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Online-Zeitung42. Weltwirtschaftsforum Davos - Schelte für Europa |
30.01.2012 |
Auch wenn das Weltwirtschafts-Forum keinerlei verbindlichen Charakter hat, so gehen doch die Gründungen sehr vieler Initiativen darauf zurück. Etwa die Partnerschaftsinitiative Global Health (GHI), die der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan 2002 zur Bekämpfung von Ansteckungskrankheiten wie HIV, Aids oder auch Malaria und Tuberkulose gründete. Milliardär und Microsoft-Begründer Bill Gates stiftete hierfür heuer die lockere Summe von 750 Mio. US-Dollar aus der Bill & Melinda Gates-Stiftung - ein wahrhaft großer Scheck. Oder die Global Education Initiative (GEI) 2003 und andere Projekte beispielsweise für sauberes Trinkwasser und den Klimaschutz. Doch ist das Forum nicht wirklich unumstritten. Jedes Jahr treffen sich Globalisierungsgegner und Sympathisanten aus der linken politischen Ecke um gegen die Veranstaltung zu protestieren. Das WEF wird als "Symbol des Kapitalismus" oder als "Treffen fetter Katzen im Schnee" bezeichnet. Auch Forums-Gründer Klaus Schwab betonte in seiner Rede, dass das kapitalistische System in seiner aktuellen Form nicht mehr in die heutige Welt passe. Dieser Meinung zeigten sich ebenfalls die heuer erstmals anwesenden Vertreter der weltweiten Occupy-Bewegung, welchen allerdings kein Einlass gewährt wurde. Doch ging es in den vergangenen Tagen vor allem in den Tagungsstätten rund. Stein des Anstoßes ist - wie soll es auch anders sein - die Eurokrise. So meinte etwa der US-amerikanische Finanzminister Timothy Geithner am Freitag, dass Sparen alleine nicht der richtige Weg aus der Krise darstelle. Unmittelbar davor versuchte noch sein Kollege aus Deutschland, Wolfgang Schäuble, das Thema vom Tisch zu kehren indem er meinte, dass der Euro eine stabile Währung bleiben werde. Der US-Amerikaner schlägt Wachstum vor - ähnlich wie in seinem Land. Die Produktivität sei im Vergleich zu vorhergehenden Jahren immens gestiegen. Er rechnet bis Jahresende mit einem Wachstum von 2-4 Prozent. Und dies obwohl die Finanzkrise noch in den Knochen stecke und die Aufräumarbeiten lange nicht abgeschlossen sein werden. In Europa müsse einigen Ländern unter die Arme gegriffen werden, damit ihr Wachstum und ihre Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden können. Und dann holte er zum Rund-um-Schlag aus: Die Probleme der Euroländer stellen eine Gefahr für das Wachstum der USA dar! Es müsse einfach mehr Geld in die Hand genommen werden um die Brandmauer entsprechend hoch zu bauen! Und auch da widersprach er seinem Kollegen aus Berlin, der zuvor meinte, dass vor dem Bau einer Brandmauer die zugrundeliegenden Probleme gelöst werden müssen. Schäuble fordert somit Ursachen-Bekämpfung. Denn irgendwann ist Schicht im Schacht! |
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Kritik am deutschen Krisenmanagement kam auch aus London. Der britische Premierminister David Cameron hatte dabei die seit Monaten umstrittene Finanztransaktionssteuer im Visier: "Wenn man die jetzt in Betracht zieht, dann ist das einfach Wahnsinn. Das sollte man nicht weiter verfolgen!" Großbritannien sieht nach wie vor die Gefahr, dass auch der Hedge-Fonds-Handel in der Börse an der Themse künftig einer Kontrolle unterliegt, was mit dieser neuen Steuer durchaus der Fall wäre. Cameron empfiehlt anstatt dessen eine Banken- und Stempelgebühr bei Aktiengeschäften. Schäuble meinte auf die Frage einer Europaparlamentarierin, wie die Politiker die Krise zu meistern versuchen: "Ich würde Ihnen gerne die Handynummer von David Cameron geben!" Die Bussi-Gesellschaft traf sich unterdessen auf den Partys: Am Mittwoch bei der Burda-Party - mit bayerischer Musik und deftigen Häppchen; am Donnerstag bei jener von McKinsey - mit Live-Tanzmusik bis in die frühen Morgenstunden; am Freitag bat Google zu Champagner und Canapees. Und schließlich am Samstag das Highlight: Die "Cultural Soirée", die in diesem Jahr von Brasilien ausgerichtet wurde. Das Weltwirtschaftsforum 2012 ist Geschichte. Ob die vielen Gesprächen einen Nutzen hatten, wird sich wohl erst noch zeigen müssen. (Autor: Ulrich Stock) |
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