✠Ritter-Sporn✠ Ausgabe März 2012 | Online-Zeitung der Armen Ritter Christi | 17.03.2012 |
Liebe Schwestern und Brüder in Christo, Wie Ihr ja wisst, versuche ich in den wöchentlichen "Wort(en) zum Sonntag" aus den jeweiligen Lesungstexten meine Gedanken für unseren Alltag heraus zu filtern, was unser Leben miteinander und vor allem unser Leben mit unserem Nächsten betrifft. Doch ist dieser 4. Fastensonntag, der Sonntag "Laetare" (drei Wochen vor Ostern) für unseren Orden kein Sonntag wie jeder andere. Es ist auch unseres Ordens Feier- und Gedenktag, unser "Non-Nobis-Domine-Tag", im Gedenken der Hinrichtung des Großmeisters Jacques de Molay vor exakt 698 Jahren. Dennoch habe ich die eine oder andere Schwierigkeit, einen klaren und für unsere Ordensgemeinschaft relevanten Gedanken für DIESEN Sonntag zu finden, was in dem Umstand liegt, dass der heutige 18. März ein für unsere Gesellschaft und für unser Land nicht ganz so unwichtiger Tag ist, finden sich ca. 1240 Personen aus Politik, Wissenschaft und Kultur in der Bundesversammlung zu Berlin zusammen, um "Demokratie" zu spielen und um ein neues Staatsoberhaupt für Deutschland zu wählen - (was dem Steuerzahler im Übrigen mehr als 1 Million Euro kostet). Nach dem Rücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten Wulff hatte ich ja schon meine Gedanken zum Thema "Oberhaupt" und zu unserer Vorstellung einer anderen Staatsform geäußert. Was aber ein Staatsoberhaupt, ein Oberhaupt einer Nation wirklich sein kann, sehen wir NICHT in unserem Land, sondern in den Ländern um uns herum. Dänemark feiert das 40-jährige Thronjubiläum ihrer Königin, England und ein ganzes Commonwealth sogar das diamantene Thronjubiläum einer Dame, die mehr als zwei Generationen ihrem Land zu Diensten stand. Weltweit sitzen Millionen Menschen vor den Bildschirmen, um die Hochzeit irgendeines Mitglieds eines Königs- oder Fürstenhauses zu verfolgen … Komischerweise hat das Wort "Oberhaupt" auch heute noch - in dieser Welt von "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" - einen mystischen Klang. Wenn von einem Oberhaupt die Rede ist, spürt man bei vielen Menschen regelrecht ein wenig Respekt: "Oberhaupt einer Nation", "Oberhaupt der Kirche", "Oberhaupt eines Ordens" … oder auch "Familienoberhaupt". Es muss sich dabei nicht unbedingt um die Familie Habsburg oder Hohenzollern handeln, auch Familie Hinz und Kunz haben - wenn es sich um eine traditionelle Familie handelt - ein Oberhaupt, |
das (zumindest nach außen hin) das Sagen und eine gewisse Befehlsgewalt hat (auch wenn die Frau HINTER dem Mann meist beschließt, was der Mann zu entscheiden hat). Aber der Begriff "Oberhaupt" vermittelt beim Hören schon ein wenig Würde und Erhabenheit, und DAS sind schon Dinge, zu der der Mensch schon von Natur aus eine Affinität hat. Nach wem oder was soll sich der Mensch denn richten, wenn er keinen hat, zu dem er aufschauen, nach dem er sich richten kann?
Ich bin nun alles andere als ein Philosoph, ich habe auch keine Staatswissenschaften studiert, auch in der Anthro- pologie kenne ich mich absolut nicht aus, doch brauche ich das alles nicht, liebe Schwestern und Brüder; es reicht auch nur ein wenig Menschenverstand um zu verstehen, dass ein Land, eine Nation ein Oberhaupt, das dem Volk Einheit und Zusammengehörigkeitsgefühl gibt, braucht. Das Oberhaupt zeigt in seinen Entscheidungen und in seinen Handlungen, WARUM es das Oberhaupt dieser Nation ist, WARUM er der ERSTE des Volkes ist, WARUM ausgerechnet ER es ist, der das Land nach innen und nach außen repräsentiert und somit dem Land Würde und Stolz verleiht. Der Mensch - sei er Bau- oder Feldarbeiter, Arzt oder Universitätsprofessor - will gleichermaßen stolz auf das Oberhaupt sein, und jeder weiß sich von diesem Oberhaupt überall auf der Welt vertreten. Das Oberhaupt spricht in MEINEM Namen, das Oberhaupt nimmt Anteil an MEINER Freude und an MEINEM Leid – und ICH nehme Anteil am Leben meines Oberhauptes. Das Oberhaupt teilt meinen Glauben und mein Glaubensbekenntnis, weil das Staatsoberhaupt der Mittler zwischen seinem Volk und Gott ist, von dem er seine Macht und Autorität schließlich erhält. Oberhaupt und Untertanen sind, wenn man es genau nimmt, eine große, einheitliche Familie.
Das bedingt natürlich, dass das Oberhaupt auch ein wenig Würde und Erhabenheit ausstrahlt. Wenn das Oberhaupt sich nämlich alles andere als „vorbildlich“ verhält, wenn er gerne SICH selbst immer in den Mittelpunkt stellt, wenn er für sich selbst nur Vorteile aus seiner Position auf Kosten seiner Untertanen zu ziehen sucht, wenn er die Menschen, über die er Oberhaupt ist, unwürdig und sogar unmenschlich behandelt, hat er von vorneherein schon seine Stellung als Oberhaupt verwirkt. Und wenn er daraus keine Konsequenzen zieht, kann er sogar zum Diktator werden, nur um seine (Macht-)Position zu erhalten.
Auch wenn er für unseren Orden nicht das beste Beispiel ist, so darf ich an ein Oberhaupt erinnern, das dem Begriff des „Oberhauptes“ und „Monarchen“ einen neuen Stempel aufgedrückt hat, indem er sagte, dass das Oberhaupt „der ERSTE Diener seines Staates“ sei. Friedrich II. von Preußen hat leider SEHR viel Unsinn und sehr viel Gefährliches gesagt, weshalb er heute, in seinem 300. Geburtsjahr, auch von allen Seiten so gefeiert wird. Betrachtet man aber seine Zugehörigkeit zum Freimaurertum und seine persönliche Freundschaft mit den Hauptakteuren der Französischen Revolution, dann kann man nachvollziehen, woher die ganzen a-christlichen Ansichten des Preußenkönigs herrühren. DENNOCH hat er insofern Recht, dass das Oberhaupt der erste Diener des Staates (der Institution, des Ordens, der Familie) sein soll – doch hat er absichtlich vergessen, dass es ÜBER dem Monarchen ein weiteres, größeres Oberhaupt gibt, nannte er sich doch selbst „Friedrich, von Gottes Gnaden König von …“. Wie kann ein
König von Gottes Gnaden seinen Untertanen alle Freiheiten einräumen, auf „das jeder nach seiner Facon selig werde“? Wenn ein König seinen Untertanen erlaubt, alles zu tun, wonach ihnen gelüstet, dann macht er sich selbst als Oberhaupt, als oberster Entscheider, nutz- und sinnlos, weil dann im Prinzip jeder sein eigenes Oberhaupt ist. Wer aber „König von Gottes Gnaden“ ist, der hat IHM gegenüber auch eine große Verantwortung, ansonsten würde er Gott ODER seine Untertanen belügen. Wer „König von Gottes Gnaden“ ist, der stellt Gott auch in den Mittelpunkt aller seiner Entscheidungen und Überlegungen. Doch Friedrich II. von Preußen hatte seine Gründe, warum er sich zwar noch "König von Gottes Gnaden von Preußen hatte seine Gründe, warum er sich zwar noch „König von Gottes Gnaden“ nannte, warum er mit Gott aber nichts zu tun haben wollte …
Ein weiteres Oberhaupt feiern wir am heutigen 18. März, nämlich Jacques de Molay, den Großmeister eines großen, mächtigen und einflussreichen Ritterordens. Wie wir ja bereits wissen, wurde der Orden bereits 1308 von Papst Clemens V. von allen Vorwürfen frei gesprochen und die Ritter hatten die Absolution erhalten. Doch Philip IV. war in chronischer Geldnot und schuldete dem Tempel eine Menge Geld. Durch die Zerschlagung des Tempels wurde er nicht nur seine Schulden los – er konnte sich auch des Reichtums des Ordens bemächtigen. Viele unserer treuen Vorfahren fanden Unterschlupf in anderen Ritterorden (hauptsächlich im Christusorden in Spanien), andere flüchteten nach England und Schottland (und fielen später GANZ ab), viele fanden aber den Tod, darunter Jacques de Molay und 4 seiner Getreuen, die auf dem Scheiterhaufen in Paris ihre Seele ihrem Schöpfer zurück gaben – am 18. März des Jahres 1314, heute vor 698 Jahren.
Doch er starb als Ritter und als Oberhaupt eines Ritterordens, treu zu seinen Untertanen, treu zu seiner Kirche und zu Gott. Er starb auch FÜR seine Brüder und er litt und starb MIT ihnen. Souverän stellte er sich den Flammen, in der Hoffnung, dass es dem Orden vielleicht doch noch zum Segen gereichen würde. Doch der Hass, der Neid und der Hochmut des Königs von Frankreich sollte nicht nur dem Leben des Oberhauptes, sondern dem Leben des ganzen Ordens ein Ende setzen.
Dieser Tag, der 18. März, an dem die Bundesversammlung ein neues Staatsoberhaupt wählt (das eigentlich gar keins ist), gedenkt unser Orden unseres vormaligen Oberhauptes Jacques de Molay und aller unserer Vorfahren. Wenn wir den sonntäglichen Gottesdienst besuchen, so beten wir für all‘ unsere tapferen und mutigen Vorfahren. Wir beten für unseren Orden, auf dass Christus, dessen Arme Ritter zu sein wir die große Gnade haben, ihn leite, segne und beschütze.
Betet, liebe Brüder und Schwestern, aber auch für mich, Euer Oberhaupt, auf dass ich immer weise und gerecht sei, auf dass ich immer besonnen und klug handle, auf dass ich nie unwürdig werde meinem Gott oder meinen Schwestern und Brüder gegenüber, auf dass ich ein treuer und würdiger Diener aller meiner Schwestern und Brüder sei.
Einen gesegneten Non-Nobis-Domine-Tag, einen gesegneten 4. Fastensonntag wünsche ich Euch,
+ nnDnn +
Die Seite des Großmeisters ...
"In principio erat verbum" (Am Anfang war das Wort) ist die Devise des Großmeisters ✠ Berthold Möller (geb. 1962, Großmeister des OPMC seit 2009 und Herausgeber des "Ritter-Sporn"), der damit ein klares Bekenntnis zur Wahrheit und Gerechtigkeit ablegt. "Am Anfang war das Wort", es begleitet uns jeden Tag, und es wird auch noch sein, wenn wir schon lange nicht mehr sein werden. ✠ nnDnn ✠
Non nobis Domine, non nobis -
sed nomini tuo da gloriam!
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