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Online-ZeitungWie stark bewegt sich die Rocker-Szene in Deutschland? |
28.11.2012 |
Forever Angel!
Wie stark bewegt sich die Rocker-Szene in Deutschland?
Ob Hells Angels, Outlaws, Gremiums oder Bandidos - für den Außenstehenden sind die MCs (Motorcycle-Clubs) nicht einfach auseinanderzuhalten. Einhellig jedoch das immer wieder vermittelte Bild: aggressiv, wild und gesetzeslos. Vielleicht erfreuen sie sich gerade deshalb regen Zulaufs. Immer neue Clubs oder Ableger werden gegründet, immer mehr "Kutten" (Lederwesten) mit "Colours" (Vereinsabzeichen) sind auf den Straßen auszumachen. Alleine in Brandenburg stieg im vergangenen Jahr die Zahl der neuen "Charter" oder "Chapter" (Ortsgruppen) auf zehn, jene der Unterstützungsvereine auf 23. Noch vor drei Jahren waren es derer acht. Vergangene Woche sprengte die Polizei mit einer Hundertschaft und massiver Unterstützung des SEK aus Berlin eine Party in Potsdam/Brandenburg und nahm etliche der Teilnehmer fest. Das LKA geht davon aus, dass bei diesem Treffen der Red Devils ein neuer Ableger gegründet wurde. Hintergrund des Zugriffs war jedoch der Mordanschlag auf den Präsidenten des Angels-Charters "Nomads" im vergangenen Sommer. Inzwischen sind den Behörden von Brandenburg 414 Personen bekannt (Stand: Ende 2011), die diesem Kreis zugeordnet werden können. Vor drei Jahren waren es gerade mal 171. Auch die Kriminalstatistik des LKA hat deshalb eine eigene Kategorie eingerichtet: "Rockertypische Straftaten"! Hierzu zählen Rohheitstaten, Erpressungen sowie Drogen-Delikte – aber auch Straftaten gegen das Leben. In 51 dieser begangenen Straftaten ergingen Anzeigen gegen MC-Mitglieder in Brandenburg. Das Berlin und dessen Umfeld ist kein Einzelfall. Deutschlandweit sprechen die Ermittler und Experten von einer "massiven Bewegung in der Szene". Eine nette Umschreibung für Machtdemonstrationen und -kämpfe. |
In der Hauptstadt wurde ein Mitglied der Hells Angels mit mehreren Schüssen niedergestreckt, in Bottrop ein Bandido erschossen – auf offener Straße. Hieß es bis vor kurzem noch: "Einzelfall!", so haben die Behörden zwischenzeitlich ein Auge auf die Szene geworfen. Und wurden fündig: In den Akten wird von Waffen- und Menschenhandel, von Drogengeschäften und Kontakten zur Neonazi- und Hooliganszene gesprochen. Im BKA und den LKAs kümmern sich inzwischen die Abteilungen für Organisierte Kriminalität um die Szene. Hier wird bereits von mafiaähnlichen Strukturen gesprochen, politisch gar ein Verbot mehrerer Gruppierungen erwägt. Obwohl den MCs freilich nichts nachzuweisen ist. Ermittlungsverfahren laufen immer nur gegen einzelne Personen. Diese nehmen auch die Schuld in Gänze auf sich. Plaudern gilt als Schwäche, als Verrat! In den Vereinen selbst heißt es, dass in die Kriminalität abgerutschte Mitglieder ausgeschlossen werden, lauten doch beispielsweise die Grundwerte der Hells Angels Ehrlichkeit, Freiheit, Respekt und Zuverlässigkeit. So betonte ein führendes Vereinsmitglied der Angels in einer Pressekonferenz nach dem Berliner Schussattentat auf den Präsidenten einer Untergruppe des MCs: "Wir wollen nicht als coole Jungs dargestellt werden, Hells Angels MC sind harte Jungs, aber keine kriminelle Vereinigung!" Die Polizei geht mit aller Härte gegen militante Rockergruppen vor. International geschieht dies durch eine enge Zusammenarbeit der Spezialeinheiten und Sonderkommissionen bei Interpol. "Rocker" beispielsweise war das Codewort einer grenzüberschreitenden Aktion. National jedoch keine leichte Aufgabe, spalten sich immer mehr Clubs in kleine Splittergruppen. Sie werden angemeldet und sind auch sehr rasch wieder von der Bildfläche verschwunden, sodass ein aufgetauchtes Problem plötzlich nicht mehr besteht. Razzien sind sehr häufig erfolglos. |
Bildquelle: Petra Bork / pixelio.de
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