The View of Infinity |
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Online-ZeitungMEKO 1 |
07.11.2018 |
Der Österreichische Rundfunk (ORF) ist der größte öffentlich-rechtliche Medienanbieter Österreichs, der sowohl Fernseh- als auch Radioprogramme produziert. Am 17.10. hatten die Erasmus-Studierenden der Pädagogischen Hochschule Wien im Rahmen einer Exkursion des Seminars „Medien- und Informationskompetenz“ die Gelegenheit, den Hauptsitz des ORFs in Wien zu besuchen und damit unter anderem hinter die Kulissen einer Fernsehproduktion zu blicken. Das ORF-Zentrum befindet sich im 13. Bezirk, einem eher wohlhabenden Stadtteil und wird von den Beschäftigten scherzhaft wegen seiner Größe als kleines Dorf bezeichnet. Dort gibt es neben zahlreichen Studios, Büros und weiteren Räumlichkeiten auch einen eigenen Supermarkt und einen Kindergarten für die Kinder der MitarbeiterInnen. Den ORF gibt es seit 1955, somit hat er einen großen Teil der österreichischen Mediengeschichte beeinflusst. Nach einigen interessanten Eckdaten und der Präsentation einer historischen Fernsehkamera ging es für die Studierendengruppe direkt weiter in ein kleines Bluescreen-Studio, umgangssprachlich auch Blue Box genannt. Diese Bezeichnung verdankt sie dem charakteristischen blauen Hintergrund, vor dem der/die SchauspielerIn oder ModeratorIn gefilmt wird. Dieser wird virtuell manipuliert, sodass alle blauen Flächen im Bild mit dem gewünschten Motiv gefüllt werden. Die Bluescreen-Technik ermöglicht es, Personen oder Gegenstände vor einem beliebigen Hintergrund oder in einer bereits bestehenden Filmszenerie darzustellen. Da alle blauen Flächen manipulierbar sind, können auch vordergründige Personen oder Gegenstände selbst mit blauen Stoffen überdeckt werden. Auch in Hollywood wird seit Jahren bei computeranimierten Spezialeffekten mit dieser Technologie gearbeitet. Blue Boxes gibt es auch als Green Box mit grünem Hintergrund, das Prinzip ist dabei dasselbe. |
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Die Studierenden der PH Wien durften diese Technik am eigenen Leib erfahren. Einige wurden in verschiedene Szenarien einfügt, so zum Beispiel vor das Schloss Schönbrunn oder vor einer digitalen Wetterkarte. Auch mit Spezialeffekten wurde gearbeitet, so machte es auf den Bildschirmen den Anschein, dass ein Student den Grand Canyon herunterstürzt, während er eigentlich auf einem blauen Podest lag, welches höchstens einen Meter hoch war. Ebenso wurden auf den Bildschirmen Köpfe verschiedener Studentinnen ausgetauscht und ähnliche Tricks präsentiert. Zum Abschluss durfte die gesamte Erasmus-Gruppe im Musik-Video von Pharrell Williams' „Happy“ mittanzen. Bei dem Drehen dieser Szenen konnte festgestellt werden, dass die aufgenommenen Personen auf den Bildschirmen sehr viel blasser wirkten, als in der Realität. Dies ist ein Nebeneffekt der Kameratechnologie. Um dem entgegenzuwirken, gibt es für die FernsehdarstellerInnen etliche Schminkräume. Auch für die Kleidung der SchauspielerInnen und ModeratorInnen ist in der ORF-Garderobe mit rund 100.000 Kleidungsstücken gesorgt. Im ORF-Hauptsitz gibt es viele verschiedene Studios für die unterschiedlichsten Zwecke. Jedes einzelne Studio wird dabei für mehrere unterschiedliche Sendungen verwendet, was im Fernsehen letztendlich niemandem auffällt. Dies wird ermöglicht durch die Anpassung und Veränderung der Scheinwerfereinstellungen in Farbe und Lichtintensität, welche sich stark auf die jeweilig gewünschte Atmosphäre auswirkt, sowie durch einen Wechsel des Hintergrunds und der dazugehörigen Kulissen. Mit dieser Methode werden hier bis zu 10 Sendungen in einem Studio produziert. Auffällig war, dass die Studios oftmals sehr klein waren, während sie im Fernsehen gigantisch erscheinen. Dies ist ein grundlegender Effekt der automatischen Weitwinkelobjektive von Fernsehkameras, diese lassen alles größer und weitläufiger wirken, als es eigentlich ist. Dieser Effekt wird auch als „view of infinity“ bezeichnet und ist typisch für Formate wie „Dancing with the Stars“. Insgesamt war die Exkursion in den Hauptsitz des ORF eine sehr interessante und aufschlussreiche Erfahrung für alle Beteiligten und ein exklusiver Einblick in die vielleicht wichtigste Medieninstitution Österreichs.
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