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Online-ZeitungTAM-News: Solar - die Geister, die ich rief... |
07.03.2012 |
Sollte also die Kürzung durchgehen, müsste dieser Solar-Soli auch weiterhin bezahlt werden - in den kommenden zwei Jahren könnte sich der Verbraucher nur jeweils circa 3,60 Euro einsparen - 2014 bis 2016 wären es 7,20 € pro Jahr! Das verbleibende Geld würde also zum Stopfen von Budget-Löchern verwendet werden. Doch: Sollte der Solar-Boom auch weiterhin anhalten, so könnte diese Öko-Umlage sogar noch steigen - trotz gekürzter Subventionen. Die Wirtschaft protestiert lauthals. Sie hatte es bislang mit den horrenden Preisdrückern aus China zu schaffen und muss dadurch ohnehin um's Überleben kämpfen. Kommt nun auch noch die Kürzung hinzu, so wird der Kuchen für heimische Betriebe immer kleiner. Die Solarbranche befürchtet einen Markteinbruch von rund 75 %. Viele zumeist mittelständische Betriebe müssten zusperren. Rund 100.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Letzter aufsehenerregender Fall: Die Solar Millennium AG. Zum 08. März hin legt der bisherige Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Jan Withag, sämtliche Ämter nieder. Dem voraus ging ein Insolvenzantrag, der kurz vor Weihnachten 2011 gestellt wurde. Das Amtsgericht Fürth hatte vergangene Woche das Verfahren eröffnet. Mehrere Projekte, auf die sich das Unternehmen in den USA konzentriert hatte, dauerten zu lange. Investiert wurden hier allerdings bereits rund 80 Mio. €. Nach ersten Angaben des Insolvenzverwalters werden noch einige Bauten in Spanien (etwa in Arenales) abgeschlossen, auch die Tochterfirma Flagsol GmbH in Köln könnte recht gut auf eigenen Füssen stehen. Die restlich verbliebenen 40 Mitarbeiter in Erlangen jedoch erhielten diese Woche die Kündigung. Die Solar Millennium AG agierte weltweit im Bereich des solarthermischen Kraftwerkbaus. Das Flaggschiff des Unternehmens waren die Parabolrinnen-Anlagen. Jetzt müssen rund 30.000 Anleger und Aktionäre um jeden Euro bangen. Doch ist dies noch lange nicht alles: 235 Arbeitsplätze sind von der Scheuten Solar-Insolvenz in Gelsenkirchen betroffen, 80 bei Arise Technologies - ebenfalls in der Solarstadt NRWs. |
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In anderen Unternehmen, wie dem weltweit führenden Produzenten von Photovoltaik-Modulen, First Solar in Frankfurt/Oder läuft Kurzarbeit bzw. gewähren die Länder "überbrückende Rettungshilfen". Beinahe jedes zweite deutsche Solarmodul kommt aus Berlin/Brandenburg. Rund 5.000 Personen sind hier in der Branche beschäftigt. In Sachsen/Anhalt läuft gar ein komplettes Kreditprogramm für die Solarindustrie. Bleibt also zuletzt die Frage, ob denn die Energiewende mit der derzeit bestehenden Photovoltaikfläche zu schaffen ist. Die Branche befürchtet außerdem mangelnde Motivation für weitere Innovationen. Gilt es doch noch die Frage zu klären, wie die Stromspeicherung und das Recycling dieser Anlagen erfolgen sollen. (Ulrich Stock) |
Factbox:
Dachanlagen mit einer Produktion von max. 10 Kilowatt erhielten bislang 24,43 Cent pro Kilowattstunde - künftig nurmehr 19,5. Anlagen bis 1000 Kilowatt werden auf 16,5 Cent und Freilandanlagen bis 10 Megawatt auf nurmehr 13,5 Cent pro Kilowattstunde gekürzt. Daneben sollen keine weiteren Förderungen ausbezahlt werden.
2012 werde das Volumen des Energie- und Klimafonds um 328 auf 452 Mio. € gesenkt werden, zitiert das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" aus einem Bericht des Finanzministeriums an den Haushaltsausschuss.
Solarstrom trägt derzeit zu rund 4 % des deutschen Verbrauchs bei.
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