Die deutsche Kanzlerin war wieder mal bei einer Feier, die uns Deutschen einen kalten Schauer den Rücken runter laufen lässt.
Die Sieger feiern mit dem Besiegten eine Feier der Demokratie und der Freiheit gegen Okkupanten und Unterdrückern.
Dabei ist der Präsident Russlands, das so viele Opfer für die Befreiung von Nazideutschland zu beklagen hat.
Der gleiche Präsident steht heute auch für die Besetzung der Krim, die so schnell nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Putin wirkte nicht besonders zugehörig, um es gelinde zu sagen. Er hat dafür gesorgt, vieles, was die Sicherheit in Europa und der Welt angeht, zu überdenken.
Seit dem damaligen Tag in der Normandie haben sich gemeinsame Institutionen für kollektive Sicherheit gebildet.
Gut, dass es die EU als friedlichen Konfliktausgleich in Europa gibt.
Gut, dass es die NATO als Verteidigungspakt der freien Welt gibt.
Gut, dass es die UNO als Verrechtlichung der internationalen Beziehungen gibt.

Wie viele Soldaten - allein der USA - sind im Irak gestorben. Und jetzt scheint alles, was in der Busch-Ära geschah, umsonst gewesen zu sein. Alles, was sich die USA im Irak geleistet haben, steht nun infrage, die bisherige Außenpolitik muss überdacht werden.
Natürlich ist die Verführung sehr groß, jetzt den Irak einer Al-Kaida Splittergruppe zu überlassen. Der Dauerkrieg zwischen sunnitischen, schiitischen und kurdischen Parteien ist eine Katastrophe für das Land. Eine Grenzziehung wird das Land sicher in einen Dauerkrieg versetzen. Der Abzug der Amerikaner bis auf den letzten Mann hat eine angebliche Demokratie zurückgelassen, die sich nicht wehren kann.
Die Berufsarmee des Irak ist überhaupt nicht in der Lage sich des Terrors zu erwehren.
Dass die USA ein strategisches Interesse an einem stabilen Irak haben, ist unverkennbar, aber einen militärischen Einsatz mit Bodentruppen wird es sicher und gottseidank nicht mehr geben.
Der Premier des Landes, Schiit al-Maliki, hat es nie geschafft, die Sunniten und Kurden in einer Koalition zusammenzuführen.
Es muss ein neuer Ministerpräsident her, er muss Reformen durchsetzen und alle religiösen und ethnischen Gruppen an der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes partizipieren lassen. Die Kurden verfolgen im ölreichen Norden längst ihre eigene Politik, bei den sunnitischen Stämmen im Zentrum des Landes können die Islamisten offene Türen einrennen, die Gefahr eines Religionskriegs ist riesig groß. Eine Dreiteilung des Landes aber wird keinen Frieden bringen. Die Europäer schweigen und haben nichts zu sagen.

Die Katastrophe begann im Jahr 2003 mit der Invasion der Amerikaner. Es gab angeblich Massenvernichtungswaffen und die Welt war auf diese Fehlinformation hereingefallen. Es waren immerhin alliierte Truppen, die damals ein Chaos verhindern sollten, was ihnen ja nicht gelang, wie man heute gut sehen kann.
Als die alliierten Truppen abgezogen, war der Irak nicht ein bisschen freier oder stabiler.
Eine neutrale Politik des Westens gegenüber den Schiiten und Sunniten ist nicht gelungen.
Im Namen Osten werden neue Grenzen gezogen, es herrscht finsteres mittelalterliches Denken von einem islamistischen Staat.
Isis schafft es mit wenigen Kämpfern den Irak Stück für Stück in seine Hände zu bekommen. Jetzt kann es nur um die Verhinderung der Besetzung Bagdads gehen. Das Erstarken der Isis-Truppen wird zudem durch den syrischen Bürgerkrieg begünstigt. Isis hat scheinbar gute Kontakte zur Polizei und zur Armee, sonst wäre das Tempo des Vormarsches gar nicht zu erklären.
Wenn der Irak, durch die vollkommen verfehlte Politik des Westens, zum Basislager für den Terror würde, wäre das für den Weltfrieden eine Katastrophe.
Eine irakische Gesellschaft zu organisieren, ist bisher nicht gelungen. Die Isis-Gruppe ist nur ein Teil der verschiedenen Gruppen und Organisationen, die sich gebildet haben. Isis sammelt alle ein, die sich nie mit der neuen Ordnung nach dem Irakkrieg 2003 abgefunden haben. Steinmeier & Co. sind ratlos.