Erstes Projekt - Der Prozess Methoden

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1Erste Seite 2Fakten 3Der Prozess Theorien 4Der Prozess Methoden 5Ergebniss 6Mental Maps 7Mental Maps 2 8Interviewanalyse und Ausblick
Seite 1/8

Die Ergebnisse

Wie werden die mentalen Bilder medial verhandelt?


Mediale Verhandlung durch Distanz



Ausgangspunkt der medialen Analyse zu den zwei tragischen Ereignissen aus dem Jahre 2007 und 2009, ist unter anderem das schon erwähnte Metapherverständnis nach Johnson und Lakoff. Die Metapher "Goldküste" ist nach diesem Verständnis nicht nur eine sprachliche Verwirklichung, sondern ein Konzept, das sowohl Handeln und Denken durchdringt.

Konkret wurde in der Analyse der Zeitungsartikel untersucht, wann und in welchem Zusammenhang der Begriff "Goldküste" auftaucht, dies immer im Bewusstsein, dass dieser Begriff mehr als nur eine sprachliche Konstruktion ist. Dabei wurden verschiedene Phänomene ersichtlich, wobei als erstes auf den Aspekt der Distanz eingegangen werden soll.

Betrachten wir zuerst den Fall der gewalttätigen Jugendlichen aus Küssnacht.. In fast allen Artikeln der überregionalen Zeitungen und auch in dem untersuchten Artikel von Spiegel Online fällt der Begriff "Goldküste". Nur in der Regionalzeitung Zürichseezeitung ist die Metapher nicht auffindbar. Der folgende Ausschnitt aus Spiegel Online zeigt, dass hier das Verhalten der Jugendlichen als nicht Goldküsten-konform beschrieben wird respektive nicht dem Bild entspricht, das die Goldküste zu repräsentieren scheint.

"Goldküste nennt man das Ostufer des Zürichsees. Die Sonne scheint hier länger und intensiver als am Westufer, das die Schweizer "Pfnüsel-Küste" (Schnupfenküste) nennen. Es blühen hier Oleander und Zitronenbäume, ab und an weht ein milder Wind von den Hängen hinab und kräuselt das Wasser, in dem sich die Sonne spiegelt. Im Hintergrund schimmern die Gipfel der Schweizer Alpen. Hier leben Schauspieler, Tennisstars und Wirtschaftsbosse. Die Steuern sind niedrig und die Immobilienpreise hoch. Hier an der Goldküste, zehn Minuten mit der S-Bahn südlich von Zürich liegt Küsnacht. Hier gingen Benji, Ivan und Mike, die "Schläger von München" in die Schule. Zwei Wochen ist es her, dass die drei während einer Klassenfahrt in München zunächst auf einen Behinderten und zwei Obdachlose, auf einen Studenten und schließlich auf einen Familienvater einbrügelten." (Spiegel-Online, 3.07.09)

In den Artikeln aus dem Blick, der NZZ und dem Tagesanzeiger fällt die Metapher "Goldküste" zwar auch, aber es wird nicht in dieser Weise auf ein Stereotyp hingewiesen, wie bei Spiegel-Online. In der ZSZ wird lediglich von Jugendlichen aus Küsnacht geschrieben.

Auch in den Artikeln zum Brandstiftervorfall ist die Verhandlung in den verschiedenen Zeitungen ähnlich,

wie beim Vorfall von München. In der ZSZ wird die Metapher nicht verwendet, in der NZZ jedoch schon. Hierzu ein Ausschnitt aus der NZZ vom 7. November 2009:

"Wollte man den typischen, gutbürgerlich-schweizerischen Lebenslauf eines jungen Mannes skizzieren, der in ländlicher Umgebung aufwächst, dann könnte das Bild so aussehen: wohnhaft an der Zürcher Goldküste, Sohn einer intakten Familie, Schulzeit mit mittelprächtigen Leistungen beendet, Lehre als Lastwagenchauffeur, zuverlässiger Angestellter bei der Lehrfirma, Mitglied im Schützenverein und in der freiwilligen Feuerwehr, gesellige Feierabend-Treffen mit den Kollegen in der Dorfbeiz. Dann hört die Normalität aber plötzlich auf, weil der Mann anfängt, Brände zu legen." (NZZ, 7.11.09)

Dieser Ausschnitt gleicht dem vorangegangenem aus Spiegel Online. Auch hier wird, verbunden mit dem Attribut "typisch", auf eine stereotype Vorstellung verwiesen, indem danach die Tat als Abweichung dieses Stereotyps dargestellt wird.

Wie ist diese Differenz zwischen ZSZ und den übrigen Publikationsorganen nun zu deuten? Wieso greifen die Journalisten der ZSZ in den Artikeln zu den zwei Vorfällen nicht auf die Metapher "Goldküste" zurück, sondern sprechen einfach nur von Küsnacht?

Auflage 1 Goldküste 19.12.2011

Einblicke in die Arbeit der Redaktion - Methoden

Gerade in dieser Möglichkeit begründe ich meine Wahl der Methode.

Als Grundlage der Methoden gilt der psychologische Prozess des "kognitiven Kartierens". Dazu Downs und Stea:

"Kognitives Kartieren ist ein abstrakter Begriff, welcher jene kognitiven und geistigen Fähigkeiten umfasst, die es uns ermöglichen, Informationen über die räumliche Umwelt zu sammeln, zu ordnen, zu speichern, abzurufen und zu verarbeiten. [...] Es ist die Art und Weise, wie wir uns mit der Welt um uns herum auseinandersetzen und wie wir sie verstehen". (Downs/Stea 1982)

Mental Maps als methodisches Werkzeug streben die Visualisierung und Verbildlichung dieses von Downs und Stea formulierten kognitiven Prozesses an. Dabei entstehen gemäss Gisela Welz "komplexe Gefüge von Symbolkürzeln - verbaler und bildhafter Natur" (Welz 1991).

Mental Maps sind "lesbare Texte", die eigene Wahrnehmung ausdrücken, die aber auch "Umwelt-Aneignung, -Deutung und -Ordnung" (Hengartner 1999) wiedergeben.

Es entstehen dabei Bilder und Zeichnungen, die die eigene Erfahrung als Grundlage haben und deshalb als einzigartige, subjektive Ausdrucksformen angesehen werden können. Dennoch weisen sie nach Beatrice Ploch auch "gruppenspezifische oder kollektive Ähnlichkeiten auf" (Ploch, 1994).


Inhaltsanalyse der Zeitungsartikel



Da die mediale Verhandlung von Bildern und Vorstellungen im Zentrum dieses Projektes steht, besteht das Forschungsmaterial neben den drei Interviews und den Mental Maps aus ca. 80 Zeitungsartikeln, die in ihrer Länge stark variieren. So sind darunter längere Berichterstattungen, aber auch kurze prägnante Infoschreiben. Ein Teil der Artikel besteht aus Berichterstattungen zu zwei konkreten Ereignissen. Zum einen habe ich Artikel zu dem Vorfall der gewalttätigen Jugendlichen in München aus dem Jahre 2009 gesammelt und zum anderen Artikel zu einem Brandstiftungsvorfall an der Goldküste im Herbst 2007. Die Artikel stammen aus dem Blick, dem Tagesanzeiger, der Zürichsee-Zeitung Bezirk Meilen und von Spiegel Online.

Diese Durchmischung von regionalen, nationalen und internationalen Medien wurde in der Voranahme, dass die Distanz eine zentrale Rolle in der Verhandlung von mentalen Bildern spielt, bewusst gewählt. Ob diese Vermutung bestätigt wurde, zeigen die Ergebnisse.

Der andere Teil der rund 80 Zeitungsartikel stammt ausschließlich aus der regionalen Zürichsee-Zeitung. Die Artikel sind alle aus der willkürlich gewählten Woche vom 1. bis 6. November 2010 und nehmen alle in irgendeiner Form Bezug auf die Goldküste respektive

auf den Bezirk Meilen oder auf einzelne Gemeinden.

Die verschiedenen Artikel habe ich einer Inhaltsanalyse unterzogen. Dabei beziehe ich mich auf Brigitte Lang, die in ihrem Projekt "Mythos Kreuzberg" ebenfalls Medientexte untersucht. Lang stützt sich dabei auf Michel Foucaults Axiom. Danach ist der Sinn einer Aussage "nicht durch die in ihr enthaltenen Intentionen begründet, sondern durch die synchronen und diachronen Oppositionsbeziehungen, die sie voneinander unterscheidet" (Lang 1998). Dies bedeutet, dass "Eigentlichkeit" in jeder Form verneint wird. Weiter formuliert Lang:

"Der Sinn der Aussage liegt nicht im verborgenen Wesen, sondern in ihrer Dominanz gegenüber anderen denkbaren bzw. realen Formationen. Die Frage lautet: Warum diese - und keine andere Aussagen? Was unterscheidet diese von anderen, möglichen Aussage? Welches Interesse wird damit verbreitet, ohne undbedingt intendiert zu sein?" (Lang 1998)

Mit diesem Ansatz von Lang, der schon diskutierten Metapherntheorie von Lackoff/Johnson und dem Habitusgedanke von Bourdieu wurden die Zeitungsartikel analysiert. Schwerpunktartig wurde untersucht, wann die Metapher "Goldküste" auftaucht und wann nicht, immer mit derHintergrundfrage "Warum diese - und keine andere Aussage?". So entstanden verschiedene Kategorien, die als Ergebnisse in Bezug auf die Forschungsfrage, der Frage nach dem "Wie" der Verhandlung zu lesen sind.



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