(Lummen-)Sprung ins Abenteuer
Deutschlands einzige Hochseeinsel ist reich an Naturschauspielen: Eines davon ist der aktuell stattfindende Lummensprung
In diesen Tagen ist es auf Helgoland wieder soweit: Die kleinen Trottellummen, die auf den ersten Blick so viel Ähnlichkeit mit einem Pinguin haben, müssen wieder allen Mut zusammennehmen. Die etwa 40 cm großen Vögel gleichen Stockenten, haben aber einen dünneren Schnabel.
Knapp vier Wochen sind seit ihrer Geburt vergangen, eine Zeit, in der sie fast regungslos ausgeharrt haben auf den schmalen Felsvorsprüngen und in den Nischen an der Südwestküste Helgolands, rund 50 Meter über der Nordsee. Die Insel ist dann die größte Entbindungsstation der Welt für diese Tiere. Doch jetzt ist es Zeit: Sie müssen springen.
Und so nähert sich eine kleine Trottellumme nach der anderen unruhig und flügelschlagend dem Felsrand. Der Vater zeigt dem Nachwuchs noch einmal die richtige Absprunghaltung, die Mutter krächzt ein aufmunterndes "Arrahoorr", dann endlich segelt das Junge in die Tiefe. "Viele Tiere knallen ganz heftig aufs Felswatt", sagt Dr. Jochen Dierschke, der Leiter der Inselstation der Vogelwarte Helgoland. Doch keine Sorge: Zum einen bremsen die Stummelflügel den freien Fall, zum anderen hat die Trottellumme ein Art Knautschzone mit Federkern, die die Wucht des Aufpralls mindert.
Beobachten lässt sich der Lummensprung fast nur in der Dämmerung, vor allem an windstillen Abenden, sagt Dierschke. Zwischen Mitte und Ende Juni können Besucher beobachten, wie die etwa drei Wochen alten und noch flugunfähigen Lummenkücken – angelockt durch die Eltern – sich aus dem Brutfelsen in das rund 50 tiefer liegende Meer stürzen. Dazu gehört viel Mut. Man kann sie als kleine Helden bezeichnen. Durch ihre V-formig ausgebildeten Rippen, dem dichten Federkleid, den Stummelflügeln und den Luftsäcken im Körper überleben sie den waghalsigen Sprung unverletzt.
Beim Vogelfelsen an der Westseite der Klippe beugen sich eigentlich fast immer ein paar Menschen über den Klippenrand. Es sind Fotografen, stets auf der Suche nach dem besten Motiv. Vor allem morgens und abends schultern sie ihre Objektive, groß wie Ofenrohre, und geben sich oberhalb des weltweit kleinsten Naturschutzgebietes ein Stelldichein. Auch dem Ungeübten gelingen beeindruckende Naturaufnahmen, Trottellumme, Tordalk, Dreizehenmöwe und vor allem Basstöpel sind schließlich nur wenige Meter entfernt.
Die Kurverwaltung bietet hier seit Jahren (alle Plätze sind auch dieses Jahr wieder ausverkauft) mit der „Lummensprungpauschale“ (http://www.helgoland.de/arrangements/lummentage.html) ein spannendes Inklusiv-Arrangement an.
Weitere Infos: www.helgoland.de
Fachspezifische Infos der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Helgoland gibt es z.B. hier: http://www.oag-helgoland.de/
Text: Quelle / Auszüge: RP mit Ergänzungen von Klaus Furtmeier
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