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Online-ZeitungWar's das mit dem gelobten Land? |
10.09.2012 |
War's das mit dem gelobten Land?
Platzt nun die Konjunkturblase oder gerät nur der Motor etwas ins Stocken
Eigentlich hat ja die Wirtschafts-Prognosenkurve Deutschlands für das laufende Jahr 2012 steil nach oben gezeigt. Doch urplötzlich stehen die Zeichen auf Sturm: Die Rating-Agentur Moody's erstellt einen negativen Ausblick, die Arbeitslosenzahlen steigen, die offenen Stellen nehmen ab, Flughäfen beklagen einen starken Rückgang des Güteraufkommens. Analysten strecken den Zeigefinger in die Höhe: Die Frühindikatoren sind so schlecht wie schon lange nicht mehr! Und dies, obwohl immer wieder Erfolgsmeldungen auftauchen. So spricht das Statistische Bundesamt von einem vier prozentigen Anstieg der Ausfuhren - der höchste Wert seit zwei Jahren. Auch der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Hans Heinrich Driftmann versucht zu beruhigen: "Wir erwarten keinen Einbruch!" (Quelle: Focus). Die Experten rechnen damit, dass das erwartete Wirtschaftswachstum in diesem Jahr in der Höhe von einem Prozent durchaus erfüllt werden kann. Auch in den Medien ist weiterhin zu lesen, dass Herr Müller und Frau Schmidt unverändert stark einkaufen und somit Geld ausgeben. Steigende Löhne und Beschäftigungszahlen machen dies möglich. Trotzdem - die Börsen reagieren mehr als zurückhaltend. So sank der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Institutes im Juli zum bereits dritten Mal - en suite! Um 1,9 auf 103,3 Punkte - die schlechtesten Zahlen seit dem März 2010. Nicht weniger als 7.000 befragte Unternehmer sprechen von einer weniger guten Geschäftslage und noch schlechteren Aussichten. Das Ifo beziffert deshalb ein Wirtschaftswachstum in der Höhe von nurmehr 0,1 Prozent des BIPs sowohl für das 2. als auch das 3. Quartal des Jahres. Dem schließen sich auch 273 Analysten und institutionelle Anleger an, die durch das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung befragt wurden. Und weiter: Der Einkaufsmanagerindex. Hier wird aufgelistet, was und wie viel die Einkaufsabteilungen der Industrie ordern. Und dies sei weitaus weniger als in den Monaten zuvor. Manche Prognostiker erkennen hier ein untrübliches Zeichen dafür, dass die Auftragslage zurückgeht. All diese Umfragen werden auch durch Pleiten wie Schlecker oder Neckermann klar untermauert. Daneben haben in den letzten Tagen sehr viele exportorientierte Unternehmen die Zahlen für das 2. Quartal 2012 vorgelegt. Zwar befinden sich die meisten DAX-Unternehmen noch in der Gewinnzone (der schwache Euro sorgt für gute Zahlen nach Übersee), jedoch verspüren sie im globalen Handel einen aufkommenden Gegenwind. Die Auftragslage geht zurück, die Gewinnerwartungen müssen niedriger angesetzt werden. |
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Das Wort "Kurzarbeit" ist zumindest in der Stahlbranche bereits wieder gefallen. Parallel dazu stieg die Zahl der Arbeitslosen im Juli nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit auf 2,876 Millionen, zwar um 70.000 weniger als im Vorjahr, aber um 67.000 mehr im Vergleich zum Juni. Zu Ferienbeginn eigentlich nicht unüblich, denn viele große Unternehmen verschieben Neueinstellungen auf die Zeit nach den Werksferien. Dies gilt auch für viele junge Arbeitnehmer, die ihre Lehre abgeschlossen haben. Nichtsdestotrotz orten die Arbeitsmarkt-Spezialisten eine angezogene Handbremse der Unternehmen aufgrund des unsicheren Ausganges der Euro-Krise. Ergo: Die Nachfrage an Arbeitskräften sinkt. Stand der von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte Stellenindex zu Jahresbeginn noch bei 179 Punkte, so lag dieser im abgelaufenen Juli nurmehr bei 162 - so wenig, wie schon seit einem Jahr nicht mehr. Trotzdem versucht die BA zu beruhigen: Der Arbeitskräfte-Bedarf ist ungebrochen hoch! Dies betonen auch die Bankenvolkswirte: Es handle sich derzeit lediglich um eine "Delle" - zu Jahresende könne dies schon wieder ganz anders aussehen. Alleine im vergangenen Jahr sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nicht weniger als 610.000 reguläre neue Jobs aus dem Boden geschossen. 23,7 Millionen Bundesbürger hatten einen sozialversicherungspflichtigen Job mit mindestens 21 Wochenstunden. |
Bildquelle: Herbert Dazo / pixelio.de
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