"Ueber die Entstehung von Kaiserebersdorf, Mannswörth, Albern und Schwechat
erzählt ein Herr, der sich sonst als Reiseschriftsteller einen Namen gemacht hat, dann, wenn ein Schwechater seine Heimat so recht über den grünen Klee hinaus lobt, folgende Geschichte: Kaiser Josef der II. ging einst mit seinem Gefolge auf die Jagd. Als man in die Gegend kam, wo heute Kaiserebersdorf ist, gelang es dem Kaiser, einen großen Eber zu erlegen. Sämtliche Jagdgäste waren über das Jagdglück des Kaisers sehr erfreut und man beschloß, dort, wo der Eber zur Strecke gebracht wurde, eine Ortschaft zu gründen.
Man riet hin und her, wie die neue Ortschaft heißen solle.
Als dann einer der Jagdgäste vorschlug, den Ort: ´Kaiser-Ebers-Dorf´ zu taufen, fand dieser Vorschlag allseits freudige Annahme. So führt auch noch heute dieser Ort den Namen: ´Kaiserebersdorf.´
Die Jagdgäste jagten dann weiter und kamen in die Gegend, wo heute Mannswörth steht. Der Kaiser schoß auf ein Wildschwein, mußte es jedoch schlecht getroffen haben, denn das Wildschwein stürzte wie eine Furie auf den Kaiser los. Ein Hofjäger - der Erzähler versichert immer, daß es Herr Forstverwalter Schwarz nicht war - erkannte die Gefahr, in der sich der Kaiser befand und stürzte mit gezücktem Messer auf das Wildschwein, diesem das Messer in den Hals stoßend.
Das Wildschwein verendete bald darauf, sämtliche Jagdgäste bewunderten den Mut des Hofjägers und wie aus einem Munde ertönte es von aller Lippen: ´Die Tat war eines Mannes wert, hier wollen wir ebenfalls einen Ort gründen und ihn zum Andenken an diese Tat ´Mannswörth´ nennen.´
Man zog weiter. Das mitgenommene Jagdfrühstück war unterdessen aufgezehrt, Hunger und Durst peinigte die Jäger. Man setzte sich und wartete auf den Jagdwagen, der von Wien aus Speisen und Getränke bringen sollte. Stunde auf Stunde verrann, der Jagdwagen kam nicht.
Als der Kaiser, der ebenfalls des Wartens schon überdrüssig wurde, sagte: ´Das ist denn doch zu albern´, machte einer der Jagdgäste den Vorschlag, auch hier einen Ort zu gründen und ihn ´Albern´ zu benennen. Dieser Vorschlag erregte allseits Heiterkeit und fand die Zustimmung Aller. So entstand Albern.
Es dürfte eine Rache des Himmels sein, daß in Albern alljährlich Überschwemmungen stattfinden, weil dort der edle Volkskaiser Durst leiden mußte. Es war schon gegen vier Uhr Nachmittag. Der Proviantwagen war noch immer nicht da. Man vermutete, daß ein Unglück geschehen sei und machte sich auf die Suche.
Nach einer kleinen halben Stunde stießen die Jagdgäste auf den Proviantwagen. Dieser war im Kot stecken geblieben und trotz aller Bemühungen der Kutscher nicht aus demselben heraus zu bringen. Erst als sämtliche Jagdgäste mit Hand anlegten, gelang es, den Proviant zu retten.
Auch hier sollte ein Ort gegründet werden. Man debattierte lange, wie man diesen Ort benennen solle, schließlich einigte man sich auf den Namen ´Schwechat´. - Wenn auch diese Entstehungsgeschichte den geschichtlichen Taten Hohn spricht, so hat sie doch eines, sie ist originell.
Sie wird zwar dem Erfinder keine goldene, mit Brillianten besetzte Zigarettendose eintragen, wohl aber manchen (übrigens nicht bös gemeinten) Vorwurf der Schwechater und Alberner."
Der Neue Bezirksbote vom 9. August 1903, Seite 3.
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