Vor 25 Jahren wurde durch die Künstlerin Ada Brandstetter im Landesstudio Oberösterreich des österreichischen Rundfunks ORF im Rahmen der Spendenaktion "Licht ins Dunkel" eine Idee geboren, die inzwischen um die Welt geht: In der Geburtsgrotte von Bethlehem entzündete ein Kind eine Kerze. Dieses Licht ist unter speziellen Sicherheitsvorkehrungen im Flugzeug nach Österreich gebracht und am 24. Dezember als Dankeschön für die Spender der Aktion weitergereicht worden.
Die Aktion von damals avancierte im letzten Vierteljahrhundert in rund 30 Ländern dieser Erde zu einem wundervollen Brauch, der immer an Weihnachten ein Symbol für die uralte Sehnsucht des Menschen nach Frieden darstellt. Die Flamme wird von Pfadfindern, den Rettungsorganisationen und Feuerwehren sowie vielen anderen Gruppierungen in die Welt hinausgetragen. Weitergegeben von Hand zu Hand soll auch jeder dadurch den Frieden erhalten, für den das Weihnachtsfest seit Jahrhunderten ja auch steht. Eine riesige Lichterkette, die an die Geburt Jesu erinnern soll.
Die beiden Altpfadfinder Bernd Gruttmann und Herbert H. Grisam lernten diesen Brauch 1993 bei der Generalversammlung der österreichischen Gildepfadfinder in Graz kennen. Ein Jahr später wurde das Licht erstmals mit dem Zug aus Wien geholt. In jedem Haltebahnhof nahmen örtliche Pfadfinder die Flamme entgegen und verteilten sie. Doch erst Florian Silbereisen machte diesen Brauch in der MDR-Sendung "Das Adventsfest der 100.000 Lichter" einem Millionenpublikum bekannt. Seither erobert das Friedenslicht auch Deutschland.
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Nach wie vor engagieren sich hauptsächlich die Pfadfinder als Lichtüberbringer und damit als Botschafter des Friedens. In Österreich sind es vornehmlich Mitglieder der Jungfeuerwehren oder Ministranten. In der Schweiz sorgt der Verein "Friedenslicht Schweiz" im Rahmen der Stiftung "Denk an mich" für die Verteilung.
Kinder überreichen die Flamme auch alljährlich an viele Prominente. So hat damals Papst Johannes-Paul II. den Gruss aus Bethlehem erhalten, ebenso wie in diesem Jahr wieder sein Nachfolger Benedikt XVI. Das Friedenslicht brennt jedes Jahr im Europaparlament in Strassburg, bei der Europäischen Kommission in Brüssel, in vielen Königshäusern und Präsidentensitzen, am portugiesischen Wallfahrtsort Fatima - ja 2001 sogar am Ground Zero in New York, überbracht durch norwegische Pfadfinder. Unglaublich, dass dies alles von einer einzigen Kerze ausgeht! Heuer wurde die Ehre der 11-jährigen Sarah Schinwald aus dem oberösterreichischen Munderfing zu teil. Sie entzündete am 21. November das Licht in Bethlehem. Begleitet wurde sie dabei von rund 400 Pilgern aus ganz Österreich. Sarah ist Mitglied der Jungfeuerwehr und Ministrantin. Ihre Schule erhielt bereits viele Auszeichnungen für ihre Friedensbemühungen im Bezirk Braunau. Einem Bezirk, der nach wie vor sehr negativ behaftet ist, seit einiger Zeit allerdings daran arbeitet, sich ein neues Image zuzulegen. In Braunau am Inn wurde am 20. April 1889 Adolf Hitler geboren. Das diesjährige Jahresmotto der Friedenslichtaktion lautet "Licht verbindet Völker".
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Durch die eigenhändige Weitergabe der Flamme werden Grenzen zwischen Nationen, Völker, Religionen und Kulturen überwunden. Eine Gruppe von Pfadfinder aus dem gesamten Bundesgebiet holte sich im Rahmen einer Wienfahrt am Samstag vor dem dritten Advent während der Aussendungsfeier in der katholischen Kirche "Zur Heiligen Familie" das Licht ab.
Die Pfadfinder wurden übrigens von Lord Robert Baden-Powell gegründet. Er gab den inzwischen 38 Millionen Mitgliedern aus 160 Ländern dieser Erde den Grundsatz mit: "Friede kann nicht vollständig gesichert werden, sofern die Völker nicht den Geist des Friedens in ihrem Kopf und in ihrem Willen dazu haben." Diese Aktion kann hierzu beitragen! Mit dem Zug gelangte die Flamme in 100 deutsche Städte, wo sie in diesen Tagen als Friedenszeichen weitergereicht wird - auch an Synagogen und Moscheen. In Osteuropa heisst die Aktion "Bethlehem-Licht". Slowakische Pfadfinder erhalten die Flamme ebenfalls in Wien. Von dort gelangt sie über Polen auch nach Litauen, Weissrussland, die Ukraine und Russland.
Der Transport selbst ist übrigens jedes Jahr kein leichtes Unterfangen. Die Flamme muss in einer explosionssicheren Lampe im Flugzeug von Israel nach Österreich gebracht werden. Auch die Deutsche Bahn hat spezielle Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit offenem Feuer, die es einzuhalten gilt. Die Bahnlinien müssen ebenso wie der Ein- und Aussteigebahnhof genauestens der Sicherheitsbeauftragten der DB benannt werden.
Der Schriftzug "Friedenslicht aus Bethlehem" sowie die stilisierte Krippe mit der aufgesetzten Kerze und dem Sternenkreis ist markenrechtlich geschützt. Achten Sie bitte darauf!
Ulrich Stock
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