Zoff beim 1.FC Vöcklabrück:
Gerster in Kritik aufgrund der Vertragspolitik
Tabellenführer zu sein, schützt offenbar nicht vor Kritik. Beim 1. FC Vöcklabruck rumort es aktuell gewaltig. Anlass hierfür ist jedoch nicht das enttäuschende 2:2 des Spitzenreiters im Heimspiel gegen den SC Ebensee, sondern vielmehr die Vertragspolitik von Jungspund Andreas Gerster (24).
Seit dieser das Ruder in Vöcklabruck übernahm, mussten bereits neun Spieler ihre Koffer packen - acht davon ohne neues Ziel, da ihr Vertrag aufgelöst wurde. Irre Zahlen, die wohl auch irre Abfindungen für Abineri & Co. beinhalteten. Der Coach verteidigt seine Vorgehensweise aber entschieden: "Ich habe überhaupt kein Verständnis, wenn man uns bzw. mich in diesem Zusammenhang so scharf kritisiert!"
Gerster präzisiert: "Als ich hier anfangen habe, hatten wir einen total aufgeblähten Kader, der zudem das Damoklesschwert des Niedergangs mit sich trug. Es war absolut alternativlos, diesen auszudünnen." Besonders stört den Trainer, dass die fehlende Attraktivität der ehemaligen Spieler nicht berücksichtigt wird: "Ich hätte die Jungs auch lieber verkauft, oder sie zumindest ablösefrei an einen anderen Verein abgegeben. Leider war die Nachfrage aber bescheiden bis gar nicht existent, sodass wir nur zwei Alternativen hatten: Weiterhin wenig effizient zu arbeiten, oder die Spieler eben auszubezahlen, um den Kader besser und perspektivisch aufzustellen. Ich denke, dass nicht zuletzt die Tabelle zeigt, dass wir uns richtig entschieden haben."
Dass die Spieler mehr oder weniger gezwungen wurden, ihre Arbeitspapiere aufzulösen, bestreitet der 24-Jährige vehement: "Solche Märchen regen mich auf. Ein Vertrag ist ein Vertrag und wenn vonseiten des Spielers auf dessen Erfüllung bestanden wird, respektieren wir das. Wir haben den Spielern lediglich die Wahrheit gesagt, dass sie hier keine sportliche Zukunft besitzen. Einige haben sich früher für eine Trennung entschieden, die anderen eben später. Wir haben aber niemandem die Pistole auf die Brust gesetzt und auch niemanden ausgegrenzt."
Die negativen Töne bezüglich der finanziellen Lasten kann Gerster schon eher verstehen: "Wir mussten da jeweils auf einen Schlag nicht unerhebliche Summen bezahlen, das ist richtig. Letztendlich kommen wir damit aber billiger weg, als wenn wir die Verträge bis zu ihrem Ende hätten laufen lassen. Und noch viel wichtiger, was ich ja schon sagte: Wir können effektiver arbeiten und haben ein besseres Klima innerhalb der Mannschaft. Viele der Abgänge waren in Vöcklabruck einfach verbrannt, das muss man so deutlich sagen."
Dass derartige Prozeduren nun erst einmal überstanden sind, will der Wahl-Münchner noch nicht versprechen: "Es kann immer noch Bewegung in dieses Thema kommen, wobei wir mittlerweile schon sehr nah an dem liegen, was unseren Vorstellungen entspricht. Kurz und knapp: Es kann noch jemand den Verein verlassen und es wird definitiv noch mindestens einen Neuzugang geben."
Nicht sein wird das Außenbahn-Mann LM RM Joseph Zammit (33), 4.9. Der Routinier, den die Vöcklabrucker sehr gern verpflichtet hätten, entschied sich gegen das Angebot des FCV und wechselte stattdessen nach Luxemburg zu Jaunesse Junglinster. Heißeste Kandidaten sind nun die ebenfalls auf dem Flügel beheimateten LM RM Pietari Häkämies (26), 4.4 (Kiopion PS, Finnland) und LM Marijan Jenjetovic (31), 4.3 (FC Schaffhausen, Schweiz). Eine Entscheidung könnte noch an diesem Wochenende fallen. Sicher ist aber, dass maximal einer von beiden in Vöcklabruck unterschreibt.
Der 1.FC Vöcklabrück steht nach 10 Spielen eindrucksvoll auf Platz 1! Lediglich 1 Niederlage musste man bisher hinnehmen, ausgerechnet beim noch ungeschlagenen SK Vorwärts Steyr mit 3:1. Trotzdem sieht es momentan nach dem Abstieg letztes Jahr ziemlich gut mit der Wiederkehr in die Regionalliga aus. Coach Andreas "Alex" Gerster ist ganz sicher einer der Garanten für diesen Erfolg, nach der Frage zu seinem Erfolgsrezept sagte er: "Das lässt sich schwer benennen. Es sind einige Faktoren, die für unseren erfolgreichen Lauf verantwortlich sind. Das Wichtigste war erst einmal, dass die Mannschaft und der gesamte Verein den Abstieg aus der Regionalliga akzeptiert und sich in Richtung Zukunft ausgerichtet haben. In Vöcklabruck lag einiges im Argen, davor durfte man die Augen nicht verschließen. Dann hat uns sicherlich in die Karten gespielt, einen sehr guten Start erwischt zu haben. So hat das Team frühzeitig Selbstvertrauen tanken können und auf dem Platz läuft es durch die breite Brust wirklich wie geschmiert. Die Jungs merken, dass sie stark unterwegs sind, wenn sie ihre Leistung abrufen. Und bis dato noch kein einziges Gegentor kassiert zu haben, stärkt den Rücken doppelt und dreifach." Trotz der jüngsten Erfolge mahnt Gerster aber zur Vorsicht, und tritt schon ein wenig auf die Euphoriebremse: "Natürlich steigt mit jedem Sieg die Erwartungshaltung, aber momentan müssen wir uns gar nicht so sehr darüber unterhalten, wo wir am Ende der Saison stehen können bzw. stehen wollen. Es war ja nicht zu erwarten, dass es so schnell so gut funktioniert, zumal ich ja erst kurz vor Saisonbeginn meine Arbeit hier aufgenommen habe. Klar sehen wir, dass die Liga uns aktuell hinterherläuft, aber jeder Lauf hält nicht ewig. Es wird Tage geben, an denen wir eine schlechtere Form haben und unser Spiel nicht so gut auf den Platz bringen. Wenn wir es schaffen, aus solchen Begegnungen Punkte mitzunehmen, dann sind wir ein Spitzenteam. Bis dato ist es lediglich so, dass das Potenzial für einen Aufstieg erkennbar ist. Im Team hat sich eine gute Mentalität entwickelt, die nicht zuletzt mit dem Niedergang des Vereins in den letzten Jahren zusammenhängt. Alle Spieler samt der neuen Jungs haben verstanden, worauf es ankommt: Neuanfang, neue Identität, Zuschauer zurück ins Boot holen, eine Basis mit Perspektive schaffen. Zu diesen Motiven würde es nicht passen, sich Mitte September schon als unbesiegbares Nonplusultra der Liga zu verstehen. Vielmehr ist es so, dass meine Jungs unheimlich große Lust verspüren, Woche für Woche noch einen draufzusetzen. Siege bereiten Freude, kommen aber nicht von ungefähr." Ein wichtiger Erfolgsgarant waren zuletzt auch besonders die Ersatzspieler, da aufgrund vieler Verletzungen und Sperren die Stammelf oft nicht komplett war. Man konnte dennoch, obwohl der vielen Ausfälle, die letzten Spiele erfolgreich meistern. Von Begriffen wie B-Elf will Gerster aber nichts wissen: "Wir haben ein wenig rotiert, die Formulierung "B-Elf" halte ich aber für überspitzt. Die in die Mannschaft gerutschten Spieler haben ihre Qualitäten, da sehe ich den Unterschied zu den vorherigen Startformationen als relativ gering an. Es ist für mich als Trainer kein Nachteil, solch ein Spielermaterial zu besitzen. Von Glanz und Gloria werde ich nicht sprechen. Ich bin jetzt 23 Jahre alt, das ist meine erste Station im Seniorenbereich und ich bin sehr froh, dass mir der FCV diese Chance gibt. Für mich gilt es nach wie vor, dieses Vertrauen zurückzuzahlen. Ein guter Start ist oftmals richtungsweisend, es gibt aber auch gegenteilige Beispiele. Darum ist der Fokus auf die kommende Aufgabe größer als die Euphorie, welche aber zweifelsohne auch vorhanden ist. Man muss diese dosiert mitnehmen." Abschließend kann und muss man sagen das nach nun 1/4 der Saison der 1.FC Vöcklabrück die Liga sehr beeindruckt hat und das Team um Andreas Gerster einen tollen Job macht. Sollte man die letzten Leistungen bis zur Winterpause bestätigen können wird kein Weg daran vorbeigehen, diese tolle Mannschaft samt Trainer zum Aufstiegsaspirant Nummer 1 zu zählen!
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