Es kam, wie es laut zahlreicher Ökonomen, Analysten und finanzpolitischer Experten kommen musste und sollte: Die Europäische Zentralbank gab bei Ihrer Sitzung letzte Woche die Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf nun 1,25 % bekannt. Damit werden in erster Linie Kredite auf dem Interbankenmarkt teurer, d.h. Banken müssen höhere Zinsen zahlen, wenn sie sich Geld bei der EZB leihen. Die Folge: Auch Kredite für Unternehmen und schließlich auch für Endverbraucher werden teurer. Andererseits gewinnen der Euro und der Euro-Raum an Attraktivität. Dies ist u.a. dadurch bedingt, dass der Geldfluss abnehmen und das Zahlungsmittel dadurch bei anhaltender Nachfrage (auch als Referenzwährung für zahlreiche Währungen aus EU-Mitgliedsländern wie Polen und Tschechien, die ihrerseits den Euro noch nicht eingeführt haben, deren Haupthandelspartner jedoch die Gemeinschaftswährung besitzen) noch begehrter wird. Bei anhaltender Stabilität bzw. bei weiter wachsender Wirtschaft im EU-Kernland, also vor allem in Deutschland und Frankreich, bedeutet dies auch, dass sich der Handel mit dem Euro verteuern wird. Das Signal der Europäischen Zentralbank und der Leitzinserhöhung lautet nämlich: Wir vertrauen auf unsere starke Währung und darauf, dass das Wachstum diese Anhebung verkraften kann. Wirtschaft wie geschmiert? Dennoch kommt dem einen oder anderen Zweifel, was den richtigen Zeitpunkt der Leitzinsanpassung wie auch der Planung weiterer gradueller Erhöhungen des EZB-Referenzzinssatzes im Laufe dieses Jahres angeht. Viele befürchten, dass die und vor allem durch explodierenden Rohstoffpreise verursachten hohen Kosten ein Dämpfer für die Weltwirtschaft bedeuten könnten. Dies berichtet zumindest die Internationalen Energieagentur in London, die ihrerseits 28 Industriestaaten in Energiefragen berät. Laut deren Einschätzung ist ein über einen längeren Zeitraum anhaltender Preis von 100 Dollar/Barrel Rohöl ein Hinweis für einen Abschwung der Weltwirtschaft. Durch die hohen Kosten würde nämlich die Nachfrage gedrosselt, wodurch wiederum die Produktionen zurückgefahren würden. Mögliche Konsequenzen: Abbau von Arbeitsplätzen. Sofern also die Organisation ölfördernder Staaten (OPEC) ihre Ölfördermengen nicht anheben, bleibt der Preis solange im momentanen Bereich, bis die Nachfrage aufgrund des hohen Preises nachlässt. Erst dann und aufgrund der dadurch einsetzenden geringeren Nachfrage könnte der Ölpreis wieder sinken. Großhandelspreise oben - Konjunkturaussichten auch Das Statistische Bundesamt vermeldet passend zu den hohen Rohstoffpreisen für den vergangenen Monat einen Anstieg der deutschen Großhandelspreise um 10,9 % zum Vorjahresmonat. Experten sehen dies als eine Art Frühwarnsystem für eine anziehende Inflation. So geben Großhändler aller Branchen ihre Teuerung an ihre Kunden (also den Zwischenhandel) weiter. Dieser wird letztlich die Preise für die Endverbraucher anheben müssen. Bei Konjunkturprognosen von 2,7 % Plus für das Jahr 2011 seitens des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sollte man dennoch meinen, dass den Verbrauchern am Ende etwas in der Brieftasche verbleibt. Zumindest deutet einiges aus der DIW-Prognose darauf hin, dass der private Konsum einer der wichtigen Treiber für das Wachstum sei. Auch würden anstehende Lohnerhöhungen bzw. Forderungen danach kein Grund zur Sorge sein, dass sich dadurch ein Zweitrundeneffekt (also eine Erhöhung der Preise durch Unternehmen aufgrund deren höherer Personalkosten und damit ein Abschwächen der Nachfrage seitens der Endverbraucher) einstelle. Marcello Buzzanca |
TAM-Wochenblatt Ausgabe 13 KW 15 | 13.04.2011 |
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