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Online-ZeitungGriechenland - Jetzt brennt der Hut |
02.11.2011 |
Griechenland - Jetzt brennt der Hut
Die Opposition hat ihn inzwischen für verrückt erklärt, spricht von einer "Erpressung des Volkes" - doch Griechenlands Premierminister Papandreou fordert: Lasst das Volk entscheiden!
Die Meldung aus Athen schlug ein wie ein Meteorit: Giorgos Andrea Papandreou, der inzwischen ungeliebte Premierminister Griechenlands, möchte eine Volksabstimmung über das internationale Euro-Hilfspaket für sein Land abhalten. Das Ergebnis sei dann auch für ihn "bindend"! Mit den Worten: "Wir vertrauen den Bürgern. Wir glauben an ihr Urteilsvermögen, an ihre Entscheidung!" legt der sozialistische Regierungschef die Zukunft Griechenlands dorthin, wo seine Ur-Väter die Demokratie auch immer haben wollten: In die Hände des Volkes! Gleichzeitig verknüpft er mit diesem Referendum auch die Vertrauensfrage im Parlament. Das Referendum würde alsdann Ende des Jahres oder zu Beginn 2012 abgehalten - über die Vertrauensfrage wird voraussichtlich noch in dieser oder kommende Woche abgestimmt. Neuwahlen wären die logische Konsequenz. Er pokert vielleicht sehr hoch, da er sich möglicherweise erwartet, dass die Opposition gar nicht an die Regierung kommen möchte um sich der Buh-Rufe aus der Bevölkerung entziehen zu können. |
Es ist ein sehr mutiger Schritt, den der 59-jährige mit der Volksabstimmung setzt, der allerdings auch sehr leicht als Schuss nach hinten losgehen könnte. Seit einiger Zeit macht das Gerücht, wonach Papandreou amtsmüde sei, die Runde um die Akropolis. Dies wäre auch nicht verwunderlich, schließlich kämpft er seit Monaten wie ein Centaur für den Erhalt Griechenlands als Bestandteil eines auch währungspolitisch vereinten Europas. Dabei erntet er nicht nur vonseiten der Opposition und des Volkes, sondern immer wieder auch aus eigenen Reihen heftige Kritik. Die Beliebtheitswerte seiner Partei, der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (PASOK) liegen derzeit mit etwa 20 % weit weg von gut und böse. Die Experten rätseln inzwischen: Will der im US-Bundesstaat Minnesota geborene, approbierte Soziologe damit seinen Abgang vorbereiten, den er durch die Entscheidung des Volkes ohne Gesichtsverlust hinter sich bringen könnte? Oder will er die gewaltsamen Proteste beenden und das Volk hinter den Entscheidungen der Regierung |
ruhig stellen - ganz nach dem Motto "Euer Votum!"?! Analysten sprechen bereits vom "politischen Selbstmord Papandreous". Dabei ist die ganze Misere nicht nur dem Enkel und Sohn zweier griechischer Ministerpräsidenten zuzuschreiben. Andonis Samaras von der oppositionellen konservativen Nea Dimokratia, Papandreous parlamentarischer Gegner, hat bislang alles von sich gewiesen, das auch nur im Entferntesten nach Sanierung der Staatsfinanzen roch. Hier wurde der parteipolitische Zwist ganz eindeutig auf dem Rücken des Volkes ausgetragen, anstatt sich über die Couleurs hinaus zusammenzutun um eine gemeinsame Lösung zu finden. Das bleibt selbstverständlich auch dem kleinen Bürger nicht verborgen. Sollte Giorgos Papandreou somit scheitern, müssen Neuwahlen folgen. Doch ist auszuschließen, dass eine der beiden großen Parteien eine regierungsfähige Mehrheit erhalten wird. Also sollte es aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Koalition zwischen der PASOK und der Nea kommen. Ob mit oder ohne Papandreou wird sich dann zeigen. |
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