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Online-ZeitungKernabi - Gordischer Knoten nun gelöst? |
20.10.2011 |
Jeder, der dieses Szenario schon mitgemacht hat, weiß zu schätzen, dass er es hinter sich hat! Es sind Minuten, die über Sein oder Nicht-Sein entscheiden. So mancher Auszeichnungskandidat hat dabei die Nerven weggeworfen, so manch anderer hingegen seine Sternstunde erblickt. Immer wieder kamen auch Vermutungen auf, dass der Sprössling in einer anderen Schule sicherlich besser abgeschnitten hätte. Um dies künftig auszuschließen, wurde der "Aktionsrat Bildung" ins Leben gerufen. Neun führende Bildungsexperten, darunter etwa der Hamburger Universitäts-Präsident Dieter Lenzen, der Pisa-Forscher Manfred Prenzel und der Ökonom Ludger Wößmann sollten die Beschlüsse der Länder aus der Kultusministerkonferenz von 2007 über gemeinsame Standards für die gymnasiale Oberstufe überdenken. Dieser Tage ist ein wenig überraschendes Resultat vorgestellt worden: Das deutschlandweite Kernabitur! Ab dem Abi-Jahrgang 2018 sollen die Prüflinge ihre Arbeiten in Deutsch, Englisch und Mathematik in jeweils 90 Minuten an einem Tag hintereinander schreiben. Gleichgültig ob dies nun in Lübeck oder Garmisch-Partenkirchen, in Bautzen oder in Köln abgehalten wird - die Aufgaben sind allerorts dieselben. |
Bildungsforscher fühlen sich bestätigt, schließlich haben sich damit ihre jahrelangen Forderungen erfüllt. Zum Teil zumindest, denn dieses Zentralabi soll nur mit einem Anteil von zehn Prozent in die Gesamtnote einfließen. Die beiden anderen Teile setzen sich aus den Noten der zwei Oberstufenjahre und den bisherigen Prüfungsnoten zusammen. Beides wird auch weiterhin regional durch die Länder beeinflussbar sein! Deshalb fordern einige Experten die eigene Angabe der Kern-Abi-Note auf dem Zeugnis. Bleibt die Frage über, welche der beiden Beurteilungen die wichtigere darstellen wird! Ein "bisschen Zentralabi" sei zu wenig, kritisieren bereits die ersten Gegner dieser Lösung. Der Präsident des Lehrerverbandes Sachsen, Jens Weichelt, spricht von einem "Schrittchen in die richtige Richtung!" Der Deutsche Philologen-Verband hingegen zeigt nach wie vor eine bestehende Gerechtigkeitslücke bei den unterschiedlichen Bildungsanforderungen der Länder auf, die es zu beseitigen gilt. Nach dem Abitur werde hier keine Unterscheidung mehr getroffen. Studien haben nachgewiesen, dass der Leistungsunterschied zum Abi-Zeitpunkt bis zu zwei Lernjahre ausmacht. So tun sich etwa Mathematik-Abiturienten aus Baden-Württemberg wesentlich schwerer beim Hochschulzugang als ihre Kommilitonen aus Hamburg. Dies wirke sich vornehmlich in der späteren Mobilität der Fachkräfte aus, heißt es aus dem Bereich der Wirtschaft. |
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