Exklusivinterview Gundula Gause
(geb. 30. April 1965 in Berlin)
Nachrichtensprecherin im ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen)
Das Interview wurde geführt von Manuel Kranjc, Klasse 10 a
1. Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
„Aus einem frühen Interesse an Politik und Zeitgeschehen, aus Lust am Recherchieren und Schreiben und aus einer gewissen Leidenschaft für Journalismus, - ohne dass ich in dieser Hinsicht ein Vorbild in meinem nahen Umfeld gehabt hätte.“
2. Welches ist Ihr Lieblingsbuch?
„Kennt jemand von Euch noch die „Pucki“ oder „Hanni und Nanni“ – Bücher? Das waren in meiner Kindheit DIE Renner. In den letzten Jahren habe ich für mich den Autor Bernhard Schlink als Lieblingsschriftsteller entdeckt. „Der Vorleser“ hat mich schon sehr begeistert – und jetzt gerade habe ich „Olga“ von ihm gelesen. Schlinks klare Sprache beeindruckt mich.“
3. Worüber machen Sie sich Gedanken, bevor Sie auf Sendung gehen?
„Da bin ich ganz bei meinen Meldungen und prüfe, ob bei den Themen, für die ich zuständig bin, noch etwas passiert, so dass ich noch einmal am Text oder der Bebilderung feilen sollte. Zugleich bin ich als Mitglied meiner Teams in Redaktion und in Regie an vielen inhaltlichen Fragen und Entscheidungen beteiligt. Kurz vor der Sendung ist es häufig sehr spannend, ob die Planungen des Tages sich so erfüllen, wie wir es hoffen. Da sind also noch „1000 Fragen“ offen….“
4. Und während der Sendung?
„Auch während der Sendung heißt es: „volle Konzentration“. Das ist ja der Moment, in dem man die Arbeitsergebnisse des Tages präsentiert – vergleichbar mit einem Referat, auf das man sich vorbereitet hat. Während Claus Kleber, Marietta Slomka oder Christian Sievers moderieren oder Interviews führen, höre ich ihnen aufmerksam zu, sowie ich auch die Filmbeiträge verfolge, um dann mit dem Team des heute-journals beurteilen zu können, ob die Berichterstattung in der Gänze unseren Vorstellungen entspricht.
5. Welche Ausbildung mussten Sie absolvieren, wie lange hat diese gedauert und was waren Kerninhalte dieser?
„Ich habe Politikwissenschaft, mittlere und neuere Geschichte und Publizistik studiert und nach alter Studienordnung mit einem „Magister Artium“ abgeschlossen. Das rate ich auch jedem, der im Journalismus arbeiten möchte: ein Studium, das von der Ausrichtung her im eigenen Interessenbereich liegt. Das Studium von Politik und Geschichte bietet ein Grundwissen über politische Strukturen und Philosophien sowie über historische Entwicklungen, das das Verständnis für aktuelle Ereignisse fördert. Viele meiner Kollegen haben ein Volontariat gemacht, was sich für mich als nicht sinnvoll darstellte, weil ich zeitgleich zum Studium immer arbeitete – zunächst bei einem Privatradio, später dann bei SAT.1 und dann schon früh beim ZDF – so dass ich das redaktionelle Handwerk sozusagen „nebenbei“ lernte, „learning by doing“, könnte man auch sagen. Das entspricht in etwa den Praktika, die heute eingefordert werden. Praxiserfahrungen sind einfach sehr wichtig.“
6. Was hat sich verändert, seitdem Sie vor der Kamera stehen?
„Vieles – und zugleich wenig. Natürlich hat die Digitalisierung zu einem völlig neuen Arbeiten geführt. In der Recherche hat man durch das Netz ein Meer an Informationsquellen, die bei aller kritischer Bewertung grundsätzlich ganz andere, neue Möglichkeiten bieten. Außerdem sind in der Aufbereitung von Nachrichten die zusätzlichen Verwertungsmöglichkeiten über social media zu bedenken. Das „vor der Kamera stehen“ ist gewissermaßen gleich geblieben, bis auf die Möglichkeiten, die sich uns durch die virtuellen Möglichkeiten im Studio ergeben. Mit Graphiken und sogenannten „Erklärräumen“ wollen wir Nachrichten verständlicher aufbereiten. Was das „vor der Kamera stehen“ angeht, so ist eine deutliche Veränderung festzustellen, durch die Geschichte mit den „selfies“. Wo ich auch hinkomme… machen wir ziemlich viele davon… !“
7. Welches Lieblingsfach hatten Sie während Ihrer Schulzeit?
„Deutsch und Geschichte, sowie Französisch; Fächer, die ich dann auch als Leistungsfächer in der Oberstufe wählte. In Französisch hatte ich einen besonders guten Lehrer, der mir so großen Spaß an der Sprache vermittelte, dass ich nach dem Abi unbedingt ein Jahr in Paris verbringen wollte. Habe ich dann auch geschafft – als Aupair mit Studium an der Sorbonne. Das war grandios!“
8. Welches Fach haben Sie während Ihrer Schulzeit gehasst?
„Mathe und Physik… konnte ich leider noch nie… trotz aller Bemühungen…“
9. Waren Sie gut in Deutsch?
„Ja, - Lesen, Interpretieren und Schreiben – das ging schon immer ganz gut.“
10. Was sagen Sie zu den Anglizismen die immer mehr Einzug in unsere Sprache finden?
„Die sehe ich gemeinsam mit vielen Zeitgenossen eher kritisch, wobei ich mich auch nicht ganz dagegen stellen möchte. Wie so häufig kommt es auf die Mischung an. Sprache modernisiert sich ja auch und ist Beleg für gesellschaftliche Veränderungen. Man stelle sich mal vor, wir würden heute noch so steif und gesetzt sprechen wie es vor 50 Jahren der Fall war.“
11. Glauben Sie, dass die deutsche Sprache (wie bereits Latein) mit der Zeit verschwinden wird?
„Nein, das glaube ich nicht. Die deutsche Sprache ist ja auch Zeugnis eines jahrhundertealten Kulturraumes. Und Latein ist ja auch nicht ganz verschwunden. Aus dem Lateinischen kann man sich Begriffe in der Medizin oder anderen Bereichen herleiten – auch die Grammatik anderer Sprachen erschließt sich einem leichter, wenn man Latein gelernt hat. Ich habe noch das sogenannte „Kleine Latinum“ gemacht – und bin darüber sehr froh.“
12. Üben Sie eine Sportart aus und was essen und trinken Sie gerne?
„So oft es geht bin ich im Wald und gehe dort eine kleine Runde Joggen, - mindestens zwei Mal in der Woche. Im Sommer gehe ich gerne ins Freibad und ziehe 1000 Meter durch. Zugleich bemühe ich mich um gesunde Ernährung und esse so viel Obst wie nur möglich – und leider zwischendurch auch mal Schokolade… Während der Arbeit geht immer ein Liter Wasser „weg“ – und morgens kann ich nicht ohne einen Kaffee starten.“
13. Wie sieht Ihr Traumtag aus?
„Das ist auf jeden Fall ein Tag ohne Termine…. Erstmal ausschlafen, dann mit Kaffee und Zeitung und dem Smartphone in den Tag starten, an dem ich auf jeden Fall in irgendeine Ecke unseres Hauses gehe – und da „aufräume“ und wegwerfe. Ich habe nach „alter Sitte“ Berge von Zeitungen, Unterlagen und Büchern gehortet… irgendwann geht die Tür nicht mehr auf…- Spaß. Und dann wäre es schön, Zeit mit Familie und Freunden zu haben – oder mal in’s Kino oder Theater zu gehen.“
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