2. Mein Konzept für die Portierung zu „Breaktrough!“ und dessen Umsetzung
Als Bill sich dazu bereit erklärt hat, die Kampagne in das neue Engine zu portieren, hat er mich nach meiner Meinung gefragt, wie das Setup denn verändert werden sollte. Grundsätzlich war es meine Absicht, daß das Spielerlebnis näher an die historischen Ereignisse herankommt. Die Sowjets sollten es sich leisten können, 1941 einen erheblichen Teil ihres Landes zu verlieren, im Sommer 1942 nochmal geschlagen zu werden und trotzdem genug Kraft haben, zurückzuschlagen und den Krieg zu gewinnen.
Dazu muß die Bedeutung der Ukraine verringert werden, denn in der alten Version ist die Ukraine der Dreh- und Angelpunkt. Deutschland sollte dazu motiviert werden, die Ukraine einzunehmen, aber es darf nicht so sein, daß der Krieg gewonnen ist, wenn man die Ukraine hat. Also habe ich vorgeschlagen, mehrere Minen aus der Ukraine in den Kaukasus zu verlagern, wo sie sicher vor dem Zugriff der Wehrmacht sind und später im Krieg weiter produzieren, und zwar für die Russen.
Es muss einfacher für die Wehrmacht werden, rasch nach Rußland vorzustoßen ... aber Rußland muss trotzdem stark genug sein, die Wehrmacht irgendwann zurückzutreiben. Deswegen wurde die Stärke der russischen Einheiten an der russischen Westfront verringert und auch die russische Industrieproduktion vor dem Beginn von „Barbarossa“ wurde angepasst. Verschiedene Ressourcen aktiveren sich erst dann, wenn Frankreich besiegt wurde oder das Jahr 1941 beginnt. Es wurden auch andere Veränderungen vorgenommen, die es für Deutschland etwas einfacher machen, Frankreich schnell zu besiegen und die ganzen anderen „kleinen“ Länder wie Norwegen oder Jugoslawien einzunehmen. Insbesondere Frankreich ist knifflig, denn kaum ein alliierter Spieler wird den Fehler der Franzosen wiederholen und auf den Sichelschnittsplan hereinfallen. Man muss also die Franzosen aus befestigten Stellungen vertreiben, und das ist kein Spaß und dauert einfach länger.
Auch Griechenland war ein großes Problem, weil es sehr unwegsam war und kaum MPP gebracht hat, und auch das wurde geändert. Nach meinem Geschmack ist es für die Achse immer noch sehr schwer, diese Kampagne zu gewinnen, aber es ist leichter geworden. In TGW 1.06 würde ich von einer Imbalance sprechen, aber BT 1.01 ist deutlich ausgeglichener.
3. Weitere Änderungen in BT
Das neue Engine bringt zahlreiche Verbesserungen mit sich, auf die ich in diesem Zusammenhang allerdings nicht detailiert eingehen werde. Allerdings ist es so, daß ich wegen verschiedener struktureller Fehler der KI seit längerem Verbesserungsvorschläge gemacht habe, und einige sind nun umgesetzt worden.
Es war in Rußland ein bekanntes Problem, daß die KI ihre Truppen einfach ohne Unterstützung in den leeren Raum zwischen größeren Städten manövriert hat, denn dieser leere Raum wird von den deutschen Truppen nicht verteidigt, weil diese sich hauptsächlich um die Städte konzentrieren. Der strategische Maßstab (Einheiten auf Armee- und Korpseben) läßt eine geschlossene Frontlinie nicht zu, dazu müßte man auf die Divisionsebene gehen. Diese Bitte wurde von Bill leider abgelehnt, weil das eine komplett neue Kampagne gewesen wäre und nicht nur eine Portierung einer bereits bestehenden Kampagne. Der Aufwand wäre erheblich gewesen, und da die Kampagne kostenlos ist, sollte man vielleicht einfach mal damit zufrieden sein.
|
Auf jeden Fall ist es nun so, daß diese Tendenz der KI praktisch weggefallen ist, denn es werden nun Schwerpunkte gebildet, und die Versorgung von Truppenkonzentrationen ist besser, so daß es für die Wehrmacht viel schwerer wird, wie man auf diesem Bild unschwer erkennen kann.
Dann war da noch ein altes Problem: Nordafrika. In der alten Version von TGW war es möglich, nur mit italienischen Einheiten eine Defensivreihe von Tobruk nach Südwesten zu bilden. Man mußte nur das italienische HQ, die Artillerie, den Panzer und zwei weitere Armeen vor Ausbruch des Krieges mit den Allierten nach Afrika schaffen. Eine Armee in die Festung Tobruk, eine geschlossene Reihe aus drei Armeen nach Südwesten bilden, die Panzer ganz ans Ende stellen, das HQ und die Artillerie dahinter ... und fertig ist die Festung Libyen, die von der alliierten KI nicht bezwungen werden konnte. Die Entsendung eines Afrika-Korps war also gar nicht notwendig, und das ist strategisch gesehen sehr komfortabel für die Deutschen. Die Briten müssen einen erheblichen Aufwand treiben und kommen nicht voran, und die Wehrmacht kann sich in Russland austoben. Irgendwann hat man alle Briten vernichtet und kann nach Osten vorrücken, und zwar ohne deutsche Hilfe.
Diese Möglichkeit gibt es nun nicht mehr. Ich habe es mehrfach ausgetestet: Ohne deutsche Hilfe fällt Tobruk. Man kann also entweder Nordafrika aufgeben und die Briten in 1942 in Süditalien haben, oder man muß kämpfen. Auch das entspricht eher dem historischen Verlauf. Mit Verstärkungen kann man Ägypten früher oder später erobern, je nach dem, wieviel man dorthin schickt.
Allerdings muß man sich beeilen: die Allierte Landung in Nordafrika findet oft am historischen Datum (November 1942) statt, und die KI ist mittlerweile so gut, daß Tunesien und der Westteil von Libyen auch recht schnell eingenommen werden. Ich habe schon ein Spiel gegen die KI gespielt, bei dem sich italienische Truppen vor Tobruk formiert haben, um einen amerikanischen Angriff aus dem Westen abzuwehren. War recht unterhaltsam.
4. Ausblick
Eine KI wird immer eine KI bleiben, und die Balance liegt immer im Auge des Betrachters. Wer eine deutliche Niederlage hinnimmt, wird sich immer fragen, ob er oder nicht vielleicht das „böse“ Setup schuld ist. Auf jeden Fall ist die KI deutlich besser als jemals zuvor, und auch das Setup erscheint mir etwas ausgewogener.
Auf jeden Fall bin ich mit der aktuellen Version sehr zufrieden, und für unerfahrene Spieler dürfte die Kampagne eine große Herausforderung darstellen.
|