass Castor, Strahlung, Polizeihundertschaften und Demonstrationen damit der Geschichte angehören, der liegt falsch. In drei Jahren beginnen die Rückholaktionen aus dem britischen Sellafield. Diese Transporte werden erst gegen 2017 beendet sein. Dann beginnt das ganze gefährliche Spiel wieder von vorne! Wie war das doch gleich mit dem Zauberlehrling...? Autor: Ulrich Stock |
|