Der FC Bayern dominiert die Fußball-Bundesliga, mancher Ausnahmesportler ist so konkurrenzlos, dass seine Gegner nicht mehr an ihre Chance glauben. Doch manchmal führt selbst Unbesiegbarkeit nicht zum Erfolg. Wir haben scheinbar geglaubt, dass wir unbesiegbar sind“ – so klingt die Klage eines Bayern-Trainers nach der ersten Saisonniederlage. Das ist eine bereits vollendete Tatsache. Die Rede ist nicht von Pep Guardiola. Sondern von Svetislav Pesic, dem Kollegen vom Basketball, den vor zwei Wochen die Heimpleite gegen Aufsteiger Göttingen erzürnte. Das Wort „unbesiegbar“ bekam bei Pesic einen sarkastischen Beiklang. Guardiola nimmt es nicht in den Mund. Viel besser als die ausgesprochene Unbesiegbarkeit ist die unausgesprochene. Die, die im Kopf der Gegner existiert. Und immer mehr beherrscht sie die Vorstellungswelt der Bundesliga: die gefühlte Unbesiegbarkeit der Bayern. Guardiola muss sie nicht noch betonen. Im Gegenteil, er konterkariert mit warnenden Worten das Vereins-Mantra „Mia san Mia“, bairisch für: Uns kann keiner. Seine rituelle öffentliche Überhöhung des jeweils nächsten Gegners lässt auch seine Spieler, die eigentlichen Adressaten der Botschaft, manchmal schmunzeln. Eine zu bestaunende Weltattraktion! Guardiola über den VfB Stuttgart: „Klasse-Team, Superkontermannschaft“. Resultat, einen Tag später: 2:0 für Bayern. Über den SC Paderborn: „Talent, Qualität, sehr aggressiv“. Ergebnis: 3:0. Hannover 96: „Sehr gute Organisation, sehr gutes Defensivverhalten“. Endstand: 4:0. Nur zum Tabellenletzten Bremen fiel Guardiola als Gefahr für Bayern nur der Satz ein: „Elf gegen elf, und es steht 0:0 ab Minute eins.“ Der Stand nach Minute neunzig: 6:0.Beim 3:1-Pokalsieg in Hamburg (Guardiola vorher: „gute Mannschaft, unmöglich ein Abstiegskandidat“) gab es nicht, wie früher, einen Empfang mit „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“-Gesängen. Es weiß ja kaum noch einer, wie das geht. Und wenn sie doch noch einmal in ein fremdes Stadion kommen, in dem die Volksseele kocht, ist spätestens nach dem ersten Bayern-Tor der Ofen aus. Seit 124 Liga-Spielen, seit dem 2:3 im Februar 2011 in Köln, haben sie keine Partie, in der sie in Führung gingen, verloren. In Hamburg gab es Sonderbeifall für WM-Helden wie Torwart Manuel Neuer und der BVB wird am Samstag in der zweiten Halbzeit erdrosselt vom Druck der bayrischen Gladiatoren von Weltformat. Wohin die Guardiola-Bayern kommen, herrscht vorfreudige Erwartung. Sie gilt nicht mehr einem zu bekämpfenden Gegner, sondern einer zu bestaunenden Weltattraktion. Seit dem 1:2 gegen Leverkusen vor zwei Jahren haben sie von den 55 Ligaspielen, in denen die Liga noch nicht entschieden war, kein einziges verloren. Es ist die längste Dominanz in der Geschichte des deutschen Fußballs. |
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Online-ZeitungWochenzeitung der Spvgg Eltville - Dienstag 04.11.2014 - Seite 5 |
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