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Online-ZeitungTAM-News: Putin! Wer sonst!!! |
05.03.2012 |
Außerdem: Wer möchte dieses riesige Land regieren? Wirtschaftlich schon längst von China überholt, hat der ehemalige Geheimdienstchef innerhalb der letzten zwölf Jahre paradiesische Zustände versprochen. Doch getan freilich hat sich beinahe gar nichts. Verlässt man die großen Städte, so eröffnet sich einem spätestens nach 10 km eine andere Welt - die Welt der ehemaligen Sowjetunion! Die Menschen hausen wie damals in Barracken - von Wohlstand also keine Spur. Unterschied zum Kommunismus: Sie haben nicht mehr alle eine Arbeit! Denn hier hat die Marktwirtschaft ohne Rücksicht durchgegriffen. Anfänglich galt der durchtrainierte Präsident als Retter der Nation, ließ sich gerne auch so feiern und inszenierte sich immer wieder selbst in dieser Rolle neu. Etwa als Taucher, der im vergangenen Sommer drei antike griechische Amphoren aus dem Schwarzen Meer holte. Was die Russen nicht wissen sollten: Archäologen hatten sie zuvor dort versenkt! Propaganda, wie sie eigentlich nur noch im kommunistischen Nordkorea durchgeführt wird. Doch all das könnte ihm letztlich Kopf und Kragen kosten. Das Volk will Arbeit, etwas zum Beißen und warme Stuben im Winter. Dies hatte der ranghöchste Russe immer wieder versprochen. Doch irgendwie umschleicht den einfachen Einwohner der sibirischen Taiga immer mehr der Eindruck, dass der Kreml mit einer Showbühne verwechselt wird. Spätestens seit dem Vorwurf der Wahlmanipulation bei den Duma-Wahlen am 04. Dezember letzten Jahres hat Putin viel an Lack verloren. Doch anstatt eines Machtwortes griff er bei den Präsidentenwahlen erneut auf die Trickkiste der Special Effects zurück: Webcams wurden in sehr vielen Wahllokalen landesweit aufgestellt, damit sich jeder von der Rechtmäßigkeit überzeugen konnte. All das aber half nicht viel. Teilweise waren die Webcams defekt, zeitweise wurden bezahlte Wähler gesehen, die mehrfach zur Urne schritten - tausende Wahlverstöße wurden wieder gezählt. |
Als es an die Stimmenzählung ging, waren die Cams ausgeschaltet. Auch der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow meint, dass das Wahlergebnis in keinster Weise die derzeitige Stimmung wiedergebe. Unter Putin wurden zwar der Staat und die Bürokratie gestärkt, jedoch die Gesetze löchrig und dehnbar. So manche meinen, dass das heutige Russland noch ärger als die "Diktatur der Arbeiterschaft" in der UdSSR ist. Der Anwalt und Blogger Alexej Nawalny beispielsweise spricht von einer "Partei der Gauner und Diebe". Die dringend notwendige Modernisierung des Staates endet auf irgendwelchen Schreibtischen. Anstattdessen besinnt sich der damals in Dresden eingesetzte Spion immer mehr der Vorzüge seiner kommunistischen Vorfahren. Eine Großmacht, die zwar nach außen hin stark erscheint, nach innen allerdings dem Verfall preisgegeben ist. Tausende Menschen protestieren tagtäglich auf den Straßen Russlands. Deren Anführer ließ der Wieder-Kremlchef als von den USA bezahlte Handlanger verunglimpfen. Doch inzwischen demonstriert nicht nur das arbeitslose Fußvolk. Immer mehr gesellt sich auch die Mittelschicht hinzu, die seit den 90er Jahren politisch komplett außer Acht gelassen wurde. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Lewada zeigt auf, dass bereits 70 % der "Wutbürger" Akademiker sind, die sich kein Auto oder Fernsehgerät leisten können. Und hiervon wiederum sind beinahe die Hälfte älter als 40 Jahre. Putin hat im "Kampf um Russland" mit knapp 65 % zwar gesiegt. Er könnte nun für weitere 12 Jahre die Geschicke am Roten Platz führen, da im November 2008 die Amtszeit des Präsidenten von bislang vier auf nunmehr sechs Jahre verlängert wurde. Doch hat der Kampf gegen ihn bereits im vergangenen September begonnen. Als er auf einer Veranstaltung seiner Partei "Geeintes Russland" die erneute Kandidatur bekannt gab. Und dieser Kampf wird immer härter werden. (Ulrich Stock) |
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