Der Stratege - Strategic Command - 1939 Storm over Europe

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Seite 1/25

Strategic Command "1939 Storm over Europe"

von Hyazinth von Strachwitz (HvS)

Strategic Command
„1939 Storm over Europe“

Engine: „Breaktrough!“
Version: 1.01

Werte Leser,
in der Folge möchte ich gerne darlegen, was sich bei „Storm over Europe“ im Vergleich zur Vorgängerversion geändert hat und auch ein wenig auf grundsätzliche Problematiken bei dieser Kampagne und deren Lösungen eingehen.

1. Erste Version
Als im Frühjahr 2011 Strategic Command „The Great War“ erschien, gab es mit einem späteren Patch eine kostenlose, vollkommen neue Kampage namens „Storm over Europe“. Die neue Karte ist unglaublich groß (384x100 Felder) und sehr detailreich. Der Designer Bill Runacre hat sich wirklich unglaublich viel Mühe gegeben, und der fertige Produkt war die Mühen eindeutig wert. Allerdings kommen mit einer solchen Karte auch einige Probleme. Das größte Problem ist Russland, das einfach unheimlich weitläufig ist, wie vor der Wehrmacht auch Karl XII. und Napoleon erfahren durften. Die Einheiten haben eigentlich zu wenig Actions Points, um bis Dezember 1941 nach Moskau oder Rostov zu marschieren, und wenn dann noch die Rote Armee dort sitzt, dann wird es unglaublich schwer. Mir ist es nicht gelungen, den historischen Vormarsch der Wehrmacht gegen die KI auf Schwierigkeitsstufe „Experte“ zu wiederholen, und meines Wissens nach ist das auch praktisch nicht möglich, wenn man nicht jede Runde 50-mal speichern und wieder laden will. Realistisch betracht läßt das alte Setup der Kampagne den historischen Verlauf einfach nicht zu. Man kommt bis Ende 1941 vielleicht bis nach Leningrad, Wjasma, Stalino oder sogar Rostov. Falls man den Schwerpunkt in der Ukraine setzt, dann kann man Rostov und das Donezk-Becken einnehmen ... aber dann kommt der Norden zu kurz, und man kann froh sein, wenn man Smolensk erreicht. Vor die Tore von Leningrad, Moskau und Rostov schafft man es wohl nicht, dafür hat die Wehrmacht einfach zu wenige Ressourcen, insbesondere wenn man noch Truppen nach Afrika schickt.
So endet also „Barbarossa“ meist Ende 1941 irgendwo zwischen der deutschen Ostgrenze und dem historisch erreichten Vormarsch. Ab 1942 haben die Sowjets unglaubliche Mengen an Truppen und Panzer zur Verfügung, und die östliche Ukraine ist ein großes Schlachtfeld. Irgendwann hat man die KI unter Kontrolle, und dann kann man weiter vorrücken. Leningrad ist ein äußerst wichtiges Ziel, denn die Einnahme von Leningrad läßt in erheblicher Menge Kräfte frei werden. Man hat eine komplette deutsche Heeresgruppe, die man für andere Zwecke einsetzen kann, und die Finnen können weiter nach Osten vorücken. Wenn dieses Ziel erreicht wurde, dann sieht es gut aus.
Und hier kommt das nächste Problem: wenn man in der alten Version erstmal die Ukraine unter Kontrolle hatte (inkl. Rostov und Woronesh), dann hatte man praktisch gewonnen.

Der Stratege - Ausgabe 1/13 Strategic Command - 1939 Storm over Europe

Dort sind 6 Minen und etliche produzierende Städte, und man hat genug MPP, um die Festung Europa endlos zu verteidigen. Den Vorstoß auf Stalingrad kann man sich sparen, man braucht das Risiko nicht einzugehen. Wenn man mit ein paar Einheiten nach Süden vorstößt, dann kann man die Russen ganz leicht vom Kaukasus abschneiden, denn die einzige Bahnlinie verläuft südlich von Rostov.
Es ergibt sich folgende Problematik: wenn die Wehrmacht erstmal soweit vorgerückt ist, dann haben die Russen keine Chance mehr, ein „Comeback“ zu erreichen, weil ihnen einfach die Ressourcen fehlen.
Die weiter oben beschriebene Problematik (die schiere Größe Rußlands) wurde auch von Bill Runacre erkannt, und man hat Abhilfe geschaffen: das Decision Event mit dem Molotov-Ribbentrop-Pakt. Man kann entscheiden, ob man direkt nach dem Fall Polens schon die Osthälfte Polens besetzt. Tut man das, so geht die russische Kriegsbereitschaft etwas nach oben, und sonst passiert nichts. Der Achse-Spieler hat aber davon erhebliche Vorteile: mehr MPP durch mehr produzierende Städte und eine erheblich verbesserte Ausgangsposition für den Angriff auf Rußland, man startet nämlich viel weiter im Osten. Dieses Decision Event war sozusagen ein „Must Do“ ... ohne konnte man kaum gewinnen.
Ich habe mich lange Zeit bei Bill Runacre (Designer und maßgeblich verantwortlich für das Projekt "Breaktrough!". Hat auch "Storm over Europe" designed) und Hubert Cater (Entwickler der Strategic Command-Serie und Chefboss von Furysoftware. Er programmiert die Engine und die KI.) gegen dieses Decision Event eingesetzt, denn ich halte es erstens für unrealistisch (die Russen hätten sofort den Krieg erklärt, wenn Deutschland sich so verhalten hätte), und zweitens glaube ich einfach, daß es sich die Designer zu einfach machen, wenn sie das Problem so lösen.

Nach langer Zeit und vielen E-Mails hat Hubert Cater meine Argumente akzeptiert und das Ribbentrop-DE verändert. Die Erhöhung der russischen Kriegsbereitschaft wurde auf ca. 50% heraufgesetzt, und damit war es kein „Must Do“ mehr, sondern eher ein „Must Not Do“. Allerdings hatten wir eine Sache vergessen: das DE war als Kompensation für das Russland-Problem gedacht, und díese Kompensation ist somit weggefallen. Mit der Version 1.06 von „The Great War“ wurde mein Vorschlag umgesetzt, und beim Testen fiel mir auf, daß es nun für die Achse extrem schwer geworden ist. Die KI auf „Experte“ habe ich im ersten Versuch nicht besiegt, allerdings habe ich auch schlecht gespielt. Im zweiten Versuch lief es besser, denn ich habe den Schwerpunkt im Süden gebildet und die Ukraine bis Ende 1941 fast komplett erobert, und dann hat man gewonnen. Allerdings gefiel mir dieses Setup nicht wirklich. Man konnte den historischen Verlauf nicht mal annähernd reproduzieren, und wenn man erstmal soweit war wie die Wehrmacht Ende 1941, dann hatten die Russen verloren. Ich habe das selbst gegen einen menschlichen Gegner ausgetestet (Link zum AAR) und mit Pauken und Trompeten verloren. Wenn man normal spielt, dann verliert man, weil der Russe einfach zu stark ist ... und ich habe mir viele Gedanken gemacht, eine riskante Strategie gewählt und haushoch verloren, weil mein Gegner seine Gegenstrategie perfekt gewählt hat. Aber ich hätte so oder so verloren, und das konnte ich zum Glück auch Bill Runacre und Hubert Cater klarmachen. Bill hat wohl in der letzten Zeit mehrere solche Beschwerden bekommen, und deswegen wurde das Setup für die Portierung zum neuen Engine „Breaktrough!“ an einigen Stellen geändert.

Der Stratege - Ausgabe 1/13 20.01.2013
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