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Online-ZeitungSchlussstrich unter Afghanistan |
16.12.2011 |
Mutter weinte, Vater war fassungslos! Beide konnten oder wollten nicht verstehen, dass ich zum Auslandseinsatz nach Afghanistan beordert wurde. An's andere Ende der Welt! Zu Menschen, die jeden Ausländer als Feind betrachten! Auch mir wurde beim Betreten des Flugzeugs erstmals mulmig: Was erwartet mich dort? Werde ich wieder zurückkommen??? Viele Bundeswehrsoldaten, die ihren Auslandseinsatz am Hindukusch absolvierten, beginnen ihre Schilderungen mit diesen Worten oder ähnlich. Afghanistan ist das große unbekannte Land. Eine rauhe, steinige Steppenwüste, die eigentlich niemand so wirklich besuchen möchte. Doch gelingt der Anschluss an die Bevölkerung, dann weiß man deren Gastfreundschaft sehr zu schätzen. Deshalb stellt sich dann auch niemand mehr die Frage: "Was soll ich überhaupt hier!" Denn bei diesem Einsatz geht es nicht um Bodenschätze oder das große Geld - es geht um die Menschlichkeit. In einem der wenigen wirklichen humanitären militärischen Hilfsaktionen (ohne wirtschaftliche oder politische Hintergedanken) wurde einem Volk geholfen, das jahrzehntelang geknechtet wurde, das keine Entscheidung eigenständig treffen konnte. Jetzt ist es an der Zeit, loszulassen. Sie müssen lernen, auf eigenen Füssen zu stehen. Nicht nach Vorgaben anderer zu leben. Mit der Übergabe des ersten militärischen Lagers an eine zivile Führung begann dieser Tage der geordnete Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan. 5.350 deutsche Soldaten sind derzeit dort stationiert! Diese Truppenstärke soll bis Anfang 2013 auf 4.400 reduziert werden. Im PRT Faisabad im Nordosten des Landes versehen gegenwärtig noch 250 deutsche und 160 mongolische Soldaten ihren Dienst (PRT = zivil/militärisches Aufbauteam). |
Der bisherige militärische Lagerchef Oberst Peter Utsch hat mit einem historischen Handschlag dem neuen Leiter, dem Diplomaten Helmut Landes alles Gute gewünscht! Ein kleiner symbolischer Akt mit großer Bedeutung. Denn damit beginnt der geordnete Abzug der Deutschen. Bis Ende 2014 sollen die Truppen Schritt für Schritt abgezogen werden. Die Feldlager werden hierfür ebenfalls nach und nach in zivile Hände und später an die Afghanen übergeben. Als nächstes könnte Talokan anstehen. Nach diesem Schema sollen aus dem derzeit 130.000 Mann starken ISAF-Kontingent der NATO nurmehr 15.000 werden, die für die Ausbildung und technische Unterstützung der einheimischen Soldaten und Polizisten nicht jedoch für Kampf- oder Sicherungseinsätze zur Verfügung stehen werden. Damit endet auch ein mehr als umstrittener Einsatz, der selbst hiesige Parteien spaltete. Zehn Jahre lang versahen junge Damen und Herren dort ihren Dienst, der für nicht wenige auch tödlich endete: Am meisten Donnergrollen aber verursachte ein Raketenangriff auf einen Tanklastwagen im September 2009. Dabei gab es auch viele zivile Todesopfer. Die Vorgänge rund um diese Militäraktion führten schließlich zum Rücktritt des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Jung, der Kündigung des Staatssekretärs sowie der Entlassung des Generalinspekteurs. |
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