Konsumforscher fassen jenes in Zahlen, was auf Straßen und Einkaufspassagen laut gesagt wird: Die Krise um die Gemeinschaftswährung ist auch ein Angriff auf das Verbrauchervertrauen in die Zukunft des Euro.
Die GfK-Gruppe veröffentlichte Anfang dieser Woche ihren monatlichen Konsumklimaindex für Deutschland. Hierbei werden anhand von 2000 Interviews mit Verbrauchern in einem Zeitraum von zwei Wochen, Trends hinsichtlich der Erwartungen der Konsumenten für die Bereiche Einkommen, Konjunktur und Anschaffungsneigung veröffentlicht. Mess- und darstellbar sind diese in einem Konsumklimaindex. Die einzelnen Werte zeigen, dass sich die Konjunkturerwartung im Juli um 5,7 Punkte auf 44,6 Punkte verringerte und die Erwartung bezüglich der Einkommen um 10 Zähler auf 34,6 Punkte fiel. Auch die Anschaffungsneigung gab nach, auf 34,1 und damit ein Punkt geringer als noch im Vormonat.
Nicht nur aktuelle Schuldenkrise drückt die Stimmung
Es ist nicht nur die aktuelle Schuldenkrise in Griechenland, die den Verbrauchern auf den Magen und auf die Brieftasche schlägt. Schließlich fand sich am vergangenen Donnerstag ein entsprechender Kompromiss in Brüssel, der u.a. vorsieht, dass Griechenland auf ein zweites Rettungspaket hoffen kann. Diese insgesamt 109 Milliarden Euro werden seitens der Euro-Länder, des Internationale Währungsfonds und privaten Gläubigern zur Verfügung gestellt. Weiterhin werden die Zinsen für die Rückzahlung dieser Kredite bei 3,5 % eingefroren und die Laufzeit auf 15 Jahre verlängert. Dass im Zuge dieser Einigungen der Euro wieder stieg und die Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus Süd- und Südosteuropa fielen, werten Experten als Stärke- und Zuversichtssignal der Finanzmärkte in Richtung Gemeinschaftswährung. Auch die deutschen Bankenverbände begrüßen die – wenn auch geringer als erwartet ausgefallene – freiwillige Beteiligung der Banken an der Rettung Griechenlands.
Die Angst vor dem Übergreifen
Andere wiederum werten die Einigung von Brüssel vor allem als Rahmenvertrag für weitere strauchelnde Euro-Staaten wie beispielsweise Italien und Portugal – und sehen entsprechende Vorzeichen in den Aktenzeichen. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch das nachlassende Vertrauen der deutschen Konsumenten an die Konjunktur, die Einkommen und die eigenen Anschaffungen zu erklären. Auch Aussagen wie beispielsweise die des französischen Notenbankchefs Christian Noyer, dass die EZB in einer in einer Position sehr großer Wachsamkeit bleibe, heizen die Angst vor Inflation und einer Leitzinserhöhung als Stabilisation des Euro weiter an. So hat der Preisdruck durch hohe Energie- und Lebensmittelkosten immer noch nicht nachgelassen. Dass währenddessen die Rating-Agentur Moody's Anfang der Woche mitteilte, das Rating für Griechenland auf "Ca" von "Caa1" zurückzustufen, fällt dabei kaum jemandem mehr auf. Auch eine weitere Rating-Agentur, Fitch, lässt kein gutes Haar an Hellas. So sieht diese die Beteiligung der privaten Gläubiger an dem zweiten Rettungspaket als begrenzten Zahlungsausfall der Griechen, quasi als getarnte Staatspleite, die im Schatten des EU-Rettungsschirms weniger bedrohlich erscheinen soll. Marcello Buzzanca |
TAM-Wochenblatt Ausgabe 22 KW 30 | 28.07.2011 |
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