SCHÖNE BESCHERUNG!?
Richie |
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Online-Zeitungfünfte Ausgabe |
Die Schülerzeitung der Richard-von-Weizsäcker Gesamtschule Rietberg |
18.12.2018 |
Wir wünschen allen frohe und friedliche Weihnachten und einen guten Start in das neue Jahr 2019!
(Pidre) Hinter diesem kühl und irgendwie auch fies und kalt wirkenden Bild von Eckhart Hahn steckt viel mehr Wahrheit, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Der Künstler greift das viel ältere Bild der heiligen Nacht des holländischen Malers Peter Paul Rubens neu auf und stellt es dem heutigen Weihnachtskonsum gegenüber. Lediglich die Anordnung der lebensgroß gemalten Figuren enttarnt die Szenerie als Krippensituation. Das in "unschuldiges" Weiß in Plastik eingewickelte Jesuskind liegt auf einem tischähnlichen Gegenstand, der durch eine überdimensionale Adidas-Tüte verdeckt ist. Maria ist mit rotem Geschenkpapier ummantelt und trägt eine weiße Plastiktüte über dem Kopf, sie hält schützend die Arme um ihr Kind. Hinter Maria und dem Kind, als einzige Figur nur ausgeschnitten und nicht gänzlich abgebildet, steht Josef, in nichtssagend, schlichtem und braunem Plastik, auch sein Gesicht ist unter einer weißen Tüte verschwunden, wie bei allen Figuren auf dem Bild. Beinahe denkt man, seine Körperhaltung ist der Szene abgewandt oder zumindest mit entsetzt vor dem Mund zusammengeschlagenen Händen zu verstehen. Zwei der drei Könige, die alle in unterschiedlich farbigem Geschenkpapier bzw. Verpackungsmaterialien wie beispielsweise eine dm-Tüte gekleidet sind, knien vor dem Kind, in den Händen ihre Geschenke - lieblos eingewickelt in eine Edeka-, Coop- und (vermutlich) Adidas Tüte. Dies lässt das ganze Bild viel trauriger und kälter wirken. Der Ort des heiligen Geschehens ist reduziert auf einen steril und kühl wirkenden schilfgrünen Untergrund sowie einen nachtschwarzen Hintergrund ohne jede Lichtquelle, nur ein schwarzer Hintergrund ist zu erkennen, nichts sonst. Geht dadurch die Bedeutung von Weihnachten verloren? Doch eigentlich sollte die heilige Geschichte nicht auf den heutigen Geschenkekonsum bezogen sein, sondern eher auf das heutige Weihnachten. In dem Bild bleiben die Figuren gesichtslos. Der Betrachter hat keine Chance, hinter dem Bild zu erkennen, was das Ereignis der Heiligen Nacht mit den Menschen wirklich macht. Der Betrachter selbst ist dazu aufgefordert, hinter dem Berg an Geschenkpapier und Plastiktüten zu erkennen, wie viel Frohe Botschaft sich auf den Gesichtern spiegelt oder eben nicht. Auch die Geschenke der Könige vermitteln keine Freude des Schenkens und Beschenktwerdens mehr. Sie bleibt verborgen unter der Verpackung und als Konsumartikel bestimmter Marken. "Die Anbetung der Könige" gilt offenbar nicht mehr dem Kind, sondern dem übertriebenen Konsum, der Wirtschaft und der Werbung im heutigen Zeitalter. Im Vergleich zu den vielen traditionellen Krippendarstellungen wird deutlich, dass der Stall als Ort hier fehlt und mit ihm auch die Krippe - als Zeichen absoluter unvergleichlicher Armut, die hier im starken Kontrast zu den Markennamen steht. Ebenfalls wird auf die Abbildung aller himmlischer Zeichen (Stern und Engel) verzichtet. Und die weckt im Betrachter den Wunsch, das ganze Plastik zusammenzuraffen und zu entsorgen. Das Bild hat meiner Meinung nach die Absicht, den heutigen "Geist der Weihnacht" darzustellen, denn heutzutage geht es vielen Menschen nur ums Schenken und Beschenkt werden. Viele kennen demnach nicht mehr die wahre Bedeutung von Weihnachten. Durch dieses Bild wird aber auch ein bisschen deutlich, dass mit jedem Jahr die eigentliche Bedeutung des Festes ein kleines Stück verloren geht.
Aber ist es das, was alle wollen? Denn trotz allem hat der Künstler die meisten Betrachter auf dem falschen Fuß erwischt, da es ihnen nicht nur ums Schenken und Beschenktwerden geht, sondern auch darum, den Menschen - ihren Lieben - eine Freude zu machen!
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