Mit einer Inflationsrate von 2,4 % liegt die Teuerung im Januar in der Euro-Zone höher als seit langem. Kein Wunder also, dass auch deutsche Anleger- institutionelle wie auch private- sich fragen, wo ihr Geld am besten vor dem Verzehr durch die Geldentwertung aufgehoben sei. Die Antwort: Nicht auf dem Girokonto! Dort werden jährlich ca. 2,5 Milliarden Euro seitens der privaten Sparer wortwörtlich verschenkt, weil Sparkassen und Banken selten Zinsen zahlen auf Girokonto-Guthaben zahlen und wenn überhaupt, dann unter einem Prozent. Nicht einmal auf die zwar immer noch moderat, zumindest aber besser als Girokonto verzinsten Tagesgeldkonten transferieren viele Deutsche Ihr Erspartes. Warum? Nun, viele scheinen schier überfordert, was die Flut an Tages- und Festgeldangeboten angeht. Andere fühlen sich schlecht beraten, und das obwohl Banken und Sparkassen bald auch per Anlegerschutzgesetz dazu verpflichtet sein werden, ihre Kunden durch so genannte Beipackzettel über alle von ihnen angebotenen Produkte bezüglich deren Risiko, Rendite, Kosten, etc. aufzuklären. Wieder andere wissen nicht, dass sie mit einem Tages- und Festgelddepot Gläubiger der Bank/Sparkasse sind und somit bei Insolvenz des Kreditinstituts infolge der staatlichen Einlagensicherung ihr Geld zurückbekämen. Womöglich ist es aber auch die Resignation im Sinne, dass Tagesgeldzinsen unter zwei Prozent die momentane Inflationsrate und damit den Geldentwertungsprozess nicht auffangen. Marcello Buzzanca |
Auf der anderen Seite stehen die Sachwerte, zu denen übrigens auch Aktien gehören. Aber auch Immobilien sind Teil davon. Nachdem zahlreiche Immobilienfonds als Folge der Finanzkrise in Nöten gerieten, Liquiditätsprobleme aufwiesen, teilweise aufgelöst wurden oder zumindest die Rücknahme der Anteile stoppten, reagierte die Regierung mit einem Passus im Anlegerschutzgesetz. Dieser schreibt unter anderem vor, dass Anleger in geschlossenen Fonds eine Kündigungsfrist von einem Jahr einhalten und Neuanleger ihre Anteile mindestens zwei Jahre halten müssen. Schlecht für professionelle Anleger, die durch den Anzug ihres Kapitals zu einem großen Teil verantwortlich für die finanziellen Engpässe zahlreicher offener und geschlossener Immobilienfonds waren. Gut für private Investoren wie auch für Pensionsfonds großer und mittlerer Unternehmen. Schließlich suchen auch diese einen sicheren Hafen für das Geld ihrer Mitarbeiter/innen. Nicht selten setzen sie auch aufgrund der anziehenden Inflation auf Sachwerte wie eben Immobilien oder aber auch Aktien, Edelmetalle und Rohstoffe. Marcello Buzzanca |
Schließlich wissen Personalmanager nicht erst seit dem "Bekanntwerden" eines drohenden Fachkräftemangels, dass auch Angebote wie die betriebliche Altersvorsorge ein Unternehmen attraktiv für Spitzenkräfte macht. Und wenn dann die Kapitalmarktzinsen - und daran orientieren sich nun mal die Zinsen der Pensionsfonds - nicht einmal die Inflation decken, kann man sicher von keinem lockenden Angebot in Sachen betriebliche Altersvorsorge sprechen. Andererseits dürfen Pensionsfonds natürlich nicht zocken und so kommt es auch bei ihnen auf die richtige Mischung an, die natürlich auch private Anleger suchen. Inflationsindexierte Anleihen sind da kein neues, aber dennoch immer interessanter werdendes Kapitel. Diese Schuldverschreibungen zahlen grob gesagt höhere Zinsen, sobald die über einen festgelegten Wert steigt. Dafür werfen sie jedoch in Zeiten niedriger Inflation weniger Zinsen als vergleichbare Anleihen ab. Marcello Buzzanca |
Diese Form der Inflationsabsicherung ist immer noch nicht sehr weit verbreitet in Deutschland, ebenso wie Mitarbeiteraktien im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich und Großbritannien oder auch den USA bei deutschen Unternehmen und Arbeitnehmern selten anzutreffen sind. Dabei ist diese Form des Investivlohns nicht nur eine gute Absicherung gegen Inflationsverluste, sondern auch ein hervorragendes Mittel, um Mitarbeiter an Unternehmen und Unternehmen an Mitarbeiter zu binden. Steigt die Produktivität und geht es dem Unternehmen gut, profitieren beide Seiten. Die Belegschaft, weil sie gute Aktien für einen günstigen Preis bekommt. Das Unternehmen, weil es weiß, dass die Belegschaft ein großes Interesse daran hat, das Unternehmen mit erfolgreich zu machen und sich sogar gegen feindliche Übernahmen relativ gut absichern kann. Und doch sind es Kosten, die mittlere Unternehmen bei der Herausgabe von Mitarbeiteraktien fürchten und auch fehlende steuerliche Anreize (Freibetrag von 360 Euro pro Jahr) für Mitarbeiter/innen, die diese womöglich vom Kauf abhalten. Marcello Buzzanca |
TAM-Wochenblatt Ausgabe 3 KW 5 | 02.02.2011 |
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