Über die Autorin: Inga Böhm ist mit Jagdhunden aufgewachsen und hat neben einer Ausbildung zur Tierarzthelferin vielfältigste Schulungen im Bereich der Hundeerziehung im In- und Ausland absolviert. Dazu gehörte eine dreijährige Ausbildung zum Tellington Touch Practioner bei Linda Tellington Jones (USA), eine einjährige Ausbildung bei Turid Rugaas (Norwegen) und eine eineinhalbjährige Ausbildung bei Clarissa von Reinhardt in Bernau bei animal-learn. Sie arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Hundetrainerin und hat 2004 in Ramerberg (Bayern) ihre Hundeschule Waldtraining für Mensch & Hund aufgebaut. Da sie sich u.a. auf die Ausbildung und Führung von Jagdhunden spezialisiert hat, kommen auch immer mehr Hundehalter in ihren Unterricht, die einen jagdlich ambitionierten Hund haben. |
(ib) Nun sitze ich hier vor so vielen Fragen zu dem Training mit jagdlich motivierten Hunden...
Bevor ich auf die einzelnen Fragen eingehe und diese nach bestem Wissen beantworte, möchte ich jedoch noch einleitend etwas zum sogenannten „Anti-Jagd-Training“ erklären.
„Anti-Jagd-Training“ bedeutete übersetzt: Training GEGEN das Jagdverhalten. Die Motivation, die dahinter steckt, ist, das Jagdverhalten unserer Hunde zu kontrollieren, einzudämmen, zu stoppen, aus der Welt zu schaffen, auszumerzen oder weg zu trainieren. Hierzu gehören unter anderem Trainingsmaßnahmen wie der Einsatz von Wurfkette oder -discs, Ratteldose, Sprayhalsband, und wenn die Besitzer mit ihrem Rat völlig am Ende sind, kommt oft sogar das Teletakt-Gerät (vom Tierschutz verboten) zum Einsatz. Aber wann wird dieses Trainingsequipment aktiv eingesetzt? Genau in dem Moment, wenn der Hund eine Handlung zeigt, die wir nicht wünschen. Wir erwarten sprichwörtlich schon ein Fehlverhalten, damit wir auch rechtzeitig eingreifen können, um den Einsatz vom Trainingsequipment nicht zu verpassen.
Was für eine Führungsphilosophie wird hierbei vertreten?
Die Aufmerksamkeit aller Hundebesitzer, die ANTI-Jagd-Training praktizieren, liegt unwillkürlich vollkommen auf dem Jagdverhalten. Auf Dauer ist dieses Prinzip nicht wirklich eine entspannte Lösung und das Vertrauen zu seinem Hund bekommt man dadurch auch nicht zurück. Erklären kann ich es mit diesem Beispiel: Sollte ich jemals auf eine ANTI-Kriegs-Demo eingeladen werden, lehne ich herzlich gerne ab. Alle Anwesenden würden ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf den Krieg richten und nicht auf das was sie eigentlich wollen, und zwar Frieden. Würde ich dagegen auf eine Friedens-Demo eingeladen werde, käme ich sehr gerne.
Genauso beläuft es sich auch mit dem Trainieren und Führen eines jagdlich motivierten Hundes. Wenn man als Hundeführer gegen das Jagdverhalten ist, fällt einem das unerwünschte Verhalten immer mehr auf, bis es einem regelrecht stresst und man zu guter Letzt auch noch das Vertrauen darin verliert, seinen Hund jemals frei laufen zu lassen.
Bei der von mir vertretenen Arbeitsweise mit jagdlich motivierten Hunden lenken wir als Hundeführer die Aufmerksamkeit auf das, was wir vom Hund tatsächlich wollen. Das wären:
Ein ruhiger, entspannter und vor allem ein durchweg „ansprechbarer“ Hund im Freilauf, auch bei frischer Witterung und bei Wildsichtung; ein Hund, der sich gerne an seinem Besitzer orientiert und gerne in der Nähe bleibt.
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