Raum 108 - Wie sehen Ausländer Moldau? - 3

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„Wenn man längere Zeit an einem Ort lebt, wird er zu einem Stück Heimat.“

1. Was sind Ihre ersten Eindrücke von Moldau?

Das erste Mal war ich Ende Juni 2012 drei Tage lang in Chisinau. Es war unglaublich heiß, das habe ich nicht erwartet. Es hat mir gut gefallen, dass die Stadt sehr grün ist und dass es im Zentrum überall Bäume gibt. Weiters sind mir die vielen jungen Menschen am Abend in den Parks, auf den Straßen und in den Gastgärten in Erinnerung geblieben. Die Zweisprachigkeit habe ich auch von Anfang an als sehr spannend empfunden.

2.  Was haben Sie über Moldau bis zu Ihrer Ankunft gewusst?

Zugegebenermaßen nicht allzu viel, aber vor meiner Ankunft habe ich mich über die Geschichte und die Gesellschaft des Landes informiert. Außerdem habe ich mit hier lebenden Österreichern und mir bekannten Moldauern gesprochen, um ein paar Eindrücke und Informationen zu erhalten.

3. Kennen Sie einige Klischees, die mit Moldau oder Moldauer verbunden sind? Sind Sie damit einverstanden?

Eigentlich gibt es keine Klischees über Moldauer in Österreich. Die meisten Leute

in meiner Heimat wissen gar nichts oder nur sehr wenig darüber. Wenn sie etwas wissen, dann, dass es ein sehr armes Land ist und dass es irgendetwas mit der Sowjetunion zu tun hat. Wenn ich aber Moldauer frage, was denn typisch für ihr Land ist, dann sind die ersten Dinge, die genannt werden: Der ausgezeichnete Wein, die Gastfreundschaft, das gute Essen und die schönen Mädchen. Dem kann ich zustimmen. Allerdings bezieht sich die Gastfreundschaft meiner Erfahrung nach wohl eher auf Verwandte und Bekannte. Für einen Ausländer dauert es anscheinend etwas länger, bis man einmal in den Genuss der moldauischen Gastfreundschaft kommt.

4. Haben Sie einen Kulturschock gehabt? Was hat Sie am meisten verwundert?

Einen richtigen Kulturschock hatte ich nicht, denke ich. Ich hatte eine ungefähre Idee, was mich erwartet. Allerdings kann ich das Auf und Ab der Kulturschockkurve auch an mir beobachten. Im täglichen Leben sind es die kleinen Dinge, die zwar keinen „Schock“ auslösen, die einem aber immer wieder vor Augen führen, dass man in

einem fremden Land ist.

5. Auf welche Schwierigkeiten sind Sie in Moldau gestoßen?

Zu Beginn waren es vor allem die sprachlichen Schwierigkeiten. Man konnte nichts alleine machen, für alles brauchte man Unterstützung In so einer Situation fühlt man sich wirklich sehr hilflos. Außerdem war zu Beginn der Weg zu den ganzen Behörden nervenaufreibend. Weiters schwierig war es, sich an der Uni zurechtzufinden. Die Universität, angefangen von der Organisation des Unterrichts bis hin zur Verwaltung, funktioniert total anders als in Österreich. Es dauert einige Zeit, bis man das System versteht, sich anpasst und  arbeiten kann.

6. Welche Sehenswürdigkeiten haben Sie schon gesehen? Was hat Ihnen am besten gefallen?

Ich muss zugeben, noch nicht sehr viel gesehen zu haben. Am besten hat mir bisher Orhei Vechi gefallen.

7.  Haben Sie einige Tipps für die Ausländer, die Moldau besuchen wollen?

Das Essen genießen, die Sehenswürdigkeiten besuchen und versuchen,

David Rinnert

Es gibt insbesondere in Chisinau viel zu entdecken, was nicht auf den ersten Blick zu sehen ist: mehr als anderswo im postsowjetischen Raum ist hier momentan die Subkultur im Aufschwung – in jedem Fall ist ein Besuch im Art Labyrinth Pflicht, darüber hinaus ist sicherlich auch Teatrul Spalatorie ein Besuch wert. Schließlich sollte man auf keinen Fall den oben genannten Rugina Park verpassen – durch den Besuch solcher Orte zeigt sich die versteckte Vielfalt des Landes!

 

8. Was gefällt Ihnen in Moldau am meisten?

Die gewisse Unbekümmertheit im Umgang der Menschen, Placinte, Spalatorie, Wein (Purcari!), das Grüne in Chisinau, das leckere Gemüse auf den Märkten, meine moldauischen Freunde und natürlich CHISINAU URBAN BEATZ!

9. Wenn Sie die Möglichkeit haben werden, kommen Sie dann wieder nach Moldau?

 

Auf jeden Fall komme ich wieder, insbesondere auf Grund der lieben Menschen, die ich kennengelernt habe.

10. Wonach werden Sie sich am meisten sehnen wenn Sie zurück in Ihrer Heimat sind?

Am meisten werde ich wohl das leckere Essen zusammen mit den Menschen vermissen. Und die ausgelassene Stimmung bei Chisinau Urban Beatz im Spalatorie!

Robert Bösiger kommt aus Graz. Er ist der österreichische Lektor (OeAD) und unterrichtet seit September 2012 an der Staatlichen Universität von Moldau. Robert hat Germanistik, Psychologie/Philosophie  studiert und ein Masterstudium Deutsch als Fremdsprache  gemacht. Robert spricht Deutsch, Englisch, Französisch, Rumänisch. Seine Hobbys sind: Lesen, Kino und Fußball.

WIE SEHEN AUSLÄNDER MOLDAU?
Raum 108 Ausgabe 1 Wie sehen Ausländer Moldau? - 3
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