TAM-News |
||
Online-ZeitungGriechenland - die Welt atmet auf |
20.06.2012 |
-2- Griechenland - die Welt atmet auf
Die Töchter und Söhne Platons bleiben beim Euro - doch es war bereits 5 vor 12!
Alexis Tsipras, der Chef der Linksradikalen gestand bereits am Montag die Wahlniederlage ein, beeilte sich jedoch damit, mögliche Koalitionsgedanken sofort im Keim zu ersticken. Seine Partei wird in der Opposition bleiben. Beim ersten Wahldurchgang im Mai übrigens erhielt die Syriza noch 16,78 % (2009 waren es gar armselige 4,6 %)! Die Tendenz ist also eindeutig. Auch der Wahlsieger Samaras hatte zuvor eine "Regierung der nationalen Rettung" favorisiert - notgedrungen mit der Syriza. Dadurch hätten die beiden altgedienten Parteien die Linksradikalen besser unter Kontrolle gehabt und auch das Wählerverhalten besser beeinflussen können. Das Aufatmen in Berlin war bis auf die Peloponnes zu hören. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einer guten Nachricht für den Euro und Europa. In einem Telefongespräch mit dem Sieger bereits am Abend des Wahltages sprach sie ebenfalls von der Bedeutung einer raschen Regierungsbildung. Sie wird somit vor dem Euro-Fussballspiel gegen die Griechen am kommenden Freitag ihren konservativen Kollegen freundschaftlich begrüßen. Nicht mit einem erzwungenen Lächeln den Linksradikalen Tsipras. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sprach bei diesem Ergebnis von einem Votum für ein verstärktes Voranschreiten bei den wirtschafts- und finanzpolitischen Reformen. Der Termin für eine Telefonkonferenz mit seinen Kollegen stand bereits schon für Sonntagabend fest - er konnte gecancelt werden. Bundesaussenminister Guido Westerwelle bekundete in einem Gespräch im Deutschlandfunk die Gesprächsbereitschaft zu einem Aufschub der Sparauflagen. Davon jedoch nicht betroffen sei die Reformbereitschaft der Griechen. |
Gleiches war zudem aus Strassburg vonseiten des EU-Parlamentes zu vernehmen. Auch die Eurogruppe sieht die Situation realistisch: Das Sparprogramm muss angepasst werden. Die Griechen liegen aufgrund der Rezession und des politischen Stillstandes in den letzten Wochen zeitlich zurück. Der G20-Gipfel in Mexiko, allen voran die USA, hat mehr Milde gegenüber der Hellenen gefordert. Diesen Reform-Fortschritt werden nun erneut Experten des IWF, der EU und der Europäischen Zentralbank überprüfen. Erst wenn der Bericht der Troika vorliegt, kann über solche Anpassungen weiter verhandelt werden. Die internationalen Börsen reagierten am Tag nach den Wahlen sehr freundlich. Der Nikkei-Index und der DAX zogen an, der Euro bewegte sich gar auf ein Vier-Wochen-Hoch hin. Im Tagesverlauf hingegen war die Euphorie schnell wieder beendet. Dafür sorgte ein Rekordhoch bei den Renditen spanischer und italienischer Staatsanleihen am Sekundärmarkt. Der Internationale Währungsfonds hat zudem Unterstützung zugesagt. Trotzdem müssen sich die weltweiten Finanzmärkte auch weiterhin auf unruhige Zeiten einstellen, denn Griechenland wird auch in Zukunft ein "Euro-Fass ohne Boden bleiben" (Stuttgarter Nachrichten). Apropos Fußball: Griechische Sportzeitungen bezeichnen das Euro-Viertelfinalspiel als "Spiel der Spiele" und titeln: "Angela, sei bereit!" (Sportday) bzw. "Bringt uns jetzt die Merkel" (Goal News). Somit liegt der komplette Frust der Griechen auf dem Rist ihrer Fußballer! (Ulrich Stock) |
Bildquelle: Gerd Altmann / pixelio.de
|