Es besteht keine Frage: Das Erdbeben in Japan und der darauf folgende Tsunami ist in erster Linie eine Katastrophe für alle, die mittelbar und unmittelbar von den Folgen dieses schrecklichen Unglücks betroffen sind. Zehntausende Menschen fielen dem Beben und dessen Folgen zum Opfer und dies ist zu beklagen. Und doch geht die Angst in Japan und im Rest der Welt weiter um. Dabei steht nicht nur die Furcht vor einem atomaren GAU im Vordergrund. Auch Investoren rund um den Globus fürchten sich. Denn sie beobachten, wie japanische Marktteilnehmer ihr Kapital aus ihren Investments zurückziehen. Die Bank of Japan pumpt indes Geld in den Markt, um Liquidität zu sichern. Und allen Anlegern wird klar, wie zerbrechlich die Ordnung der Finanzschauplätze und Weltwirtschaftsgrößen ist. Sichere Häfen statt riskanter Engagements Anlegern wird plötzlich das Risiko ihrer Investments im Allgemeinen bewusst. Und so sehen sie Gefahren allerorts, ziehen sich aus - aus ihrer Sicht- riskanten Investments zurück (also beispielsweise aus Aktienwerten) und steuern vermeintlich sicherere Häfen wie beispielsweise Anleihen oder Gold an. Dort warten sie nun auf Zeiten, die weniger Risiko bergen. Für die Märkte bedeutet dies einen großen Abfluss an Liquidität und die Notwendigkeit sich trotzdem günstig refinanzieren zu können bzw. wieder Vertrauen aufbauen zu müssen. Schließlich trifft das Misstrauen der Anleger auch Schwellenländer, die eigentlich gut dastehen, relativ gute Inflationszahlen und vertretbare Haushaltsdefizite aufweisen. Dazu gehören die so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Indien und China) oder aber auch andere Länder der Emerging Markets, also der aufstrebenden Märkte, beispielsweise in Osteuropa oder der Türkei. Große Chancen und Risiken Gerade wenn Investoren in Papieren der Emerging Markets engagiert sind, sehen sie mitunter gerade jetzt verstärkt jene Risiken, die eigentlich schon immer existierten. Sie fürchten nun verstärkt die Kursschwankungen und Ausfallsrisiken beispielsweise bei hoch verzinsten Staatsanleihen. Sie haben Angst vor den Währungsrisiken - d.h. dem Wertverlust der Landeswährungen gegenüber ihren Referenzwährungen Euro oder Dollar - und sie sehen plötzlich deutlich, wie teilweise präsent die Gefahr einer Verstaatlichung von Unternehmen ist. Beste Beispiele hierfür sind Russland und Ungarn. Zusammen mit den Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika sehen die Anleger weiterhin plötzlich auch das Risiko für ihr Geld, wenn es um politische Unruhen und Umwälzungen geht. Prinzipiell sind all diese Risiken schon immer vorhanden gewesen. Und in Zeiten, in denen Naturkatastrophen wie jene in Japan, nicht für die Fragilität der Welt- und Finanzmarktordnung sensibilisieren, nehmen Investoren auch gerne jene Risiken in Kauf. Dafür werden sie ja schließlich auch mit vergleichsweise hohen Renditen entlohnt. Ob nun ETFs (also börsengehandelte Fonds) auf Aktien aus Schwellenländern oder auch Staatsanleihen: Die Zinsen und Renditen sind aufgrund der bestehenden Risiken in der Regel attraktiv. Frischer Wind für alternative Energien Die Unternehmen aus dem Bereich Regenerative Energien profitieren zumindest hinsichtlich ihrer Aktienwerte von der Angst und Skepsis bezüglich Atomkraftwerken. Das Erdbeben in Japan, das Moratorium für AKWs in Deutschland, ein in Italien geplanter Volksentscheid hinsichtlich der Wiederaufnahme der Atomkraft- alles Gründe, um sich als Anleger Gedanken über Sinn, Zweck und Zukunft der Atomkraft und damit auch über ein Engagement hinsichtlich Beteiligungen an Energiekonzernen, die u.a. Atomkraftwerke betreiben, zu machen. Nicht selten war der Entschluss in diesen Tagen: Raus aus den Aktien und Anleihen von Energiekonzernen, die AKWs betreiben und hinein in Beteiligungen an Firmen, die Solarparks, Off- und On-Shore-Windkraftanlagen oder auch Wasserwerke betreiben. Marcello Buzzanca
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TAM-Wochenblatt Ausgabe 9 KW 11 | 21.03.2011 |
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