Während in Polen der letzte Schliff, die letzten Feinheiten erledigt werden, stehen die Partien in der Ukraine unter keinem guten Stern. Verantwortlich dafür zeichnet die Regierung. Diese ordnete im vergangenen Winter die Massentötung herrenloser Hunde an, was berechtigterweise zu einem lauten Aufschrei der Tierschützer und Hundefreunde auf der ganzen Welt führte. Politisch heftigst diskutiert wird zudem gegenwärtig die Inhaftierung der kranken, ehemaligen Ministerpräsidentin des Landes, Juljia Timoschenko. Die jetzige Oppositionspolitikerin ist im vergangenen Jahr wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Sie habe einen angeblich zu schlechten Gasliefervertrag für ihr Land mit Russland ausgehandelt. Das Urteil führte weltweit zu heftigen Diskussionen, da vermutet wird, dass Timoschenko damit zum Opfer des persönlichen Rachefeldzuges von Viktor Janukowitsch, dem nunmehr Wieder-Ministerpräsident, wurde. Die unter einem Bandscheibenvorfall leidende Frau hatte 2004 die sog. "Orangene Revolution" angeführt, die zum Sturz der Regierung führte. Der Ministerpräsident damals: Viktor Janukowitsch! Timoschenko befindet sich seit dem 20. April im Hungerstreik. Sie will damit auf die unwürdigen Haftbedingungen aufmerksam machen. Daneben soll sie durch das Justizpersonal gefoltert und misshandelt worden sein.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfahl nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ihren Regierungskollegen ein Fernbleiben von jenen Spielen, die in der Ukraine stattfinden. Dies würde bereits in der Vorrunde die DFB-Auswahl treffen, da die beiden Austragungsorte Lemberg und Charkow in der Ukraine liegen. Nur der zuständige Ressort-Minister sei von dieser Regelung ausgenommen. Doch Innen- und Sportminister Hans-Peter Friedrich (CSU) teilt Merkels Linie. Er meinte, er besuche als offizieller Vertreter Deutschlands das Spiel gegen die Niederlande am 13. Juni in Charkow nur unter der Voraussetzung, dass er zuvor mit der Oppositionspolitikerin sprechen könne. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel merkte an, dass deutsche Politiker möglicherweise neben Gefängnisdirektoren und Polizisten des Geheimdienstes auf der Tribüne Platz nehmen müssten. Mit Ziel Kiew betonte Merkel, dass sich die Regierung um eine Ausreisebewilligung Timoschenkos bemühe, damit diese in Deutschland medizinisch versorgt werden könne. Ärzte der Berliner Charité hatten die Frau untersucht. Jewgenjia Timoschenko, die Tochter der Inhaftierten, apelliert an die deutsche Regierung zu helfen. Sollte ihre Mutter sterben, so sterbe auch die Demokratie im Land (Frankfurter
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Allgemeine Sonntagszeitung). Sie misst der Haltung Deutschlands eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der schwer erkämpften Bürgerrechte im Land bei.
Ein gänzlicher deutscher Boykott jedoch wird auf breiter Front v. a. bei den Sportfunktionären abgelehnt. Schließlich seien alle Vorbereitungen getroffen. Daneben wäre es auch für die DFB-Auswahl nach "einer grandiosen Qualifikation" (FDP-Generalsekretär Patrick Döring) sehr enttäuschend, nun doch nicht am Turnier teilnehmen zu können. Beim DFB will man von einer Verlegung der Spiele oder dem Boykott nichts wissen. Jedoch könne neben der sportlichen Berichterstattung auch die Menschenrechtsprobleme in den Fokus der Kameras genommen werden. Besonders bitter für die Löw-Mannen ist ein solcher politischer Boykott, wenn sie bis ins Finale vorstoßen. Dieses wird in Kiew ausgetragen. Hier könnte es durchaus geschehen, dass nur Ukrainer auf der Ehrentribüne Platz nehmen werden. Die meisten Politiker Europas lehnen die mediale Gesichtswäsche an der Seite von Janukowitsch ab. Wer Angela Merkel bei den deutschen Spielen in Südafrika miterlebte, wird davon ausgehen müssen, dass dies eine recht langweilige Zuschauerschaft sein würde.
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02.05.2012 |
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