Europa hat eine durchaus bunte Geschichte. Immer wieder gab es Versuche, einen vereinten Kontinent zu schaffen - begann bei den Griechen und endete mit dem Zweiten Weltkrieg. Manche haben es mit der Brechstange versucht, andere beim Tanzen auf dem Wiener Kongress. Doch funktioniert hat es nie wirklich! Ist allerdings auch kein Wunder, denn die beiden Vorbilder sollten nicht als Massstab herangezogen werden. Die Vereinigten Staaten von Amerika - hier funktioniert diese Idee (zumindest im Grossen und Ganzen). Jeder der Bundesstaaten wird weitestgehend autonom regiert - über allem jedoch steht die zentrale Legislative und Exekutive in Washington D.C. sowie die Verfassung, die erst 1787 in Philadelphia unterzeichnet wurde. Die Geschichte des "zivilisierten" Amerikas ist also noch entsprechend jung und nicht dermassen historisch verwurzelt wie jene Europas. Lassen wir die Ureinwohner Nordamerikas hier mal ausser Acht - noch heute gibt es 562 Indianerstämme und weitere 245 indianische Gruppierungen. Die ehemalige Sowjetunion - der Staat wurde durch eine militärische Gewaltherrschaft der Kommunisten am Leben erhalten. Diese Region trifft schon weitaus besser auf Europa zu, schliesslich gibt es hier die Usbeken ebenso wie die Kasachen, Georgier oder Tadschiken. Völker mit Geschichte und unterschiedlichen Interessen sowie Kulturen. "Die Partei" hielt dieses Konstrukt zusammen. Erst als die UdSSR zerfiel, wurde bewusst, wie unterschiedlich doch die einzelnen Regionen tatsächlich sind. Schmerzvolle Unabhängigkeits- oder Bürgerkriege waren die Folge. Die Liste der Namen jener zumeist Männer ist lang, die Europa vereinen wollten: Julius Caesar, Karl der Grosse, Napoleon Bonaparte oder auch Adolf Hitler - die meisten versuchten es mit Waffengewalt. Die Reichsstaaten jedoch zerfielen so rasch, wie sie entstanden sind, da der Unabhängigkeitswille der jeweiligen Bevölkerung zu stark war. In diesen Tagen wird ein anderer Weg beschritten. Was 1957 mit den Verträgen von Rom (EWG) auf wirtschaftlicher Ebene begann und 1967 durch den EG-Fusionsvertrag auch politisch zusammengeschweisst wurde,
|
|
fand bislang in den Maastrichter Verträgen 1993 sowie dem Schengener Durchführungsübereinkommen im Jahr 1995 seinen vorläufigen Höhepunkt. Jedoch kreisten immer in den Köpfen der Verantwortlichen die Vereinigten Staaten von Europa. Stark in diese Richtung gehen auch die Resultate des letzten EU-Gipfels: ESM bzw. Euro-Bonds, finanzpolitische Kontrolle der Euro-Mitgliedsstaaten sowie eine Abstrafung, wenn's denn sein muss. Einer dachte sogar noch etwas weiter: Der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs und jetzige EU-Kommissar Günther Oettinger, der immer mal wieder durch Zwischenrufe aus Brüssel die Bundeshauptstadt gewaltig ins Schwitzen bringt. Oettinger sprach sich in einem Interview für die Zeitung "Die Welt" ganz offiziell für das Übergehen der Europäischen Union in die Vereinigten Staaten von Europa aus. Die einzelnen Staaten müssten hierzu das Opfer schlechthin bringen - ihre Souveränität aufgeben und durch eine "eigene Staatlichkeit der EU" zusammengeführt werden. Starke Worte eines Mannes mit Weitblick oder eines grossen Visionärs?! Schon jetzt gibt die EU anhand ihrer Richtlinien gewisse Gemeinsamkeiten vor. Diese müssen durch nationale Gesetze umgesetzt werden. Handelt es sich jedoch um die Steuern oder politische Unabhängigkeit durch die Anpassung der nationalen Verfassungen oder Grundrechte, so stellen sich nach wie vor viele der Mitgliedsstaaten gegen die Idee Oettingers. Aktuelles Beispiel ist etwa die Einführung der Eurobonds. Dadurch würden die Schulden der derzeitigen Pleite- oder Fast-Pleite-Staaten auf die gesamte EU-Zone umgelegt.
|
TAM-News |
||
Online-ZeitungVereinigte Staaten von Europa |
04.07.2012 |
|