... sagt Notenbank-Chef Nowotny
Rückläufige Unternehmenskreditvergabe hemmt Konjunkturauf- schwung
Mit Strafzinsen auf jene Gelder, welche die Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, will seit einigen Wochen die Euro-Notenbank die europäischen Kreditinstitute zur Kreditvergabe zwingen. "Es handelt sich nur um die Einlagen der Banken bei der EZB", kommentiert Österreichs Notenbankgouverneur Ewald Nowotny.
Österreichs Banker hatten sich bereits bemüht, zu beruhigen, die Kunden würden sicher nicht mit nominellen negativen Zinsen konfrontiert. Einlagen der privaten Sparer bei den Banken seien nicht betroffen, das hätten die Banken in Österreich und Deutschland klar bestätigt, sagte auch Nowotny. Die Einlagenzinssätze seien nicht hoch, aber nicht negativ. Nowotny bekräftigte, dass zwischen 1949 und 2014 in fast 60 Prozent der Zeit der reale Zins am Sparbuch negativ gewesen sei.
Ob sich die Banken durch die neuen Strafzinsen zur Kreditvergabe zwingen lassen werden, gilt in der Bankenbranche als umstritten. Nowotny sieht in den geldpolitischen Entscheidungen der EZB eine gewisse historische Dimension, die Negativzinsen seien als ein Teil des Gesamtpakets zu sehen.
Kreditklemme für unsere Firmen
In Europa sei die Kreditvergabe an die reale Wirtschaft nach wie vor schwach, bei Unternehmenskrediten sogar rückläufig. "Das ist natürlich ein massives Hemmnis für einen Konjunkturaufschwung." Das sei vor allem ein Problem der Peripherieländer - also der südlichen Euroländer. Bei Unternehmenskrediten gab es aber auch in Österreich im letzten Quartal leichte Rückgänge bei Firmenkrediten.
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Der Nationalbankgouverneur räumt ein, dass die Banken in Europa während der Bilanzchecks und Stresstests durch EZB und europäische Bankenaufsicht alle etwas zurückhaltend seien. Nowotny geht davon aus, dass es "nach dem Stresstest doch wieder zu reiner stärkeren Kreditentwicklung kommt". Das wolle die EZB mit ihrem Maßnahmenpaket unterstützen. Zu dem Paket gehört auch ein 400 Mrd. Euro schweres Kreditprogramm für Banken ab Herbst, das "ein sehr gut überlegtes Experiment" sei.
"Wir haben Finanzierungsfenster geöffnet, wir sind uns bewusst, dass die Verfügbarkeit von Finanzierung nur ein Element ist." Was die EZB auf der geldpolitischen Seite machen konnte, habe sie gemacht. Nun sei auch die Finanz- und Strukturpolitik an der Reihe. Nowotny bleibt beim Zitat des Ökonomen Keynes: "Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie selber." Die OeNB-Chefökonomin Doris Ritzberger-Grünwald präzisiert: "Es geht vor allem daran, die Pferde in den südeuropäischen Ländern zur Tränke zu führen", also um die ehemaligen Programmländer (Euro-Krisenländer, Anm.). Dort gebe es tatsächlich das Problem, dass es überhaupt keine Kredite gebe oder Kredite nicht die Richtigen erreichen.
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