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Online-ZeitungKältewelle - Europa bibbert |
06.02.2012 |
Kältewelle - Europa bibbert
Wetterfrösche und Klimaexperten haben diesen Winter als "heftig" vorhergesagt. Niemand wollte ihnen Glauben schenken, ist doch allerorts davon zu hören, dass weltweit durch die Erderwärmung die Temperaturen ansteigen und sich die Schneefallgrenze in immer höhere Gefilde zurückzieht. Als sich der Oktober und November dermaßen mild zeigten und auch der Dezember mit ungewohnt hohen Temperaturen aufwartete, fühlten sich sehr viele veräppelt. Doch dann kam alles anders. Unmengen von Regen gingen über Deutschland nieder, in den Alpen gab es den lang erwarteten Schnee in rauen Massen - derzeit liegen auf den Bergen bis zu fünf Meter der weißen Pracht. Und nun die Kälte! Während Russen und Finnen mit solchen Temperaturen umgehen können, friert Europa ein. Über Minus 20 Grad waren keine Seltenheit - die kälteste Nacht war mit -28 Grad die Nacht auf den Sonntag! Auf den Bergen darf's sogar noch etwas mehr sein. Die Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sprechen von "Eistagen", d.h. auch tagsüber klettern die Werte nicht über den Gefrierpunkt. Längere Aufenthalte im Freien werden zur Qual, es drohen gar Erfrierungen. Größte Sorge bereiten den sozialen Diensten die Obdachlosen. Geschätzte 22.000 Personen leben in Deutschland auf den Straßen, meint Thomas Specht, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Wohnungslosenhilfe (BAGW). Ein Viertel davon sind Frauen. Unzählige Schlafstellen wurden eingerichtet, doch können viele dieser Menschen nicht mehr mit anderen in einem Raum auskommen! Europaweit starben bereits 300 auf den Straßen, unter Brücken, in Bretterverschlägen, auf Baustellen,... In Polen bat die Polizei die Einwohner, auf Mitmenschen zu achten. Vermehrt wurden Kontrollen an jenen Orten durchgeführt, die Obdachlosen als Zufluchtsstätte dienen. In Serbien wurden ältere Menschen aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Dort liegt der Schnee bereits rund zwei Meter hoch. In Tschechien waren zwei Bahnverbindungen unterbrochen! Ursache: Schienenbruch! In Brandenburg stürzte eine Frau in einen Wassergraben. Sie ist erfroren. Ebenso wie ein gehbehinderter Pensionist auf einem Feldweg in Niedersachsen. Ein Eisangler ist auf dem Stienitzsee östlich von Berlin eingebrochen - auch für ihn kam jede Hilfe zu spät. Die klirrende Kälte kommt von mehreren Sibirien-Hochs. Sie bringen uns in diesen Tagen arktische Luft und klaren Himmel. Cooper war das erste und kälteste. Dadurch entweicht unglaublich viel Wärme in höhere atmosphärische Lagen - ins All. Eigentlich bleiben diese Hochs auch dort, wo der Mensch mit ihnen umgehen kann. So etwa am eisigsten, vom Menschen bewohnten Punkt dieser Erde, der Stadt Oimjakon in der russischen Teilrepublik Jakutien. Dort wurden in den letzten Tagen auch schon mal 54 Grad unter Null gemessen. In West- und Mitteleuropa wurden die kalten Luftmassen durch ein Mittelmeer-Tief angesogen. Dieses hatte uns noch Anfang Februar Hochnebel beschert, der einen natürlichen Schutz geboten hat. Inzwischen jedoch ist die Kälte trocken. Auch wenn die Sonne scheint, besitzt sie nicht die Kraft, diese eisig kalten Luftmassen zu erwärmen. Durch Nordost-Wind empfindet der leidgeplagte Fußgänger Minus 15 oder 20 Grad wie zeitweise Minus 40. Wer da nicht gut eingepackt ist, wird seine Bekleidungsauswahl sehr schnell verfluchen. Hinzu kommen vielerorts noch durch Blitzeis gefährlich gewordene Trottoirs! In den Operationssälen der Krankenhäuser werden Bein-, Arm- oder Handbrüche im Akkord gerichtet. Nachtfrost gab es auch in Nord- und Mittelspanien. Die Ferieninsel Mallorca meldet Schnee im Bergland der Sierra de Tramuntana. 20 bis 40 cm Schnee richteten auch auf Korsika ein Verkehrschaos an. Flocken gab es in Athen und Rom. Ein ungewohntes Bild - entsprechend auch anfänglich die Meinung der Römer: "Bellissima!" In der Zwischenzeit sind Soldaten im Einsatz um Dächer und Straßen vom Schnee zu befreien. Auch in Großbritannien reichten zehn Zentimeter Schnee aus, um ein Chaos im öffentlichen Verkehr zu verursachen. |
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