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Online-ZeitungKernabi - Gordischer Knoten nun gelöst? |
20.10.2011 |
Bereits ab dem kommenden Schuljahr werden sich sieben Bundesländer zu einem Aufgaben-Pool zusammenschließen. Neben Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen gehören diesem erlauchten Kreise auch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein an. Baden-Württemberg wollte sich unter der CDU anschließen, die Regierung Kretschmann jedoch zog sich raschest möglich wieder zurück. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Ludwig Spaenle (CSU) rechtfertigt diese Regelung mit der Tatsache, dass aus zehn Jahren PISA-Studie gelernt worden wäre, die immer wieder ein teils eklatantes Leistungsgefälle zwischen den Ländern aufgezeigt habe. In dieser Variante können sich die Länder aus dem Aufgaben-Pool bedienen. Dies heißt jedoch nicht automatisch, dass sie auch dieselben Testfragen verwenden. Spaenle will diesen gemeinsamen Aufgaben-Pool gar in Form eines Staatsvertrages festgehalten sehen. Dann bleibt es im Einflussbereich der Länder und kann nicht durch den Bund vereinnahmt werden. Etwas anders läuft es da schon in Berlin und Brandenburg. Beide haben die Lehrpläne bereits im Schuljahr 2010/11 angeglichen - hier gibt es tatsächlich das Spiegel-Abi. Brandenburg hat aber signalisiert, dass man jederzeit auch für etwas anderes offen sei. |
Wird nun das Ergebnis des Aktionsrates als Ganzes betrachtet, so ist die Angleichung der Lehrpläne der zentrale Inhalt. Und dies stößt sehr vielen Pädagogen und Landespolitikern sauer auf, verlieren diese doch durch solche Pläne auch ein gewaltiges Stück Eigenständigkeit. So begrüßt beispielsweise die Kultusministerin für Rheinland-Pfalz, Doris Ahnen (SPD), allgemein gültige Bildungsstandards, jedoch habe sie "ganz erhebliche Zweifel, dass der konkrete Vorschlag dem Rechnung trägt und ob er überhaupt umsetzbar wäre!" In Mainz werden nach wie vor die an der jeweiligen Schule erstellten Aufgaben durch das Ministerium abgesegnet - und das soll künftig so bleiben! Auch ihr Kollege Spaenle aus Bayern favorisiert ein "vergleichbares Abitur auf einem hohen Niveau" gegenüber eines Zentralabiturs! |
In dem veröffentlichten Gutachten werden zwei Aufgabenformate angesprochen: Einerseits komplexe Multiple-Choice-Aufgaben, andererseits offene Fragen mit differenzierten Kodierschlüsseln. Doch gehen gerade in der Ankreuz-Variante die Meinungen noch weit auseinander. Was in der Mathematik vielleicht noch möglich ist, wird in den beiden anderen Fächern Deutsch und Englisch sehr schwer umzusetzen sein. Derzeit liegt der Ball beim Institut zur Qualitätssicherung im Bildungswesen (IQB) in Berlin. Dort sollen die Prüfungen erarbeitet werden. Erst nach darauffolgenden Probeläufen würde 2018 der Startschuss für das Kernabi fallen. Gaudeamus igitur! Ulrich Stock |
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