Kurze Erzählungen von Esra und Ernie
Stimme und Bilder von Yu Hui
Esra Als ich in Wien ankam, fiel es mir schwer, wirklich scharfe Chili bei den Geschäften zu finden. Das machte mich unglücklich, weil ich mich in China schon an das scharfe Essen gewöhnt hatte. Es gab einen türkischen Supermarkt bei einer U-Bahnstation, der sich ganz in der Nähe meiner Wohnung befand. Er war groß, hatte ein vielfältiges Sortiment von Waren mit Getreide, Fisch und Fleisch, Früchten und Gemüse. Aber was war für mich das Erstaunlichste? Dort fand ich wirklich scharfe Chili und wurde schnell ein häufiger Kunde. In diesem Geschäft arbeitete Esra als Verkäuferin.
Sie war 24 Jahre alt und hatte ein paar große tiefschwarze Augen, die immer funkelten. Sie war schlank, die Farben ihres Kopftuchs und Schals waren knallbunt mit Orange und Grün kombiniert, so wie ihre Leidenschaft, offen und ehrlich. Als sie erfuhr, dass ich zeichnen kann, hoffte sie, ein Bild von mir zu bekommen und erzählte mir, dass sie bald heiraten wird. Vor zwei Jahren verlobte sie sich mit einem türkischen Jungen, der noch in der Türkei lebte. Die liebste Sache war für sie, wenn sie mit ihrem Verlobten telefonierte und ihre Liebesgefühle freilaufen lassen konnte. Als ich endlich bereit war sie zu zeichnen, ging meine Arbeit nicht zügig voran, weil sie hin und her laufen musste, um entweder zu kassieren, oder Kunden zu betreuen. Manchmal musste sie auch den Boden saubermachen. Sie war sehr beschäftigt. Auf diesem Bild sieht sie ein bisschen ernst aus, nicht wie ihr übliches Aussehen, das immer Lächeln und gute Stimmung zeigte. Vielleicht dachte sie an ihre Arbeit und hatte auch Angst davor, dass ihr Chef plötzlich käme und sie beim Modell-Stehen finden könnte, und sie dann kündigen würde. .. |
Die Leidenschaften von Ernie
1996 kam Ernie mit seiner Gruppe zum ersten Mal nach Wien,um indianische Musik, Kultur und Tanzkunst in Wien zu verbreiten. Das Interesse der Österreicher an indianischer Kunst ist dadurch deutlich gewachsen. Im Jahr 2008 wurde der Häuptling der Shuswap Indianischen Band Felix mit seiner Frau und Ernie zur Eröffnung der Skiweltmeisterschaft, die in Sölden stattfand, eingeladen.Bei dieser Gelegenheit konnte ich diesen berühmten Tanzkünstler kennen lernen.
Ernie ist optimistisch und heiter, wirkt für sein Alter jung und quicklebendig. Seine Bewegungen sind leicht und schnell, zudem ist er eingroßer Charmeuer, und das Flirten mit den jungen Damen macht ihm immer noch Spaß und scheint ihn fit zu halten. Etwa nach dem Motto: Eine Freude vertreibt hundert Sorgen!
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