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Fünf Flüchtlingsunterbringungen in Köln werden von der Tafel beliefert. „Die Nachfrage ist groß, aber uns stehen nicht genügend Lebensmittel zur Verfügung, um weitere Heime versorgen zu können“, erklärt Karin Fürhaupter, Vorstand der Kölner Tafel. Wie viele Flüchtlinge Lebensmittel über die öffentlichen Ausgabestellen beziehen, könne niemand sagen.

Marita Bosbach vom Deutschen Roten Kreuz, dem Träger des Heims in der Herkulesstraße, dementiert die Kritik an der Versorgung: „Wir bieten eine üppige Verpflegung an, frisches Obst und Gemüse stehen immer auf dem Speiseplan.“ Auch nehme man Rücksicht auf religiöse und kulturelle Ansprüche: „Während des letzten Ramadans haben wir mit einer benachbarten Moschee zusammengearbeitet, die die Gläubigen nach Einbruch der Dunkelheit zum Fastenbrechen aufsuchen konnten“, berichtet Bosbach. Für den kommenden Fastenmonat plane man eine Spätausgabe in der Unterkunft selbst, Schweinefleisch werde grundsätzlich nicht angeboten.

Etwa 4800 Flüchtlinge leben derzeit in Köln, 2013 hat sich ihre Zahl verdoppelt. Das größte Problem der Stadt ist die Unterbringung der Asylsuchenden, wie fast überall in Deutschland. Da die regulären Heime überfüllt sind, werden Flüchtlinge mittlerweile auch in Containern, leer stehenden Turnhallen und ehemaligen Hotels einquartiert, in Köln-Porz soll sogar ein Baumarkt als Unterkunft genutzt werden.

Die Mitarbeiter der „Mütze“ kennen diese Notunterkünfte, auch dort lebende Flüchtlinge kommen häufig zur Lebensmittelausgabe.

Die Zustände in den Hotels, die zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden seien oft katastrophal, berichtet Leiseifer: "Die Leute sind eng zusammengepfercht und es gibt keinen Wachschutz. Oft kommt es zu Konflikten zwischen den Bewohnern; vor allem alleinstehende Frauen haben es dort sehr schwer."


 Flüchtlinge in Deutschland

Die bisher meisten Asylanträge 2014 wurden in Deutschland von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen gestellt, gefolgt von serbischen Roma, die vor rassistischer Gewalt und Marginalisierung fliehen. Weitere häufig vertretene Herkunftsländer von Asylsuchenden sind die Dauerkrisenherde Afghanistan und Irak sowie die Militärdiktatur Eritrea. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl liegt Deutschland bei der Zahl der gestellten Asylanträge nur im europäischen Mittelfeld; dennoch fürchten sich viele Deutsche vor „Überfremdung“ und wehren sich gegen die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften in ihrer Region. Gleichzeitig bilden sich aber auch zahlreiche Willkommensinitiativen, in denen Bürger Flüchtlinge unterstützen, zum Beispiel mit Kleiderspenden und kostenlosen Deutschkursen.


Prölß weist zudem auf den Kostenfaktor hin: „Hotels sind die teuerste Unterbringungsmöglichkeit, für eine vierköpfige Familie zahlt die Stadt durchschnittlich 3000 Euro im Monat“. Dennoch gibt es oft keine andere kurzfristige Lösung: In ganz Deutschland sind Städte und Kommunen mit der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen überfordert.

Überall auf der Welt steigen die Flüchtlingszahlen, auch in Europa und Deutschland – eine Tendenz, die angesichts der zahlreichen Kriege und Konflikte weltweit absehbar war. 2013 stellten insgesamt 127.000 Menschen Antrag auf Asyl in Deutschland, mehr als doppelt so viele wie 2011; in diesem Jahr waren es bis Oktober bereits knapp 160.000. Prölß wirft sowohl der Bundespolitik als auch den Kommunen vor, weder rechtzeitig noch angemessen reagiert zu haben: „Die Lösung des Problems der Flüchtlingsunterbringung ist der soziale Wohnungsbau – wir brauchen mehr Sozialwohnungen, die gemischt belegt werden müssen, also sowohl mit Flüchtlingen als auch mit Deutschen. Das wäre die günstigste und integrationspolitisch sinnvollste Maßnahme.“

Der lila Einkaufstrolley mit der Nummer 87 gehört Zahra Jafari, die mit ihrer Familie aus Afghanistan geflüchtet ist. Seit einem Jahr ist sie in Deutschland, momentan lebt die Familie im „Hotel Arena“ in der Vorsterstraße, das die Stadt Köln für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet hat. „Ich habe drei Kinder, wir leben zu fünft in zwei kleinen Zimmern“, berichtet sie. Anders als die Flüchtlinge in der Herkulesstraße kann Jafari im Hotel selbst kochen. Zur Lebensmittelausgabe kommt sie, weil die staatlichen Zuwendungen kaum ausreichen, die sie im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes bekommt: Etwa 140 Euro "Taschengeld" erhält ein Erwachsener im Monat. „Meine beiden jüngeren Söhne gehen zur Schule, mein Mann und ich besuchen jeden Freitag einen Deutschkurs. Wir würden gerne hier bleiben“, sagt Jafari und macht sich mit ihrem Einkaufstrolley auf den Heimweg.

Der Tag | 28.11.2014, Seite 2

Bildergalerie: Die Lebensmittelausgabe in Köln-Mühlheim                                                               

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