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Online-ZeitungLebensmittelkontrollen - Eine schallende Ohrfeige für die Konsumenten |
03.02.2012 |
Eine schallende Ohrfeige für die Konsumenten
Mehr als 1 Million Brötchen und Brezeln sowie 70.000 Laib Brot verließen jeden Tag die Großbäckerei in Neufahrn im Landkreis Freising (Bayern)! Jetzt steht die Produktion - wegen Mängel in der Grundhygiene. Kontrollorgane des Landratsamtes hatten bei mehreren Besuchen Verunreinigungen festgestellt. Die Produktion wurde daraufhin eingestellt, eine komplette Betriebs- und Anlagenreinigung angeordnet, die durch das Landratsamt überwacht wird. Das Unternehmen selbst spricht in einer Presseaussendung von einem "Schwelbrand in der Zentralsteuerung". Eine Gefahr für die Konsumenten jedoch habe nicht bestanden. Vonseiten der Feuerwehr der Stadt war - auf Anfrage von Journalisten - nichts von einem Brand in der Fabrik in Erfahrung zu bringen. Dabei ist dies offenbar nicht der einzige Fall in diesem Unternehmen. Bereits in den Jahren 2007 und 2008 haben Weihenstephaner Lebensmittelprüfer Verunreinigungen in den sog. "Knopfsemmeln" festgestellt. Die Süddeutsche Zeitung berichtete damals von "zahlreiche, sowohl in den Teig eingedrückten, als auch lose beiliegenden ein bis acht Millimeter lange, nicht gleichmäßig geformte schwarze Partikel" mit einem hohen Eisen und Zinkanteil. Auch ein etwa zehn Zentimeter langes Insekt wurde in einem Brezelrohling entdeckt. Das Unternehmen gehört zu den Größten - es ist unter den ersten zehn Großbäckereien Deutschlands zu finden, besitzt 260 Filialen und beschäftigt 1.300 Mitarbeiter. Zuletzt sollen bereits 200 Stellen abgebaut worden sein - weitere werden folgen. Auch an Einzelhandelsketten, Tankstellen und die Gastronomie wurde ausgeliefert. Dadurch wird jährlich ein Umsatz von rund 115 Millionen Euro erwirtschaftet. Derzeit liegen zugekaufte Produkte in den Verkaufregalen. Beim Landratsamt spricht man aktuell von einem "Zustand, der sich über einen längeren Zeitraum entwickelt hat". In den letzten Wochen allerdings seien die Verhältnisse eskaliert. |
Solche Kontrollen werden von einer Spezialeinheit der Behörde durchgeführt. Sie wurde im Jahre 2006 durch den bayerischen Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) als Reaktion auf den Gammelfleisch-Skandal eingerichtet. Betriebe, die auf diese Art dicht gemacht werden, dürfen die Produktion erst dann wieder aufnehmen, wenn die Ware den Erwartungen der Kontrolleuren entspricht, die Produktionsstätten sich also in einem 1A-Zustand befinden, in diesem Falle eine Komplettreinigung den gewünschten hygienischen Zustand wieder hergestellt hat. Doch nach letzten Meldungen auf Antenne Bayern sprachen die Überwachungsorgane von einem "massiven Schädlingsbefall auch mit Kakerlaken" - somit helfe nur eine Komplettsanierung. Erst kürzlich fand in Berlin die "Grüne Woche" statt. Eine der wohl größten Messen Deutschlands für Ernährung und Landwirtschaft. Sie stand voll und ganz unter dem Eindruck des vermehrten Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung. Bereits damals betonte der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der SPD, Wilhelm Priesmeier, dass im Bereich des Verbraucherschutzes der Staat Regeln zu setzen und bei Nichteinhaltung auch abzustrafen habe. Gleichzeitig wurde allerdings die hohe Qualität der heimischen Waren hervorgehoben. Offenbar leider etwas zu früh - oder handelt es sich beim aktuellen Fall tatsächlich wieder um ein "schwarzes Schaf", das die Branche in Verruf bringt? Auch Priesmeier meinte, dass sich alle "Lebensmittelproduzenten, Landwirte und Verarbeiter immer wieder neu beweisen" müssen, da einige Geschäftemacher das Lebensmittelsicherheitsniveau aus Profitgier gefährden. |
Lebensmittelkontrollen
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