Eine Frage der Loyalität
Er wollte nicht sterben, das war eine unumstößliche Tatsache, nicht minder wie die Tatsache, dass er es mit Wahrscheinlichkeit doch tun würde. Hinter sich hörte er den Tumult, Stahl schlug gegen Stahl, Schreie, Rufe, Klagen hallten über den nächtlichen Hof. Es gab hier einige Gardisten in Waffen, sein Herr hatte Land und Gut, doch die ausgehungerten Briganten trieb der harte Winter und die Aussicht auf Essen, Feuer und vielleicht auch die Wärme einer Frau aus der trügerischen Sicherheit der Wälder.

Er wusste, sein Herr war mitten bei den Kämpfenden. Er konnte ihn hören als das Banner des Hauses fiel. „Nehmt das Banner auf! Und – lasst – es – niemals – sinken!“ Er sah nichts von dem was geschah doch allein es zu hören gab ihm und den ängstlichen Männern und Frauen an seiner Seite neuen Mut. Er umfasste seine Heugabel fester, die dickliche Köchin an seiner Seite schlug mit ihrem Nudelholz gegen die gusseiserene Pfanne, sein Blick huschte zum Schmied, zum Knecht, zu den mit Steinen bewaffneten Dienstmädchen und dann zu den sich nähernden Fackeln der zweiten Welle an Briganten. Keiner von ihnen wollte sterben, doch sie waren bereit dazu. Laut sprach er den Wappenspruch des Hauses, seines Hauses, und laut sprach er das Gebet…

Was bedeutet Loyalität? Treue! Eine gegenseitige Achtung und Respekt und die Bereitschaft jederzeit, in Ehrlichkeit und Selbstachtung vor oder hinter jemandem oder einer Sache zu stehen. Doch gleichsam trägt der, der diese Loyalität für sich oder die Sache einfordert eine Bürde. Den höchsten aller Preise kann nur einfordern, wer selbst in der Sache und seinem Ansinnen nicht wankt. Sicher, Loyalität kann auch gefordert und erzwungen werden, in wahrhaftigster Form jedoch wird sie geschenkt. Und dieses Geschenk wird jeden Tag erneut erwogen und gewährt oder verwehrt.

Sturmwind| Auf tragische Art und Weise kam ein fünfjähriger Knabe zu Tode. Familie W. (Name ist uns bekannt) bestehend aus der Mutter und dem Vater des Opfers, schilderten uns den Fall in einem Gespräch.

Das verzweifelte Ehepaar fand den Jungen am Morgen des 11. diesen Monats tot in seinem Bett. Das Kind wies eigenartige Symptome auf, unter anderem eine geschwollene Zunge, Ansätze von Hörnern am Kopf sowie Füsse, die Hufen glichen. Die Eltern des Kindes beteuern ihre Unschuld und können sich nicht erklären, was geschehen ist.

In einem Gespräch mit ihrer Hochwürden Simanthy Weisssträhne, der obersten Klerikerin der scharlachroten Faust, konnten wir mehr über die Symptome erfahren. So könnte es ein gezielter, magischer Angriff gewesen sein, bei dem sich Manifestationen körperlich zeigen. Hörner und Hufe lassen dabei an einen Satyr denken. Die oberste Klerikerin des Ordens wies jedoch darauf hin, dass eine derzeitige Aussage ohne weitergehende Informationen nur einer Vermutung entspreche und keinesfalls als Tatsache angenommen werden könne.

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinerlei weitere Erkenntnisse. Da der verstorbene Knabe öfter am Burggraben war und dort spielte, wird die Bevölkerung gebeten, sich selbst und Angehörige von dieser Örtlichkeit fernzuhalten. Bei auftreten der oben beschriebenen Symptome empfiehlt es sich, unverzüglich einen Priester oder eine Priesterin der Kirche aufzusuchen.

Sollte es neue Informationen geben, werden wir wieder darüber berichten. (TvE)