Es ist das Schöne an unserem Sport, dass das Unerwartete eintreffen kann. Das tut es auch manchmal, nicht mehr so oft wie in den guten alten Zeiten, als z. B. König Otto den FCK aus der zweiten Liga zur Meisterschaft führte oder der 1. FC Nürnberg nach einer gewonnen Meisterschaft im nächsten Jahr sang- und klanglos abstieg. Alles schon mal dagewesen und trotzdem hatte man das Gefühl, dass es heute nicht mehr passieren kann, da die Finanzschere nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch bei den Profiklubs größer geworden ist und das Undenkbare nicht mehr vorkommen kann. Denken wir mal mittel- und langfristig im kurzfristigen Etablisment Fußball Bundesliga, denn was derzeit komplett untergeht sind die Verwerfungen, die das geradezu alberne Tabellenbild für den BVB bedeutet. Das Thema Reus kann man getrost als abgehakt ansehen, denn ein Marco Reus wird sicherlich den Verein verlassen und zu einem Spitzenclub wechseln, da die einzige Chance die der BVB hatte darin lag, ein ernstes Wort um die Meisterschaft mitzureden. Der Hoffnungsschimmer Champions League wird da nicht helfen, denn es ist aus heutiger Sicht unvorstellbar, dass der BVB hier einen Durchmarsch startet. Dazu fehlt derzeit einfach auch die Qualität. Ein Rattenschwanz von Nachzüglern die das sinkende Schiff verlassen wird ist noch nicht absehbar. Fragt man sich, wie man einen Mats Hummels halten soll, der sicherlich charakterlich einwandfrei seinen Dienst schiebt, aber auch zwangsläufig die Bedeutung des eigenen Hemds in den Vordergrund seiner Gedanken mit einfließen lassen wird. Der Aktienkurs des BVB hat sich dafür noch recht gut gehalten. Wenn allerdings die Ergebnisse der 1. Mannschaft weiter ihren Lauf nehmen, werden die Anteilseigner das sinkende Schiff genauso schnell verlassen, wie der ein oder andere Kapitän eines |
havarierenden Kreuzfahrtschiffes. Da kann man noch froh sein, dass der Einstieg von Evonik vor der sportlichen Talfahrt stattgefunden hat, aber das Unternehmen kann es sich nicht leisten dem Geschehen tatenlos zuzusehen und wird Berater engagieren, die die Arbeit der Verantwortlichen kritisch beaufsichtigen, was das Daily Business nicht einfacher machen wird. Wer also trägt die Verantwortung für diese Krise und wenn man auf Ursachenforschung geht, kommen wir leider nicht umhin, das System Klopp kritisch zu hinterfragen. Das starre System das Klopp spielen lässt ist sicherlich hauptverantwortlich für den Niedergang. Da sind andere Mannschaften deutlich weiter, die auf die verschiedenen Einflüsse innerhalb von 90 Minuten ganz anderes reagieren können. 4 – 2 – 3 – 1 mit schnellen Gegenstößen ist praktikabel , solange man eine derart überlegene Ausrüstung an überdurchschnittlichen Spielern sein eigenen nennen kann. Jürgen Klopp geht nicht von seinem System weg und die Gegner lernen jedes Jahr besser, sich dagegen zu rüsten und die nötigen Veränderungen durchzuführen. Dazu kommt, das die Offensivabteilung weit von der alten Durchschlagsfähigkeit entfernt ist. Ramos und Immobile sind nicht in der Lage das Lewandowski Loch ansatzweise zu stopfen. Bälle werden viel zu schnell hergeschenkt und wenn eine Mannschaft wie die Eintracht einen höheren (sicherlich ungeplanten) Ballbesitzanteil als der BVB hat, wird klar dass es zwangsläufig ein Problem für das Team ist, den Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten. Diese Abwärtsdynamik führt zu Fehlern. Egal ob Wiedenfeller, Subotic, Durm, Piszczek und der völligst überforderte Ginter (schlappe € 10.000.000 Ablöse) … |
alle diese Profis spielen deutlich unter den Möglichkeiten, die sie haben. Sokratis und Hummels würden gebraucht, waren aber in Frankfurt nicht einsatzbereit. Bender und Kehl geben ihr Bestes, aber die offensiv ausgerichteten Mkhitaryan, Kagawa, Großkreutz und Aubameyang sind nur in der Lage Konterfußball zu spielen, das ist durchschaubar und wird, wie gesagt, von den Fußballehren des Gegners immer wirkungsvoller bekämpft. Am Sonntag hatte die verblassende Lichtgestalt Klopp gerade mal 3 Feldspieler auf der Bank. Da ist es doch irgendwie kein Zufall, dass die Borussia ein mittlerweile schon legendäres Verletzungspech hat. Irgendwas in der medizinischen Abteilung läuft falsch und zwar schon lange und die Erfolge überdeckten das bisher einigermaßen, aber jetzt ist man mit einem sündhaft teuren Kader auf den letzten Tabellenplatz angelangt. Kloppo steht vor der größten Herausforderung seiner Trainerlaufbahn, war er doch sonst immer unantastbar. In Mainz schaffte er es einmal 7 Spiele hintereinander zu verlieren, da war sowieso immer Ruhe im Umfeld und in Dortmund war man froh die Emotionsmaschine Klopp gewonnen zu haben. Die Erwartungshaltung am Anfang seiner Tätigkeit war auf Grund der niederschmetternden finanziellen Situation des Vereins eher gering, doch heute wird man nicht mehr lange zuschauen können und die Kurzatmigkeit bei der Pressekonferenz nach dem Spiel bei der Eintracht zeigt, wie innerlich angegriffen der Erfolgstrainer mittlerweile ist. Die nächsten 4 Spiele werden über den Verbleib in Dortmund entscheiden. Trotz lang laufendem Vertrag wird Jürgen Klopp sicherlich dem Verein keine Steine in den Weg legen, wenn es hart auf hart kommt. Wir können sehr gespannt sein, ob der Krisenmanager Klopp den Turnaround schafft. Die Rahmenbedingungen dafür scheinen nicht ideal. |
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Online-ZeitungWochenzeitung der Spvgg Eltville - Dienstag 02.12.2014 - Seite 4 |
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