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Online-ZeitungGriechenland - das letzte Kapitel ist aufgeschlagen |
13.02.2012 |
Nach wie vor noch nicht unter Dach und Fach ist der Schuldenschnitt. Banken und Versicherungen sollen auf rund 70 % ihrer Außenstände verzichten. Dies macht 100 Milliarden Euro aus - bleiben noch weitere 250 Milliarden. Bereits heuer sollen 3,1 Milliarden Euro eingespart werden, bis 2015 fordern EU und IWF 14 Milliarden. Mit knirschenden Zähnen muss Athen auch der Einrichtung eines Sonder-Sperrkontos und der Entsendung von EU-Beamten in griechische Ministerien zustimmen. Dadurch soll die griechische Verwaltung auf europäisches Niveau angehoben werden. Mittlerweilen finden übrigens auch die anderen Krisenländer Gefallen am Vorgehen Griechenlands und fordern ebenso Schuldennachlässe. Die EU-Finanzminister werden sich am Mittwoch nochmals der Sache annehmen. Der Deutsche Bundestag wird gar erst am 27. Februar über die erneute Hilfe abstimmen. In der großen griechischen Zeitung "Dimokratia" ist Bundeskanzlerin Angela Merkel in Nazi-Uniform zu sehen. Der Vorsitzende der ultrarechten LAOS-Partei, Giorgos Karatzaferis, wirft Deutschland vor, die EU alleine zu regieren, da "sie ein dickes Portemonnaie haben". Deutsche Fahnen werden angezündet. Auch Berlin verliert langsam die Geduld. So meinte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) zuletzt in der ARD: "Der Tag X verliert zunehmend an Schrecken!" (Tag X = der Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone). Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnt auf Welt online vor einem Fass ohne Boden: |
"Deswegen müssen die Griechen endlich den Boden einziehen. Dann können wir auch etwas reintun." Dem schließt sich Außenminister Guido Westerwelle (FDP) im Nachrichtenmagazin Der Spiegel an: "Jetzt zählen nurmehr Taten!" (Taten der Griechen). Nach einer kürzlich durchgeführten Umfrage sind gerade noch 27 % der Deutschen vom Sparwillen der Hellenen überzeugt (ZDF-Politbarometer). Die New Yorker Wall Street reagiert verstört auf die Vorkommnisse in Griechenland. So wurde der Wunsch der Investoren nach einem parteienübergreifenden Konsens im Sparprogramm durch das Ausscheren der LAOS-Partei nicht befolgt. Der Markt reagierte nervös, die Kurse verloren an Wert, hatten allerdings zuvor einen guten Lauf. Auch der Dax schloss am Freitag in Frankfurt mit einem Minus von 1,4 % bei 6692 Zählern. Indirekt waren ferner die Banken davon betroffen. Deren Aktien verloren an Wert, nachdem bei einer Pleite Griechenlands mit hohen Abschreibungen zu rechnen sein wird. Zu den Demonstrationen befragt, meint Papademos: "Patriotisch ist heute nicht, die Waffen zu strecken. Wir müssen stattdessen vereint sein, die Zähne zusammenbeißen und alle schwierigen Entscheidungen für die Rettung des Landes treffen und sie auch in die Tat umsetzen." Ob das Land noch zu retten ist, darüber scheiden sich die Geister. Die nähere Zukunft aber wird dies zeigen. Ulrich Stock |
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