Große Augen und feuchte Hände, dazu ein leicht nervöses und neugieriges Gefühl. Ich wollte unbedingt wissen, was das für ein Spiel ist, welches ich in meinen Händen halte. Ich las mir die Beschreibung auf der Rückseite der Papppackung in 30 Minuten ca. 10-mal durch. Jedes Mal entdeckte ich ein neues Detail, welches meine Neugier noch weiter vorantrieb. Auf der Vorderseite starrte mich eine Gestalt mit Helm und einer Art Ski-Brille an, darüber stand der Titel „Command & Conquer“. Diesen Moment werde ich meinen Lebtag nicht vergessen. Es war um mich geschehen Gerade hatte ich meinen ersten Computer bekommen. Ein Arbeitskollege meines Vaters half uns oft, diesen zu konfigurieren und erklärte uns die grundlegenden Dinge, die wir beim täglichen Gebrauch wissen mussten. Er hatte eine Tasche voller Software dabei, Disketten und CDs waren zu sehen. Ebenso wie die oben genannte Pappschachtel mit der Aufschrift „Command & Conquer“. Meine Leidenschaft war in diesem Moment geweckt. Am nächsten Tag fuhr ich mit meinem Vater in den Elektrofachmarkt, um mit meinem hart ersparten Taschengeld meine eigene Version zu kaufen. Die ganze Heimfahrt lang las ich mir das Handbuch durch, selbst der Abstecher in einen Baumarkt konnte mich davon nicht abbringen. Zu Hause angekommen verbrachte ich Tage und Wochen damit, Strategien zu erschaffen, um Kains Armee zu besiegen. Ich zeichnete Karten auf Papier, um Züge zu planen, und setzte sie anschließend am Computer um. In den darauffolgenden Monaten und Jahren gab es immer wieder Spiele, die ich mit großer Begeisterung spielte. Ich erinnere mich an meinen ersten Sim City-Teil und an die Reaktion einer Freundin meiner Mutter, die plötzlich in meinem Zimmer stand. „Na, das ist doch mal eine vernünftige Art des Computer-Spielens, nicht wie dieses Geballere meines Sohnes“, sagte sie zu mir. Als 10-Jähriger Junge ignoriert man leicht so eine Aussage, aber heutzutage kann ich diese doch nachvollziehen. Ich liebte Strategie-Spiele, ob Aufbau-, Runden- oder Realtime-Strategie. Ich erinnere mich an Klassiker wie Warcraft, Ages of Empire oder meinen ersten Total War-Teil. In meiner Jugend spielte ich viele von ihnen. Doch meine Strategie-Leidenschaft sollte eine Unterbrechung erleben.
Quelle:http://www.pcfreunde.de/images/db-fullsize-42087-command-conquer-tiberiumkonflikt.jpg |
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Und dann kam die Wende World of Warcraft stand in den Startlöchern, und als Freund der Warcraft-Reihe war es für mich interessant, diese Welt selbst erkunden zu können. So kam es, dass ich World of Warcraft 6 Jahre lang spielte. Mein Fokus lag ab diesem Zeitpunkt auf Online-Rollenspielen. Strategie-Titel waren nur noch Randerscheinungen. Einzig die Total War-Reihe ließ mich hin und wieder einen kurzen Abstecher machen und kleine HotSeat-Sessions mit meinen Freunden füllten einige Abende. Nach diesen 6 Jahren testete ich eine Menge an MMORPGs, doch keines konnte mich bei der Stange halten. Für mich gab es bei diesen Spielen keine Langzeitmotivation, zu ähnlich waren sie dem MMO-Primus. Es waren für mich ebenso keine guten Rollenspiele, wie Baldurs Gate oder Dragon Age: Origins, dafür fehlte ihnen nicht nur die fesselnde Geschichte. Des Weiteren konnte ich bei Diablo (Sammel - deine - Ausrüstung) - Klonen in einem Online-Universum einfach nicht mein Glück finden. Nur noch Freunde und Bekannte sorgten für das fast tägliche Einloggen. |
Heute ist es anders, seit 2 Monaten ist meine alte Leidenschaft wieder vorhanden. Dank der Halloween-Aktion einer Online-Plattform, konnte Crusader Kings 2 meine Aufmerksamkeit erhaschen. Und ich bereue es nicht, dieses Spiel spontan und ohne Hintergrundwissen gekauft zu haben. So hat es doch wieder etwas in mir geweckt. Ich muss zugeben, dass die Einarbeitung für mich anstrengend war, denn vor mir stand, in meinen Augen, ein strategischer Berg, der bestiegen werden wollte, den ich letztendlich doch gemeistert habe und belohnt wurde. Nach Jahren habe ich gemerkt, was mir an anderen Genres gefehlt hat - der Wiederspielwert und der taktische/strategische Tiefgang. Angetrieben durch diese Begeisterung habe ich in den letzten Wochen eine Menge an Strategie-Titeln angesammelt. Ob allein an meinem Computer oder im Multiplayer mit guten Freunden, ich habe noch einiges vor mir. Ich werde sicherlich noch eine Menge Zeit mit Crusader Kings 2 verbringen, da mich dieses Spiel fesselt. Doch stehen auch schon wieder neue Highlights in den Startlöchern, mit denen ich bestimmt viel Zeit in den nächsten Jahren verbringen werde und somit meiner Leidenschaft nachkommen kann. |
Der Stratege - Ausgabe 1/13 | 20.01.2013 |
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