Spätestens seitdem Griechenland und Irland letztes Jahr faktisch die Waffen streckten und sich unter den Euro-Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability Facility) flüchteten, da enorme Schulden ihre Haushalte belastete und sie an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachten, ist der Rettungsfonds in aller Munde. Dabei sind es nicht nur wohlgesinnte Stimmen, die diesen Fonds in die täglichen Schlagzeilen bringen. Prinzipiell will der Rettungsfonds folgendes leisten: Mit Mitteln der sich beteiligenden Länder der EU, das Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank sind hier 750 Milliarden Euro an Sicherheiten hinterlegt, auf die ins Straucheln geratene Staaten der Euro-Zone zurückgreifen können. Aufgelegt wurde der ESFS, um Spekulationen um die Stabilität des Euro entgegenzutreten. Mit den Garantien solventer Staaten wie eben Deutschland sollen stark verschuldete Länder die Chance bekommen sich frisches Kapital auf dem Finanzmarkt durch den Verkauf von Staatsanleihen zu besorgen, ohne dabei zu hohe Zinsen an die Gläubiger (also die Käufer) zahlen zu müssen. Mit dem höchsten Bonitätsrating aller namhaften Ratingagenturen ausgestattet, verhilft der Fonds somit angeschlagenen Euro-Zonen-Ländern faktisch zu guten Kreditkonditionen. Doch er verleiht auch Spekulanten Auftrieb. Diese wetten mit so genannten Credit Default Swaps, also Kreditausfallversicherungen, gegen die Zahlungsfähigkeit der verschuldeten Länder- und damit auch gegen den Euro. Dadurch verliert die Einheitswährung als Zahlungsmittel an Glaubwürdigkeit und die Länder der Euro-Zone müssen (politisch) intervenieren, um dem Vertrauensverlust entgegenzuwirken. So bestätigen sie beispielsweise, dass Kreditnehmer wie eben Griechenland und Irland 5% Zinsen zahlen müssen, der ESFS aber nur 2% Zinsen für Kredite zahlen müsste, die er am Kapitalmarkt aufnimmt und an in Not geratene Staaten 'weitergibt'. Umso schädlicher ist insofern die Aufspaltung der Euro-Länder in Eurobonds-Skeptiker- und Befürworter. So war es Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, der vor einigen Monaten die Diskussion um Euro-Bonds, also von allen Euro-Zonen-Mitgliedsländern gemeinsam herausgegebene Anleihen, ins Spiel brachte. Staaten wie Deutschland und Frankreich sehen dafür keine Notwendigkeit, während eben Länder wie Griechenland und Irland, aber auch Italien und Portugal gerne sähen, dass gemeinsame europäische Anleihen eingeführt würden. Schließlich würde das für sie bessere Konditionen als die aktuellen bedeuten. Verliert eine Währung an Wert, droht Inflation. Die Kosten für die Lebenshaltung steigen, d.h., man bekommt für dasselbe Geld weniger Ware und/oder Dienstleistung. Gerade wenn ein Staat Schulden hat (auch aufgrund von Bürgschaften, die er beispielsweise für Banken aufgenommen hat), verliert er am Kapitalmarkt an Glaubwürdigkeit. Das Aufnehmen neuer Kredite wird für ihn teurer. Wenn er jedoch beginnt das Geld zu entwerten, wird es plötzlich wieder billiger. Die Entwertung einer Währung findet u.a. dadurch statt, dass mehr Geld gedruckt und in Umlauf gebracht wird. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass Zentralbanken ihren Leitzins senken bzw. auf niedrigem Niveau belassen. Entsprechendes geschah weltweit während der letzten Finanzkrise. Durch die niedrigen Zinsen sollten Banken die Möglichkeit erhalten sich günstig mit frischem Kapital einzudecken, welches sie dann (ebenso günstig) an Unternehmen und private Kreditnehmer weitergeben sollten. Dadurch sollte die Wirtschaft angekurbelt und die Nachfrage nach Konsum gestärkt werden. Mit steigendem Konsum wächst schließlich auch das Bedürfnis nach mehr Arbeitskräften, etc. Tatsächlich findet sich ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent in Deutschland, Arbeitslosenzahlen von unter 3 Millionen und damit Grund zum Optimismus. Es findet sich aber auch eine Inflationsrate, die wahrscheinlich in diesem Monat über 2% liegen wird. Insofern denkt man nicht nur in Deutschland darüber nach, das Geld wieder 'teurer' zu machen, also den Leitzins zu erhöhen, um Geld aus dem Umlauf zu nehmen, so dass es wieder an Wert gewinnt. So ist ein höherer Leitzins auch Ausdruck dafür, dass es einer Volkswirtschaft gut geht und diese auf ihr Wachstum vertraut, selbst dann, wenn Kredite wieder teurer werden. Dem schließen sich die Forderungen nach Lohnzuwachs aller großen Arbeitnehmerorganisationen in den letzten Wochen an. Sie fordern für ihre Mitglieder eine Teilhabe am wirtschaftlichen Aufschwung in Form von signifikanten Lohnerhöhungen.
|
TAM-Wochenblatt Ausgabe 2 KW 4 | 02.02.2011 |
|