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Online-ZeitungAttentat in Toulouse |
23.03.2012 |
Nach dem Schussattentat vor einer jüdischen Schule in Toulouse, bei welchem drei Kinder und ein Lehrer starben, schlagen die Wogen nun hoch. Staatspräsident Nicolas Sarkozy traf sich am Dienstag mit Vertretern der jüdischen und der muslimischen Gemeinden. Die jüdische Gemeinde Frankreichs ist mit 500.000 Mitgliedern die grösste in Westeuropa. Hier geht die blanke Angst um. Denn der Täter geht kaltblütig am hellichten Tag vor. Am Montag Vormittag hatte ein bislang unbekannter Mann vor der Ozar Hatorah-Schule auf eine Gruppe dort stehender Menschen geschossen und dabei einen Religionslehrer tödlich verletzt. Dann stellte er seinen Motorroller ab, ging auf das Gelände sowie in das Schulgebäude und feuerte offenbar wahllos aus nächster Nähe auf die Kinder und deren Eltern. Zwei der getöteten Kinder sind die 4 und 5 Jahre alten Söhne des Lehrers (sie waren erst im vergangenen Herbst aus Jerusalem nach Toulouse gekommen), das dritte Opfer ist ein siebenjähriges Mädchen. Ein 17-jähriger Schüler wurde schwer verletzt. Nachdem insgesamt 15 Schuss abgegeben wurden, flüchtete der Attentäter mit einem Motorroller der Marke Yamaha T-Max, der seit knapp zwei Wochen als gestohlen gemeldet ist. Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren - die Hintergründe der Tat sind noch weitestgehend unbekannt. Doch spricht auch der Elysée-Palast inzwischen von "offensichtlich antisemitischer Motivation". |
Die Ermittler gehen derzeit zwei unterschiedlichen Spuren nach: Einerseits in die islamistische Extremisten-Szene, andererseits in das rechtsradikale Lager. Die Tatwaffe wurde bereits einige Tage zuvor bei zwei Attentaten in Toulouse und Montauban verwendet. Dabei starben drei Fallschirmjäger nordafrikanischer Abstammung, ein weiterer dunkelhäutiger Soldat von der Karibik-Insel Guadeloupe wurde lebensgefährlich verletzt. Möglicherweise könnte ein rassistischer Militär- oder Ex-Militärangehöriger für die Morde verantwortlich sein. Verteidigungsminister Gérard Longuet sprach nach den Soldatenmorden von einem "Geistesgestörten". Jetzt - nach dem Anschlag auf die Schule - muss allerdings von einem geplanten Terrorakt ausgegangen werden. Bei der Tatwaffe handelt es sich um eine Halbautomatik des Kalibers 11,43. Es könnte ein Colt sein. Er war bis 1985 die Handwaffe der Offiziere der US-Army. Neuwertig kostet dieser im legalen Handel zwischen 600 bis 1.000 € - ist jedoch waffenscheinpflichtig. Hierzu muss man in Frankreich für mindestens sechs Monate Mitglied eines Schützenvereins sein. Mit der positiven Bewertung des Vereinspräsidenten kann ein solcher Waffenschein beantragt werden, was ebenfalls rund sechs Monate dauert. Doch sind in den letzten Jahren viele dieser Waffen illegal nach Frankreich gelangt, da sie vornehmlich bis vor kurzem für Racheakte der Mafia im Milieu verwendet wurden. |
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