Preußen als Vorreiter und Vorbild Friedrich der Große gilt als Begründer und Symbol preußischer Militärtradition und zwar bis heute. Amerikanische Historiker liefern dafür den Beweis und haben in einer Liste die bedeutendsten Feldherren/Generäle in der Geschichte zusammengetragen. Zwei Herrscher, Friedrich der Große und sein Urgroßvater Friedrich Wilhelm, der "Große Kurfürst", stehen ganz oben auf dieser Liste. Weitere fünf, unter den ersten zehn der bedeutendsten Feldherren, sind die preußischen Generäle Moltke d. Ä., Blücher, Prinz Friedrich Karl, Seydlitz und Derfflinger. Sie führen die Liste gar an, wobei sich ihnen zwei Generäle aus preußischen Generalsfamilien namens Manstein und Mackensen anschließen. Erst auf dem zehnten Platz sind bürgerliche Soldaten im Generalsrang zu finden. So auch Guderian, der Theoretiker und Praktiker des weiträumig geführten Panzerkrieges, der sich dennoch der Grundprinzipien der preußischen Tugenden eines Generals bedient hat. In der militärischen Bewährung und Leistung stehen bisher kein Land, keine Militär und seine Tradition den Preußen voran. Generalsränge im 17. Jahrhundert
Das preußische Herr, welches seit 1701 mit seinen Königen an Macht und Größe gewann, hatte hier eine Vorreiterrolle. Denn das Königreich Preußen wurde von Soldatenkönigen und solchen Monarchen geführt, die sich mit der Armee identifizierten und ihre Macht durch den preußischen Soldaten verifizierten. Generalsränge in Preußen und dem dt. Kaiserreich
Preußen und seine militärische Hierarchie haben den Typus des heutigen Generals bzw. die Vorstellung vom idealen General in der Welt der Armeen und Strategien begründet. Friedrich der Große suchte als begabter Feldherr und Schlachtenlenker seine Generale noch selbst aus, er beförderte von 1740 bis 1763 insgesamt 274 Stabsoffiziere zum General, darunter 25 Fürsten. Unter ihm waren 5 bis 6% des Offizierkorps im Generalsrang. Wobei sich dieses Verhältnis im Frieden halbierte, denn für Friedrich war der General ein Mann des Krieges, den man auf dem Schlachtfeld zu suchen und zu finden hatte. Diese spiegelt sich auch in den nackten Zahlen wieder, denn von 250 Generalen 1737 waren nur fünfzehn Jahre später bereits 197 ausgeschieden oder gestorben - fast vier Fünftel! "Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt." Friedrich der Große war bei seinem Einsatz von Generalen sehr pragmatisch, genauso wie bei deren Auswahl. Auch den Bürgerlichen stand der Weg in diesen Rang offen, sie mussten sich nur beweisen und das taten sie. |
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Die hohen Ausfälle an Offizieren zwangen auch einfach dazu, vermehrt Bürgerliche als Offiziersanwärter einzustellen bzw. ihnen somit den Weg zur Generalslaufbahn zu eröffnen – wenn sie bis dahin überlebten. Ohne Bewährung im Kampf bleibt dieser Aufstieg natürlich erheblich schwieriger, zudem sorgten die vermehrten Kadettenanstalten für mehr Nachwuchs. Die strengen Vorstellungen des Herrschers in Hinblick auf die Bildung seiner Untertanen, vor allem in Bezug auf den Pietismus und seine Erziehungsgrundsätze, kamen zweifellos dem militärischen Nachwuchs nachhaltig zugute - so sehr, dass 1786 fast die Hälfte der neu beförderten Generale eine gute Bildung besaß, die aber jetzt sehr viel stärker innerhalb von Hof und Armee erweitert werden konnte. Diese gebildete Oberschicht im Militärdienst war die Grundvoraussetzung der preußischen Überlegenheit in taktischen Angelegenheiten, denn das war der Beginn des wissenschaftlich sich bildenden Offiziers, im Rahmen der damaligen Verhältnisse. Dennoch achtete der König nur allzu sehr darauf, dass von den Generalen dieselbe Disziplin und Loyalität wie von Soldaten gefordert wurde. Lob und Tadel ergingen auch über die Generale, wobei Friedrich dies immer auf den Rang und dessen Verantwortung bezog, nie auf die Person. Die Idee, dass der General ein Beruf und nicht das Ergebnis einer privilegierten Stellung sein sollte, legte einen weiteren Grundstein für dessen Vorbildfunktion für spätere Generationen. Damit ist auch die lange Bewährungszeit als Generalmajor gemeint, denn diese war verhältnismäßig lang. Nur wenige Ausnahmen wurden gemacht, denn das Handwerk eines Generals muss von der Pike auf gelernt werden. Die meisten Beförderungen erfolgten im 43. Dienstjahr, neun Jahre später als während der Kriegsperioden. Generalsränge in der Reichswehr
Die Mischung von allgemeiner langsamer Beförderung und bevorzugten Einzelfällen brachte zwar Verstimmung, verschärfte aber Anreize und Konkurrenz. Ein preußischer General sollte immer seine eigene Leistung vor Augen haben, die Armee und sein Amt nie vergessen, dabei immer treu dem König sein. Jedes Vergehen der Truppe, jedweder Mängel bei der Ausbildung der unterstellten Truppen und Tadel in der Schlacht, fiel auf den General zurück. Zu dieser Verantwortung kam noch eine strenge Ausbildung dazu, die in erster Linie der Schulung und Ausbildung unter kriegsmäßigen Verhältnissen diente. Der General sollte immer auf den Krieg vorbereitet sein und für dessen erheblich größere Herausforderungen als im Frieden gewappnet sein. Das Manöver war eine rein preußische Erfindung und diente zuallererst der Prüfung der Generale. Zusammenarbeit mit anderen Waffengattungen, Erprobung neuer Taktiken und Gewöhnung der Kommandeure an ihre Truppen machten einen enormen Vorteil auf den Schlachtfeldern aus und brachten Preußens Generalen die „stählerne Entschlusskraft“ in Siebenjährigen Kriege. Fortsetzung auf der nächsten Seite „Preußen ist das klassische Land der Schulen und Kasernen.“ |
Der Stratege - Ausgabe 1/13 | 19.01.2013 |
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